Martin Bucers Deutsche Schriften

13. BRIEF BUCERS AN DIE DREIZEHN ZU STRASSBURG, 12. MÄRZ I 546

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Her Balthasar*1 Alterius1 hat nun zum andern mal geschriben,2 das der Papst
der key[serlichen] M[ajestä]t zwelff tausent zu fuß3 vnd tausent pferd4 wolle wie-
der vnß halten vnd daruber zweymal hondert tauset Cronen geben, deren er eins
schon zu Venedig, das ander zu Augspurg1 erlegh5 habe.6 Er schreibt auch, das
der Papst sich seer bearbeyte, das Concilium gon Rom ader Bononiam7 zu trans-
ferieren, Dan wie schlecht es nach zu Trient zu goht, so sind doch etlichek vnder
den Bischouen da selbet, deren nun 50 bey ein sind, die zu fil nach Reformation
schreien.8
Es sollen auch zu Bamberg hauptleut liegen, die knechten gelt vnd bescheit geben,
deren hiedurch auch fil gelauffen sind. Vnser lieber her Christus wolle seine kirchen
gnediglich erhalten vnd bewaren. Das wurdter9 auch thun, ob er vnß schon von
wegen vnser so schweren ondanckbarkeit gegen seinen so theuren gaben etwas
zuchtigen wurdt.
Die Nurenberger1 haben hie gewiße schrifft vnd kundtschafft auß siben burgen,

h) korr. aus: Baltasar.
i) wohl korr. aus: Augpurg.
j) korr. aus: erlegte.
k) wohl korr. aus: etlichen.
l) korr. aus: Nunenberger.
1. Baldassare Altieri (gest. 1550), 1540—1548 Sekretär des englischen Gesandten Sir Edmund
Harvel m Venedig. Altien unterstützte reformatorische Bestrebungen in der Repubhk Venedig.
Im Juni 1546 versuchte er, m der zum Kirchenstaat gehörigen Romagna einen bewaffneten Auf-
stand zu orgamsieren, um das Vordrmgen der päpstlichen Truppen nach Deutschland zu verhin-
dern. Seinem 1545/46 wiederholt geäußerten Wunsch, zum offiziellen Vertreter des Schmalkaldi-
schen Bundes ernannt zu werden, wurde nicht nachgekommen. Vgl. Stella, Utopie, S. 150—154,
167-169; MBW 11, S.61; Lenz II, S. 375; Neudecker, Merkwürdige Aktenstücke, Nr. 139, S.695-
697-
2. Wolrad erwähnt am 7. März m seinem Tagebuch einen auf den 17. Februar datierten Brief
von Altien, der in Regensburg angekommen sei; vgl. Wolrad, Tagebuch, S. 328. Womöghch hatte
Bucer bereits 1m September 1545 ein Schreiben von Altieri erhalten, denn er macht m seinem
Bnef vom 26. September 1545 an den Landgrafen Mitteilungen zu Italien und nennt m diesem
Zusammenhang auch Altieri; vgl. Lenz II, S.37of., 375, 402h Anm. 7. Die jetzt folgenden Mittei-
lungen entmmmt Wolrad jedoch anders als Bucer einem Brief des Guido Giannetti da Fano, von
welchem er am 9. März in seinem Tagebuch berichtet; vgl. Wolrad, Tagebuch, S. 330; Stella, Utopie,
S. 147h, 15 if.
3. Fußknechte.
4. Reiter.
5. entrichtet. Grimm 3, Sp. 898.
6. Dabei handelte es sich wohl um finanzielle Unterstützung für die kaiserhchen Rüstungen; vgl.
Kannengiesser, Reichstag, S. 56.
7. Bologna. Der Papst erwog bereits vor Beginn des Konzils eine Translation desselben nach
Rom oder Ferrara; vgl.Jedin I, S. 425—428. Spätestens 1m Sommer 1546 entstand der Plan, das Kon-
zil nach Bologna in der Romagna zu verlegen, der 1547 ausgeführt wurde; vgl. Jedin II, S. 179 h;
Brockmann, Flug- und Streitschriften, S.323 mit Anm. 9.
8. Einige der Teilnehmer m Trient wurden tatsächlich als dem Luthertum zugeneigt befunden;
vgl.Jedin II, S. 21 f.