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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0137

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BERNER DISPUTATION

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er allenthalben sin kan, ouch wie er im Nachtmal gegenwirtig gehapt
wirt. Aber in kurtzem so hatt die sach den verstand: durch15 den Himmel
verstan wir das geystlich, herlich wäsen der gottheyt, als so wir bätten
Unser vatter im himmel [Mt 6,9], nit das die sichtbaren himmel Gott den
5 Herrn begriffen mögen. So dann | nun die geschrifft uns fürhaltet, das 158a
unser Herr gen himmel gefaren sye, verstan wir, das er der menscheyt
nach von uns genommen sye in die unsichtbare herligkeyt Gottes, in der
er beliben16 wirt zur gerechten des vatters, das ist im höchsten gewalt,
biß zum letsten gericht; da wirt er aller erst lyplich widerkommen. Uß
10 dem schlüß ich nun offenbar, so es die ordnung Gottes also haltet, das
Christus Jesus nach syner uffart nit sölle lyplich by uns syn, das er noch
vil weniger mag lyplich im Brot geessen werden. Die zyt, das er lyplich
by uns sye und von uns gehandlet17 werde, die ist langest uß. Durch sin
geyst und krafft, uns sälig zemachen, wirdt er by uns sin biß zu end der
15 welt18. Und mit disem Argument wirdt bewäret, das Christus lyplich im
Sacrament nitt sin kan, syder19 denn er gen himmel gefaren ist. Das er
aber im Nachtmal nit im brot des Sacraments lyplich gewäsen sye, haben
die jünger gnug gesehen. Er belyb ye20 lyblich und sichtbarlich by inen
sitzen. So hatt er nit zwen lyb gehebt, das der ein im brot wäre gsin und
20 der ander hett das brot dargereychet. So hats die warheyt des menschen
lyb nit mögen erlyden, das er zumal ein menschlicher lyb und ouch brot
gewäsen wäre. Zudem so zeygt diser gegenwurff an, als ob unser brüder
hieltent, das wir etwas anders essen im Nachtmal, dann die jünger geessen
haben. Das witer fürgeworffen ist, Christus sye eins mitt dem vatter,
25 darumb möge er wol sin lyb in krafft der worten des Nachtmals uns
lyplichen ußteylen im Brot, diß schlüsset nit21. Dann wie woll der
Gottheyt nach Christus mitt dem vatter eyns ist, so blipt doch syn
menscheyt eyn wäre menscheyt, mitt der Gottheyt unvermischet, und
syn | lyb ein warer menschlicher lyb. Darumb so wirdt er nach art des 158b
30 menschlichen lybs nur an eym ort syn mögen22. Syn lyb ist wol (als sy
sagen) Caro verbi, ein fleysch von wort angenommen, aber noch den-
nocht ein war fleysch. Und daruff bestat unsere hoffnung, das ouch unser
fleysch in der unsterblichheyt und säligkeyt synem fleysch glich werd,
diewyl er unser fleysch, unsere wäre natur angenommen und zu söllicher
35 herlichkeyt gebracht hatt. Vil übernatürliche ding hatt er hie uff erden

15. Wegen, was betrifft.
16. Bleiben.
17. Mit Händen berührt.
18. Mt 28,20.
19. Seit.
20. Ja, jedenfalls.
21. Ist nicht schlüssig.
22. Können.
 
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