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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
sächlich über das vierte Argument disputieren Bucer und Burgauer miteinander.
Zuvor geht Burgauer5 nochmals auf Job 6,63 ein und interpretiert, Luther und
Melanchthon folgend, Fleisch als >fleischliches Verständnis< Christi. Oekolampad
bezeichnet diese Auslegung als >eine erzwungene Glosse<.
Pfarrer von Sant Gallen.
157a Von den dryen Articklen des gloubens, namlich das er sye uffgefaren gen
himlen, söllen wüssen alle Christliche hertzen, da Christus das Nachtmal
hat ingesetzt mit den worten: Nemmend und essend, das ist myn lyb [1 Kor
11,24], ist er by synen jüngern noch uf erden gewesen, und die himmel-
fart nochmals6 nit volfürt. Darumb, das er gen himmel gestigen uß
Göttlicher krafft, so ers vor hat geredt im sterblichen läben, nit zu7 ent-
gegen sin kan. Diewyl und8 Christus nach gemeynem unserm glouben,
357b als wir bekennen, in eins sin mit dem vatter. Jo|hannis am x. Capitel [30],
und im gegeben sin aller gewalt im himmel und uf erden9. Söllte der nit
wyß und mittel wüssen, sinen lyb mögen mitteylen in krafft der offt
angezognen worten? Dann als er natürlich geboren und gelebet hat,
durch Meyster Ulrich [Zwingli] Luce am ii. Capitel [52]angezogen10,
also der glichen hat er vil übernatürliche ding im lyb gewürcket uß
göttlicher krafft und macht, als da ist die geschicht der ußteylung der
fünf brotten in die fünfftusent menschen ane das, so überbeliben
[Mt 14,13 ff.]. Dann wie wir uß ordnung gottes und der natur mit unsern
ougen die vile11 der menschen mögen sehen, und nur eyn oug ist oder
zwey; ein wort in vilen oren gehört, also so wir betrachten den, so
sollichs redet12. Und diewyl es vor der himmelfart beschehen ist, soll
das wort, er ist uffgefaren, söllichem nit entgegen sin.
Martinus Butzer.
Das wir die Artickel des gloubens, vor erzellet13, anziehen, damit zu
bewären, das der lyb Christi nit möge lyplich im brot geessen werden,
hatt uns ouch Paulus in der ersten Epist[el] zun Corinthern am xi. Capitel
[26] ursach gegeben, do er äben14 vom Nachtmal redt und sagt, das wir
sin tod verkündigen, biß das er kome, und hatt da glich wol gewüßt, wie
5. Benedikt Burgauer (1494-1576), bis 1528 Pfarrer in St.Gallen, dann in Schaff-
hausen.
6. Damals noch.
7. Allzu; bzw.dazu, dem.
8. Auch.
9. Mt 28,18.
10. Siehe die Einführung in den Abschnitt VI.
11. Vielzahl, Menge.
12. Vgl.WA 23,147,2ff.(1527).
13. S.die Einführung in den Abschnitt VI.
14. Geradezu, genau.
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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
sächlich über das vierte Argument disputieren Bucer und Burgauer miteinander.
Zuvor geht Burgauer5 nochmals auf Job 6,63 ein und interpretiert, Luther und
Melanchthon folgend, Fleisch als >fleischliches Verständnis< Christi. Oekolampad
bezeichnet diese Auslegung als >eine erzwungene Glosse<.
Pfarrer von Sant Gallen.
157a Von den dryen Articklen des gloubens, namlich das er sye uffgefaren gen
himlen, söllen wüssen alle Christliche hertzen, da Christus das Nachtmal
hat ingesetzt mit den worten: Nemmend und essend, das ist myn lyb [1 Kor
11,24], ist er by synen jüngern noch uf erden gewesen, und die himmel-
fart nochmals6 nit volfürt. Darumb, das er gen himmel gestigen uß
Göttlicher krafft, so ers vor hat geredt im sterblichen läben, nit zu7 ent-
gegen sin kan. Diewyl und8 Christus nach gemeynem unserm glouben,
357b als wir bekennen, in eins sin mit dem vatter. Jo|hannis am x. Capitel [30],
und im gegeben sin aller gewalt im himmel und uf erden9. Söllte der nit
wyß und mittel wüssen, sinen lyb mögen mitteylen in krafft der offt
angezognen worten? Dann als er natürlich geboren und gelebet hat,
durch Meyster Ulrich [Zwingli] Luce am ii. Capitel [52]angezogen10,
also der glichen hat er vil übernatürliche ding im lyb gewürcket uß
göttlicher krafft und macht, als da ist die geschicht der ußteylung der
fünf brotten in die fünfftusent menschen ane das, so überbeliben
[Mt 14,13 ff.]. Dann wie wir uß ordnung gottes und der natur mit unsern
ougen die vile11 der menschen mögen sehen, und nur eyn oug ist oder
zwey; ein wort in vilen oren gehört, also so wir betrachten den, so
sollichs redet12. Und diewyl es vor der himmelfart beschehen ist, soll
das wort, er ist uffgefaren, söllichem nit entgegen sin.
Martinus Butzer.
Das wir die Artickel des gloubens, vor erzellet13, anziehen, damit zu
bewären, das der lyb Christi nit möge lyplich im brot geessen werden,
hatt uns ouch Paulus in der ersten Epist[el] zun Corinthern am xi. Capitel
[26] ursach gegeben, do er äben14 vom Nachtmal redt und sagt, das wir
sin tod verkündigen, biß das er kome, und hatt da glich wol gewüßt, wie
5. Benedikt Burgauer (1494-1576), bis 1528 Pfarrer in St.Gallen, dann in Schaff-
hausen.
6. Damals noch.
7. Allzu; bzw.dazu, dem.
8. Auch.
9. Mt 28,18.
10. Siehe die Einführung in den Abschnitt VI.
11. Vielzahl, Menge.
12. Vgl.WA 23,147,2ff.(1527).
13. S.die Einführung in den Abschnitt VI.
14. Geradezu, genau.
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