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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT I528 — 1533
gewürcket, aber nitt, das er synen Lyb nit hette gelassen eyn waren
menschlichen Lyb sin. Der massen ist er aber nit allenthalben gegen-
würtig gsin. Es ist ein eygentschafft der Göttlichen natur. Die glich-
nussen ingefürt, rymen sich ouch nit. Es ist gar wyt von eynandern, das
ein oug zumal viler gestalt fasse und ein wort von vilen oren empfangen
werde23, dann das ein warer natürlicher lyb, der sin eygne grösse und
lydmaß haben soll, sye zumal an vilen orten. Und indem so wir also
bekennen, das unser Herr ein waren natürlichen menschen lyb hab, doch
yetzunder Clarificieret, schmeleren24 wir sine Eer gar nüt, sonder
machen sy groß, nemlich, das wir in so gut und gnädig über uns prysen,
das er hat unser bruder und uns aller ding (allein die sünd ußgenommen)
wellen glich werden25, uff das wir durch in kinder gottes wurdent.
Pfarrer von sant Gallen.
Das, so uff lange inngefürte antwurt über unsern verstand über den
ersten Artickel des gloubens von uns ingefürt, in der fäderen verfasset
159a ist, wird überflüssiger in der erklärung der zwey|en andern articklen
fürgebracht werden. Darumb wir uns kurtzlich der yngezognen antwurt
entschliesen26 und dem läser bevelchen. Dann allein diewyl wir glou-
bent in Christum Jesum lut des artickels des Gloubens, als er ist über-
natürlich empfangen, übernatürlich von der muter geboren, also sölichs
alles, so zu verantwurten, bevelchend wir der allmechtigkeyt Gottes.
Darwider sy sich nit zereden noch zehandlen, ouch mermals bezügt hand.
Uff den andren artickel des Gloubens, der da lutet: Er sitzt zu der
gerechten sins himmelschen vatters. Könnend wir sölichs nit anders
verstan, dann er nach der Gottheyt glyches wäsens, gewalts und herlig-
keit allweg gsin und bliben, sol27 es verstanden werden zu der gerechten
sitzen nach der menscheyt, dann im vor nach der Gottheyt alles under-
worffen, Psalmo viii [6ff.].Dann es stadt geschriben Johannis am
xvii. [4f.]: Ich hab dich verklärt vatter uff der erden. Ich hab das werck vol-
bracht, das du mir hast geben, das ich solt thun. Jetz verklär du mich by dir selber
mit der klarheit, welche ich gehapt hab by dir, ee und28 die welt wurde. Dergestalt
ouch zun Hebreern am ii. cap[itel] [7]: Du hast in gemindert ein wenig under
die Engel29. Derglychen ouch, als er ist yngangen zu beschloßnen thüren
und uß dem grab, erzeyget alles und probiert die unußsprechenliche
vereinigung der göttlichen natur zu dem menschlichen wäsen. So nun
23. S.Anm. 12.
24. Schmälern.
25. Hebr 2,17; 4,15.
26. Als Schlußfolgerung ziehen (Id.IX,698).
27. Muß.
28. Auch.
29. Vulgata: Minuisti eum paulo minus ab angelis.
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gewürcket, aber nitt, das er synen Lyb nit hette gelassen eyn waren
menschlichen Lyb sin. Der massen ist er aber nit allenthalben gegen-
würtig gsin. Es ist ein eygentschafft der Göttlichen natur. Die glich-
nussen ingefürt, rymen sich ouch nit. Es ist gar wyt von eynandern, das
ein oug zumal viler gestalt fasse und ein wort von vilen oren empfangen
werde23, dann das ein warer natürlicher lyb, der sin eygne grösse und
lydmaß haben soll, sye zumal an vilen orten. Und indem so wir also
bekennen, das unser Herr ein waren natürlichen menschen lyb hab, doch
yetzunder Clarificieret, schmeleren24 wir sine Eer gar nüt, sonder
machen sy groß, nemlich, das wir in so gut und gnädig über uns prysen,
das er hat unser bruder und uns aller ding (allein die sünd ußgenommen)
wellen glich werden25, uff das wir durch in kinder gottes wurdent.
Pfarrer von sant Gallen.
Das, so uff lange inngefürte antwurt über unsern verstand über den
ersten Artickel des gloubens von uns ingefürt, in der fäderen verfasset
159a ist, wird überflüssiger in der erklärung der zwey|en andern articklen
fürgebracht werden. Darumb wir uns kurtzlich der yngezognen antwurt
entschliesen26 und dem läser bevelchen. Dann allein diewyl wir glou-
bent in Christum Jesum lut des artickels des Gloubens, als er ist über-
natürlich empfangen, übernatürlich von der muter geboren, also sölichs
alles, so zu verantwurten, bevelchend wir der allmechtigkeyt Gottes.
Darwider sy sich nit zereden noch zehandlen, ouch mermals bezügt hand.
Uff den andren artickel des Gloubens, der da lutet: Er sitzt zu der
gerechten sins himmelschen vatters. Könnend wir sölichs nit anders
verstan, dann er nach der Gottheyt glyches wäsens, gewalts und herlig-
keit allweg gsin und bliben, sol27 es verstanden werden zu der gerechten
sitzen nach der menscheyt, dann im vor nach der Gottheyt alles under-
worffen, Psalmo viii [6ff.].Dann es stadt geschriben Johannis am
xvii. [4f.]: Ich hab dich verklärt vatter uff der erden. Ich hab das werck vol-
bracht, das du mir hast geben, das ich solt thun. Jetz verklär du mich by dir selber
mit der klarheit, welche ich gehapt hab by dir, ee und28 die welt wurde. Dergestalt
ouch zun Hebreern am ii. cap[itel] [7]: Du hast in gemindert ein wenig under
die Engel29. Derglychen ouch, als er ist yngangen zu beschloßnen thüren
und uß dem grab, erzeyget alles und probiert die unußsprechenliche
vereinigung der göttlichen natur zu dem menschlichen wäsen. So nun
23. S.Anm. 12.
24. Schmälern.
25. Hebr 2,17; 4,15.
26. Als Schlußfolgerung ziehen (Id.IX,698).
27. Muß.
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29. Vulgata: Minuisti eum paulo minus ab angelis.
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