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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0308
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304 6. BUCER AN DIE DREIZEHN ZU STRASSBURG UND AN PHILIPP VON HESSEN
gar nicht zu vermuten were, das wir vff dem Concilio etwas mit andern Nationen
nach der zeit fruchtbars möchten auß richten, So hebe11 man auch nachmals2 hart
ob I 2V I dem Wormischen Edict3 vnd Augspurgischen abscheidt4, darin wir zu vor
vffs grewlichst weren verdammet, Hieruff fienge er an, die Keyfserliche] M[ajes]tat,
als5 die es zum besten mit Deutscher Nation meinte, zum höchsten zu loben, dem-
nach auch den papst, mit dem er etliche mal geredt,6 der auch an im nichs wurde er-
winden7 lassen, das man der8 sachen widerm zu ruw vnd zu leidlicher Reforma-
tion komen konde.9 Vnd da wir daruff bestunden, das man in den anderen
Nationen vnd auch im Niderlandt nieman doch ließ die bibel lesen,10 ia auch nit
seine kindt ir teglich vatter vnser in ir sprach zu lehren oder zu betten,11 Jtem, das
die Keyfserliche] Ma[iestä]t selb auch das newe testament nit wolte lesen,12 Des
gleichen, das man zu Rom vnd sust13 doch alle Mißpreuh hauffete, keinen, ia nit den
geringsten, besserte, Das die Cardinäll auch, so etwan14 zur reformation gerahten,

l) hielte: b2.
m) korr. aus: widerumb.

1. hebe ... bart ob: trage ... schwer an. Vgl. Grimm 10 (= IV,2), Sp. 503 £., 723.
2. zweitens; sodann. Grimm 13 (= VII), Sp.94.
3. Wormser Edikt, vom Kaiser am 26. Mai 1521 unterschrieben; ed. DRTA.JR 2, Nr.92, S.640-
659; CCath 42,2, S. 510-545. Damit verbängte Karl V. die Reichsacht über Luther und dessen An-
hänger. Vgl. TRE 36, S. 287-291; CCath 42,2, S. 484-497.
4. Augsburger Reichsabschied vom 19. November 1530. Darin wurde die Gültigkeit des Worm-
ser Edikts bekräftigt, jedes Unterfangen, evangelische Reformen durchzuführen, zum Landfrie-
densbruch erklärt und das Reichskammergericht mit der rechthchen Verfolgung der Protestanten
beauftragt. Vgl. BDS 12, S. 142 Anm. 5; TRE 28, S.463 f.
5. weil. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.847.
6. Moritz von Hutten hatte Papst Paul III. Anfang Juli 1542 zu Gesprächen in Bologna getrof-
fen. Dorthin war er von Trient aus gereist, wo er sich Ende Jum 1542 für das Konzil aufgehalten
hatte, das damals allerdings mcht eröffnet worden war. Vgl. Ried, Moritz von Hutten, S. 70—72; Je-
din I, S. 389.
7. ermangeln; fehlen. Grimm 3, Sp. 1066.
8. in der.
9. Vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. 141^,16-24.
10. Mit dem sogenannten >Ketzeredikt< von 1529 war es in den Niederlanden zu Verboten meh-
rerer volkssprachiger Bibeln gekommen. Auf den Besitz verbotener Bibelübersetzungen stand die
Todesstrafe. 1540 wurde das Edikt erneuert und die Verfolgung der Ungehorsamen 1m Laufe der
1540er Jahre noch verschärft. Während jedoch in den Niederlanden gewisse volkssprachige Bibel-
ausgaben zugelassen blieben, herrschte m Frankreich ein generelles Verbot. In England war die Ver-
öffenthchung der Bibel schon seit dem Beginn des 15. Jh. verboten. Vgl. Francois, Die volkssprach-
liche Bibel, bes. S. 199—206. Am 10. Mai 1545 schreibt Bucer an den Landgrafen: »Der von Arras,
des Granvels son, der von Leutig und andere bischove haben allen leien die bibel genomen. Druff
staht’s, das bald diß durch gantz Niderland exequieret werde«, Lenz II, S. 348. Für ähnliche Äuße-
rungen s. oben S. 49,17-20; 130,15-17.
11. Vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. 141^,31-
1421,1 •
12. Vgl. das Protokoll des Gesprächs, ThHStA Weimar, EGA, H 663, Nr. 203, fol. 141^,25-30.
13. anderswo. Grimm 16 (= X,i), Sp. 1743.
14. bisweilen.
 
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