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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0143

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BERNER DISPUTATION 139
VII.
Diß ist die fünfft Schlußred.
Die Mäsz, yetz im bruch, darin man Christum Gott dem vatter für die
sünd der läbendigen und todten uffopffere, ist der geschrifft widrig, dem
5 aller heiligosten opffer, lyden und sterben Christi ein lesterung und umb
der miszbrüchen willen ein grüwel vor Gott.
Hallers Erläuterung dieser These beschränkt sich im Gegensatz zu den
vorausgehenden Einleitungen nicht auf den Schriftbeweis und die Nennung einiger
Mißbräuche. Er weist darüber hinaus mögliche Einwände der Gegner im voraus
10 zurück und greift damit bereits in die folgende Disputation ein. Seine scharf ge-
haltenen Ausführungen spiegeln die Bedeutung wider, die dieser These zukommt;
die Messe ist Herzstück der römischen Kirchlichkeit. In der Disputation wird
verschiedentlich auf Sätze der Einleitung zurückgegriffen: Christus hat uff alle
wyß uf das genugsamest für uns bezalt und | genug gethan am Crütz, wo
15 anders wir im vertruwen. Welcher nun löugnet, das Christus uns erlößt
hab, oder vermeint, das er uns nit uf einmal erlößt hab, oder das er uns
nit uf alle wyß erlößt hab, wie wir solten erlößt werden, der macht
Christum zu einem unvolkomnen Priester und erlöser und verlöugnet
also sinen1. Das beschicht nun durch alle, so Christum von nüwem uff-
20 opffern wellen. Dann sy verneynen, das wir durch das vertruwen uf die
volkomnen ußrichtung unsers herrn Jesu Christi sälig werden, und geben
das heyl den wercken, sonder23 der Mäß, wider klare geschrifft, setzen
ouch die Mäß under die besten werck, wie sy yetz gebrucht, ob schon
die Priester die allerbösten sind; sy wellen ouch mitpriester, mithelffer
25 und miterlöser sin, damit die Eer gottes, der unußsprenchenlich schätz
des lidens Christi, verschupft3 und uf das höchst verschmächt wirt. Das
werden wir nun sehen und erfaren uß dem ersten insatz des herren
Nachtmals, das sy die Mäß nemmen, ob Christus da geopffert hab oder
sich zu opffern bevolhen. Dann so wir alle ding von wort zu wort er-
30 messen, so erfindt sich, das Christus ein gemeyne gedechtnus allen
Christen des einest verbrachten opffers am Crütz in synem Nachtmal
bevolhen hat. Er spricht: Nemend, essend [1 Kor 11,24], das heyßt nit
opffern, dancksagen [1 Kor 11,24] heyßt nit opffern, den jüngern geben zu
essen, heyßt nit opffern. Solichs thund zu gedencken [1 Kor 11,24] und ver-
35 künden den tod des herrn [1 Kor 11,26], heyßt nit opffern. Zu dem nachtmal
des herrn kommen wir, das wir unsern glouben bezügen und uns
brüderlicher liebe erbieten als mittglider des lybs | Christi, das ist aber
nit opffern. Zur Frage der Würdigkeit der Priester zum Opfern wird 1 Mose 4,4,

170 a

170 b

171 a

1. Ihn also.
2. Insbesondere.
3. Verächtlich behandelt, verschleudert.
 
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