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19. PAPST PAULI III. BREVE
vnd sich des vereinbaret,1 aber sie sind erst zü Rom vnderschriben durch
Bapstliche heiligkeit auff den xxvj. tag Brachmonats diß jars in beiwesen des
ehrwürdigsten vnnd durchleüchtigsten Cardinals von Trient2 vnnd des Her-
ren N.3, der Keisferlichen] Maifestät] Rath vnd sandbott4 an die Venedi-
5 T
ger- 5
T Hie merck erstlich, das dise blutbündtnus vor lengest abgeredet vnd beschlossen gewesen,
Vnd das ist auch die vrsach, das au££ fermgem Reichstage zu Wormbs kein Abschide, sonder
ein Prorogation des Reichstags, die im Reich Deutscher Nation nie erhoret6, gegeben7
Vnnd ein solich Colloquium angestellet vnnd mit I Diiijb I solchen leuthen bestellet worden
ist, damit man der gelegenheit, die man nun meinet erlanget zu haben, desto fuglicher vnnd io
mit weniger argwon eins solchen vorhabens erwarten mochte.8 Es wird aber wider Gott
kein rath noch geschwindigkeit etwas ausrichten. Bei dem wollen wir wol bleiben in todt
vnd leben. Dann aus seiner hand wirt vns memand mogen reissen.9
Zum anderen merck hie, wie wir so ein sicheren platz lm Concilio zü Tnent hetten mogen
haben, da der Cardinal Herr der statt lst, der das fürneme mstrument lst diser blütbündtnus, 15
zum eussersten verderben Deütscher Nation fürgenomen.10
Zum dritten bedencke hie, was die Capitel der ausbeut sein mogen, deren sich dise Bundt-
gnossen verghchen haben, die freihch hie nit weren vmbgangen worden, wo sie mt zum aller
erschrocklichsten weren, Dann dise Bundtgenossen ja vns obzusiegen vnd nit gegen vns
vnder zü ligen dise jre Bündtnus haben auffgencht. Jnn welcherlei Bündtnussen man war- 20
lich nicht vergisset sich zum eigentlichsten zü vergleichen, abzureden vnd zü schliessen,
wann man sieget, was jedem von der beut für sein gefahr, kosten vnd arbeit werden solle.
Nun lst diß ein gar kosthcher vnd gefahrhcher kriege, das man nicht würt gering vergeltung
vnd ergetzung einander verheissen vnd abgeredet haben. Das nun der Bapst das Bapstumb
1. Uber die konkreten Bestimmungen des Bündnisvertrags hatten Karl V. und Papst Paul
III. bereits im Mai/Juni 1545 im Rahmen des Wormser Reichstags verhandelt; vgl. Kannen-
giesser, Reichstag, S. 57h, 60; Jedin II, S. 9. Nach längeren weiteren Verhandlungen lag 1m
Februar 1546 der Vertrag m seinen wesenthchen Punkten vor; vgl. Kannengiesser, Die Kapi-
tulation, S. 217-222.
2. Kardinal Cristoforo Madruzzo (1512-1578); vgl.Jedin II, S. 178; s. auch oben S. 541,
S. 557 Anm. 2.
3. N[untius].
4. Gesandte.
5. Gemeint lst Juan de Vega, der kaiserhche Botschafter in Rom, mcht Diego Hurtado de
Mendoza, der von 1539 bis 1547 als kaiserlicher Nuntius m Venedig war. Vgl. Nuntiaturbe-
nchte aus Deutschland 1,9, S. XII. Der Kaiser hatte zuvor im Beisein des päpsthchen Nun-
tius Girolamo Verallo den Vertrag unterschrieben; vgl. ebd. 1,9, S. X und 65; zur Person Ve-
rallos vgl. ebd. 1,8, S^f.
6. me erhoret: me dagewesen; ungewöhnhch; außerordentlich. Grimm 24 (= XI,3),
Sp.486.
7. Der Reichstag zu Worms (12. Dezember 1544 — 4. August 1545) war mit einer Proro-
gation, d. h. der Verlegung der Verhandlungen auf den nächsten Reichstag, geschlossen wor-
den; s. oben S. 279 Anm. 1.
8. Zweites Regensburger Rehgionsgespräch (Januar-März 1546); vgl. Bucers Schriften
zu diesem Kolloquium oben S. 271 — 539; Vogel, Religionsgespräch. Zu Bucers Meinung, das
Kolloquium sei aus taktischen Gründen einberufen worden s. auch oben S. 283 f.
9. Joh 10,28 f.
10. Gemeint ist Kardinal Cristoforo Madruzzo (1512—1578). Er hatte den vom Kaiser
am 7. Jum m Regensburg unterschnebenen Bündnisvertrag Paul III. m Rom persönhch
übermittelt und spielte bei den Verhandlungen des Kardinalskollegiums über diesen Vertrag
eme wesenthche Rolle; s. oben S. 541, S. 557 Anm. 2, S. 577 Anm. 7.
