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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0481
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16. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN

477

k[aiserliche] M[ajestä]t vnd Granuella selber nit aller gestehn1, Vnd das2, nach
dem die presidenten das vffschreyben der handlungen des Colloquii durch die No-
tarien vnd auch einen Notarium von den vnseren zusetzen, desgleychen, das wyr
vnseren Fursten vnd Obren*5 yeder zeyt von handlung des Colloquii bericht thun
möchten, hatten in ansehung der billigkeit nachgeben,3 Auch nach dem wyr vilmol
mit allem ernst bezeuget hatten, das weder vnsere Fursten vnd Obren nach wyr selb
könden der gewissen halben in ein solich Colloquium zuhalten bewilligen, das so
gar4 in winckel vnd kasten solte eingeschlossen vnd dauon man nit solte mögen der
k[aiserlichen] M[ajestä]t vnd Stenden des Reychs vnd wyr vnseren Fürsten vnd
Obren eygentliche relation 'vnd anzeige^ thun von yedes theyls grundt vnd vrsa-
chen. Weyl wyr dann erfaren, das der Maluenda durch den keyserlichen Beychtuat-
ter hat souil könden außbringen5 vnd erlangen, haben wyr nit zugedencken gehapt,
nachlassung zuerlangen (so wyr schon6 vff der k[aiserlichen] M[ajestä]t zukunfft
geharret)m der so beschwerlichen keyserlichen articel, Als vom eyd des stillschwei-
gens vnd abschaffen vnsers Notarien, auch, das vns keine Copien der schrifften, so
die gegen colloquenten wider vnser Confession7 vberantwurten wurden, solten
zugestellet werden.
I 8f I Zümn anderen haben wir auch zu bedencken gehabt, ob wir gleich ietzge-
melter articul nachlassung hetten mögen erlangen, das wir° noch dennoch vns gar
kein hoffnung haben schopffen mögen, mit dem Colloquio vnder disen Presidenten
vnd mit disen Colloquenten zu dem ende des Colloquii zu kommen, das die Wormi-
sche prorogation recht vnd notwendig fürschreibt, das nemlich die k[aiserliche]
M[ajestä]t vnd Stende des reichs durch handlung dis Colloquii hetten mögen ehr
vnd destobaßP alle streitigen religion sachen christlich vertragen vnd vergleichen.8
Dann des gegentheils Colloquenten sich zum höchsten beflissen, wie gemeldet,
alles, das inn vnser Confession9 gesetzet vnd von vns in verthedigung der selbigen
k) danach gestr.: möchten.
1 )—l) über der Zeile ergänzt und eingewiesen.
m) Die Klammerung findet sich nicht in der Vorlage.
n) Die Schreiberhand der folgenden Seiten ist die Konrad Huberts.
o) danach gestr.: vns.
p) danach gestr.: mögen.
1. deren ... gestehn: an denen ... festhalten; auf denen ... bestehen. Vgl. Grimm 5 (= IV, 1,2),
Sp.4210. So hatte Granvelle in Speyer am 28. März gegenüber dem Landgrafen bestritten, daß ein
Verbot der Benchterstattung an die Fürsten und Oberen bestanden hätte; s. oben S. 473 mit
Anm. 2.
2. das (Demonstrativpronomen).
3. Dies war das Resultat der ersten Geschäftsordnungsdebatte, die mit der vorläufigen Ge-
schäftsordnung vom 2-/3. Februar vorerst beigelegt werden konnte; s. oben S. 331—333.
4. ganz.
5. erwirken; erreichen. Frühneuhochdt. WB 2, Sp.929.
6. so wyr schon: wenn wir auch.
7. Gemeint ist die Confessio Augustana.
8. Vgl. den Wormser Reichsabschied von 1545 (DRTA.JR 16,2, Nr. 341,10, S. 1660); zum Begriff
>Prorogation< s. auch oben S. 279 mit Anm. 1.
9. Gemeint lst die Confessio Augustana.
 
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