Nr. 15
Brief Bucers an Julius Pflug
26. März 1546
Einleitung
1. Entstehung
Am Nachmittag des 21. März, einem Sonntag, übergaben die Präsidenten dem pro-
testantischen Adjunkten Johannes Pistorius, der sich noch in Regensburg aufhielt,1
ihre Stellungnahme zur Protestation der Evangelischen vom 20. März.2 Als Urheber
des Textes muß wohl Julius Pflug gelten.3 Pflug, der am Regensburger Kolloquium
1541 neben Gropper und Eck als Kolloquent der altgläubigen Seite teilgenommen
hatte, hatte 1546 die Berufung als Kolloquent abgelehnt und sich zunächst mit bera-
tender Funktion in Regensburg aufgehalten.4 In der zweiten kaiserlichen Resolu-
tion zur Geschäftsordnung war er jedoch zum Mitpräsidenten für das Kolloquium
berufen worden.5 Nachdem Bischof Moritz von Hutten am 11. März abgereist
war,6 hatte Pflug zusammen mit Graf Friedrich von Fürstenberg die Verhandlun-
gen mit den Protestanten fortgesetzt. In seinem Schreiben verurteilte Pflug nun die
Abreise der Protestanten scharf als Mißachtung der kaiserlichen Autorität, der die
Fortsetzung des Gesprächs wünsche. Überdies erinnerte er an Bucers Versprechen,
daß die Protestanten in Regensburg weitere Bestimmungen des Kaisers abwarten
würden und stellte das baldige Eintreffen des Kaisers in Aussicht. Sollten die Prote-
stanten dennoch abreisen, würden die Präsidenten keine Verantwortung für den
Kolloquiumsabbruch übernehmen.7
Die Stellungnahme der Präsidenten wurde Bucer, der bereits am Morgen des
21. März abgereist war, nach eigener Aussage »nach geschicket«.8 Möglicherweise
hatte Martin Frecht, der Regensburg am 23. März verließ und zwei Tage später in
der Stadt Neuburg noch einmal mit Bucer zusammentraf,9 eine Abschrift des Tex-
1. Um den 21. März reisten die meisten der protestantischen Delegierten ab; s. dazu oben
s. 447 h
2. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S. 469£.; Nebelsieck, Elf Briefe und Aktenstücke, Nr. 11, S. 275-
278. Die Protestation der evangelischen Delegierten ist ediert oben S. 446—456. Die Stellungnahme
der Präsidenten ist herausgegeben bei Pollet, Julius Pflug II, S. 678—680; ein Exemplar ist erhalten in
StraßburgAA 540, fol.951—961'.
3. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S. 469 f. und S.473.
4. S. oben S. 193 Anm. 5, S. 317 Anm. 8.
5. S. oben S.362.
6. S. oben S.411-413 mit S.412 Anm. 1.
7. Zum Inhalt von Pflugs Schreiben vgl. auch Vogel, Religionsgespräch, S. 469; Pollet, Julius
Pflug II, S.678.
8. Vgl. unten S. 487,2; Nebelsieck, Elf Briefe und Aktenstücke, Nr. 11, S. 278.
9. Vgl. Vogely Rehgionsgespräch, S.471.
Brief Bucers an Julius Pflug
26. März 1546
Einleitung
1. Entstehung
Am Nachmittag des 21. März, einem Sonntag, übergaben die Präsidenten dem pro-
testantischen Adjunkten Johannes Pistorius, der sich noch in Regensburg aufhielt,1
ihre Stellungnahme zur Protestation der Evangelischen vom 20. März.2 Als Urheber
des Textes muß wohl Julius Pflug gelten.3 Pflug, der am Regensburger Kolloquium
1541 neben Gropper und Eck als Kolloquent der altgläubigen Seite teilgenommen
hatte, hatte 1546 die Berufung als Kolloquent abgelehnt und sich zunächst mit bera-
tender Funktion in Regensburg aufgehalten.4 In der zweiten kaiserlichen Resolu-
tion zur Geschäftsordnung war er jedoch zum Mitpräsidenten für das Kolloquium
berufen worden.5 Nachdem Bischof Moritz von Hutten am 11. März abgereist
war,6 hatte Pflug zusammen mit Graf Friedrich von Fürstenberg die Verhandlun-
gen mit den Protestanten fortgesetzt. In seinem Schreiben verurteilte Pflug nun die
Abreise der Protestanten scharf als Mißachtung der kaiserlichen Autorität, der die
Fortsetzung des Gesprächs wünsche. Überdies erinnerte er an Bucers Versprechen,
daß die Protestanten in Regensburg weitere Bestimmungen des Kaisers abwarten
würden und stellte das baldige Eintreffen des Kaisers in Aussicht. Sollten die Prote-
stanten dennoch abreisen, würden die Präsidenten keine Verantwortung für den
Kolloquiumsabbruch übernehmen.7
Die Stellungnahme der Präsidenten wurde Bucer, der bereits am Morgen des
21. März abgereist war, nach eigener Aussage »nach geschicket«.8 Möglicherweise
hatte Martin Frecht, der Regensburg am 23. März verließ und zwei Tage später in
der Stadt Neuburg noch einmal mit Bucer zusammentraf,9 eine Abschrift des Tex-
1. Um den 21. März reisten die meisten der protestantischen Delegierten ab; s. dazu oben
s. 447 h
2. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S. 469£.; Nebelsieck, Elf Briefe und Aktenstücke, Nr. 11, S. 275-
278. Die Protestation der evangelischen Delegierten ist ediert oben S. 446—456. Die Stellungnahme
der Präsidenten ist herausgegeben bei Pollet, Julius Pflug II, S. 678—680; ein Exemplar ist erhalten in
StraßburgAA 540, fol.951—961'.
3. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S. 469 f. und S.473.
4. S. oben S. 193 Anm. 5, S. 317 Anm. 8.
5. S. oben S.362.
6. S. oben S.411-413 mit S.412 Anm. 1.
7. Zum Inhalt von Pflugs Schreiben vgl. auch Vogel, Religionsgespräch, S. 469; Pollet, Julius
Pflug II, S.678.
8. Vgl. unten S. 487,2; Nebelsieck, Elf Briefe und Aktenstücke, Nr. 11, S. 278.
9. Vgl. Vogely Rehgionsgespräch, S.471.