19. PAPST PAULI III. BREVE
vnd sich des vereinbaret,1 aber sie sind erst zü Rom vnderschriben durch
Bapstliche heiligkeit auff den xxvj. tag Brachmonats diß jars in beiwesen des
ehrwürdigsten vnnd durchleüchtigsten Cardinals von Trient2 vnnd des Her-
ren N.3, der Keisferlichen] Maifestät] Rath vnd sandbott4 an die Venedi-
5 T
ger- 5
T Hie merck erstlich, das dise blutbündtnus vor lengest abgeredet vnd beschlossen gewesen,
Vnd das ist auch die vrsach, das au££ fermgem Reichstage zu Wormbs kein Abschide, sonder
ein Prorogation des Reichstags, die im Reich Deutscher Nation nie erhoret6, gegeben7
Vnnd ein solich Colloquium angestellet vnnd mit I Diiijb I solchen leuthen bestellet worden
ist, damit man der gelegenheit, die man nun meinet erlanget zu haben, desto fuglicher vnnd io
mit weniger argwon eins solchen vorhabens erwarten mochte.8 Es wird aber wider Gott
kein rath noch geschwindigkeit etwas ausrichten. Bei dem wollen wir wol bleiben in todt
vnd leben. Dann aus seiner hand wirt vns memand mogen reissen.9
Zum anderen merck hie, wie wir so ein sicheren platz lm Concilio zü Tnent hetten mogen
haben, da der Cardinal Herr der statt lst, der das fürneme mstrument lst diser blütbündtnus, 15
zum eussersten verderben Deütscher Nation fürgenomen.10
Zum dritten bedencke hie, was die Capitel der ausbeut sein mogen, deren sich dise Bundt-
gnossen verghchen haben, die freihch hie nit weren vmbgangen worden, wo sie mt zum aller
erschrocklichsten weren, Dann dise Bundtgenossen ja vns obzusiegen vnd nit gegen vns
vnder zü ligen dise jre Bündtnus haben auffgencht. Jnn welcherlei Bündtnussen man war- 20
lich nicht vergisset sich zum eigentlichsten zü vergleichen, abzureden vnd zü schliessen,
wann man sieget, was jedem von der beut für sein gefahr, kosten vnd arbeit werden solle.
Nun lst diß ein gar kosthcher vnd gefahrhcher kriege, das man nicht würt gering vergeltung
vnd ergetzung einander verheissen vnd abgeredet haben. Das nun der Bapst das Bapstumb
1. Uber die konkreten Bestimmungen des Bündnisvertrags hatten Karl V. und Papst Paul
III. bereits im Mai/Juni 1545 im Rahmen des Wormser Reichstags verhandelt; vgl. Kannen-
giesser, Reichstag, S. 57h, 60; Jedin II, S. 9. Nach längeren weiteren Verhandlungen lag 1m
Februar 1546 der Vertrag m seinen wesenthchen Punkten vor; vgl. Kannengiesser, Die Kapi-
tulation, S. 217-222.
2. Kardinal Cristoforo Madruzzo (1512-1578); vgl.Jedin II, S. 178; s. auch oben S. 541,
S. 557 Anm. 2.
3. N[untius].
4. Gesandte.
5. Gemeint lst Juan de Vega, der kaiserhche Botschafter in Rom, mcht Diego Hurtado de
Mendoza, der von 1539 bis 1547 als kaiserlicher Nuntius m Venedig war. Vgl. Nuntiaturbe-
nchte aus Deutschland 1,9, S. XII. Der Kaiser hatte zuvor im Beisein des päpsthchen Nun-
tius Girolamo Verallo den Vertrag unterschrieben; vgl. ebd. 1,9, S. X und 65; zur Person Ve-
rallos vgl. ebd. 1,8, S^f.
6. me erhoret: me dagewesen; ungewöhnhch; außerordentlich. Grimm 24 (= XI,3),
Sp.486.
7. Der Reichstag zu Worms (12. Dezember 1544 — 4. August 1545) war mit einer Proro-
gation, d. h. der Verlegung der Verhandlungen auf den nächsten Reichstag, geschlossen wor-
den; s. oben S. 279 Anm. 1.
8. Zweites Regensburger Rehgionsgespräch (Januar-März 1546); vgl. Bucers Schriften
zu diesem Kolloquium oben S. 271 — 539; Vogel, Religionsgespräch. Zu Bucers Meinung, das
Kolloquium sei aus taktischen Gründen einberufen worden s. auch oben S. 283 f.
9. Joh 10,28 f.
10. Gemeint ist Kardinal Cristoforo Madruzzo (1512—1578). Er hatte den vom Kaiser
am 7. Jum m Regensburg unterschnebenen Bündnisvertrag Paul III. m Rom persönhch
übermittelt und spielte bei den Verhandlungen des Kardinalskollegiums über diesen Vertrag
eme wesenthche Rolle; s. oben S. 541, S. 557 Anm. 2, S. 577 Anm. 7.