ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528—1533
akten der katholischen Partei den Sieg zuzusprechen. Unüberlegte Dro-
hungen der sieben Kantone trieben die Stadt verstärkt auf die evange-
lische Seite. Die Ratswahlen zu Ostern 1527 brachten endlich die Wende
zugunsten der Reformation6.
Es fällt auf, daß offizielle Einladungen zur Disputation nur an Schwei-
zer ergingen. Schreiben wurden an die Bischöfe von Lausanne, Sitten,
Basel und Konstanz gesandt, in deren Bistümern das Berner Gebiet lag.
Ihnen wurde mitgeteilt, sie würden ihre bischöflichen Rechte verlieren,
wenn sie nicht mit ihren Gelehrten erschienen7. Freundlicher lautet die
Einladung an die zwölf eidgenössischen Orte und die zugewandten
Städte, »ir gelerten, geistlich und weltlich, welicher parthy si doch des
glaubens halb anhängig siend«8, zur Disputation zu senden. Den Pfar-
rern des Berner Gebietes wurde unter Androhung einer Strafe befohlen,
zu erscheinen9. Zwingli erhielt eine gesonderte Einladung. Um seine
Teilnahme sicherzustellen, erbot sich Bern, ihn von einer Ratsbotschaft
sicher durch das Gebiet der gemeinen Herrschaften zur Disputation ge-
leiten zu lassen10. Die Sorge um sein Leben sollte nicht - wie auf dem
Badener Gespräch 1526 - seine Teilnahme in Frage stellen. Haller be-
schwor Zwingli gar, zu kommen, weil ihm und Kolb die Erfahrung beim
Disputieren und die Erkenntnis in der Hl. Schrift fehlten11: »Darumb
zeig uns weiß und wäg an, den handel ze füren, ja, richt dich darnach,
inn selbs ze füren«12. Oekolampad habe er auch geschrieben. Der Baseler
habe aber auf seine eigene Langsamkeit im Denken und Schwerfälligkeit
im Reden hingewiesen, die auf dem Badener Gespräch 1526 sichtbar
geworden seien; Zwingli sei der rechte Mann für die Berner Dispu-
tation13.
Die Einladungen nach Deutschland gingen nicht von Bern, sondern
zumeist von Zwingli aus14. Johann Eck aus Ingolstadt lehnte sie in
einem groben Brief an Zwingli ab und wies darauf hin, daß nicht die
6. Th.de Quervain, a.a.O.S.uo.
7. R.Steck und G. Tobler: Aktensammlung zur Geschichte der Berner Reformation
1521-1532 (zitiert: Akten), Bd. 1, Bern 1923, Nr. 1368, 1371, 1375.
8. Akten Nr. 1371; vgl.Nr. 1368, 1374.
9. Akten Nr. 1368.
10. Akten Nr. 1427; CR Zw 9,306,18ff.(Nr.667a).
11. CR Zw 9,307,8ff. (Nr. 667a).
12. CR Zw 9,307,12ff.
13. CR Zw 9,308,14ff.: »Optat Zuinglium nobis adesse, tum quod tardior sit
consilio Oecolampadius et impeditior sermone. Sic enim scripsit. In summa: er hat
badet, du solt den bärentantz füren.«
14. Zwingli hat Wilhelm von Zell aus Mindelheim bei Memmingen, Johann Eggen-
berger und (Hans?) Turnauer eingeladen; CR Zw 9,Nr.675. Auch nach Augsburg
gingen Einladungen, CR Zw 9,Nr. 681. Zwinglis Einladung an Eck am 30.November
1527: s.Zwingliana, Bd.6, 1938, S.580-588.
akten der katholischen Partei den Sieg zuzusprechen. Unüberlegte Dro-
hungen der sieben Kantone trieben die Stadt verstärkt auf die evange-
lische Seite. Die Ratswahlen zu Ostern 1527 brachten endlich die Wende
zugunsten der Reformation6.
Es fällt auf, daß offizielle Einladungen zur Disputation nur an Schwei-
zer ergingen. Schreiben wurden an die Bischöfe von Lausanne, Sitten,
Basel und Konstanz gesandt, in deren Bistümern das Berner Gebiet lag.
Ihnen wurde mitgeteilt, sie würden ihre bischöflichen Rechte verlieren,
wenn sie nicht mit ihren Gelehrten erschienen7. Freundlicher lautet die
Einladung an die zwölf eidgenössischen Orte und die zugewandten
Städte, »ir gelerten, geistlich und weltlich, welicher parthy si doch des
glaubens halb anhängig siend«8, zur Disputation zu senden. Den Pfar-
rern des Berner Gebietes wurde unter Androhung einer Strafe befohlen,
zu erscheinen9. Zwingli erhielt eine gesonderte Einladung. Um seine
Teilnahme sicherzustellen, erbot sich Bern, ihn von einer Ratsbotschaft
sicher durch das Gebiet der gemeinen Herrschaften zur Disputation ge-
leiten zu lassen10. Die Sorge um sein Leben sollte nicht - wie auf dem
Badener Gespräch 1526 - seine Teilnahme in Frage stellen. Haller be-
schwor Zwingli gar, zu kommen, weil ihm und Kolb die Erfahrung beim
Disputieren und die Erkenntnis in der Hl. Schrift fehlten11: »Darumb
zeig uns weiß und wäg an, den handel ze füren, ja, richt dich darnach,
inn selbs ze füren«12. Oekolampad habe er auch geschrieben. Der Baseler
habe aber auf seine eigene Langsamkeit im Denken und Schwerfälligkeit
im Reden hingewiesen, die auf dem Badener Gespräch 1526 sichtbar
geworden seien; Zwingli sei der rechte Mann für die Berner Dispu-
tation13.
Die Einladungen nach Deutschland gingen nicht von Bern, sondern
zumeist von Zwingli aus14. Johann Eck aus Ingolstadt lehnte sie in
einem groben Brief an Zwingli ab und wies darauf hin, daß nicht die
6. Th.de Quervain, a.a.O.S.uo.
7. R.Steck und G. Tobler: Aktensammlung zur Geschichte der Berner Reformation
1521-1532 (zitiert: Akten), Bd. 1, Bern 1923, Nr. 1368, 1371, 1375.
8. Akten Nr. 1371; vgl.Nr. 1368, 1374.
9. Akten Nr. 1368.
10. Akten Nr. 1427; CR Zw 9,306,18ff.(Nr.667a).
11. CR Zw 9,307,8ff. (Nr. 667a).
12. CR Zw 9,307,12ff.
13. CR Zw 9,308,14ff.: »Optat Zuinglium nobis adesse, tum quod tardior sit
consilio Oecolampadius et impeditior sermone. Sic enim scripsit. In summa: er hat
badet, du solt den bärentantz füren.«
14. Zwingli hat Wilhelm von Zell aus Mindelheim bei Memmingen, Johann Eggen-
berger und (Hans?) Turnauer eingeladen; CR Zw 9,Nr.675. Auch nach Augsburg
gingen Einladungen, CR Zw 9,Nr. 681. Zwinglis Einladung an Eck am 30.November
1527: s.Zwingliana, Bd.6, 1938, S.580-588.