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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528 . 1533
Berchtolds ynzug, das Christus gesprochen hab: Tund das in miner
gedächtnuß [1 Kor 11,24], sye nit opfferen. Find ich, das etlich der Hebrai-
schen spraach bericht6, das facere7 ouch etwan8 opfferen heyßt. Doch
setz ich sölichs den Hebraischen erfarnen9 zu, dann mir die selb spraach
unwüssen ist. 5
Butzer.
So der Herr spricht: Tund mir das zu gedächtnuß [1 Kor 11,24], ist häll,
das Thun nit opffern heißt. Wirt ouch durch Paulum i. Corinth[er] xi [26]
gnugsam erkläret, da er spricht: So offt ir von dem brot essen etc. Und wie-
179 a wol by der schrifft etwan für Opfferen genommen wirt, so stadt 10
doch darby, was man opffere, als ein schaaff oder derglychen. Hie ist
aber häll, das Thun Essen heyßt. Der zusätz halb ist vorgesagt, das sy
mit häller schrifft umbgestossen sind lut herrn Berchtolden Declaration
über dise Schlußredi.
Buchstab. 15
Diewyl ir zulassen, das Facere ouch etwan heißt Opfferen, wirt uns hie
ouch zugelassen.
Butzer.
Was ist das für ein consequentz: Facere heißt etwan an einem ort von
wegen eins zugesatzten wörtlins Opfferen, darum muß es hie ouch 20
Opffren heyssen, da doch klarlich das widerspil10 ußgetruckt ist? |
A>ah. Johannes Buchstab.
Uff die gegenwürff11 uß Paulo zu den Hebreern antwurt ich kurtzlich
also, Paulus hat den Hebreern als denen, so des Christenlichen gloubens
noch nit volkommenlich bericht12, geschriben, das uns Christen diß 25
opfer Christus gnugsam sye, von wägen, das uns nit wyter not sye,
böck, kelber etc. zu opffren. Sonder das wir an die stat der alten opffern
Christum das oberst opffer haben, der sichtbarlich in eynem tödlichen,
lydlichen13 lyb ein mal für alles menschlich geschlecht am crütz uff-
i) C: etc.
6. Unterricht, belehrt.
7. Das hebräische nby (machen, verfertigen, schaffen) hat im AT an mehreren
Stellen die Bedeutung >opfern<. Wie Christi Befehl bei der Einsetzung des Abendmahls
>Hoc facite in mei commemorationem< als Aufforderung zum Opfern zu verstehen sei,
führt zum Beispiel Kardinal Cajetan in seiner Schrift »De missae sacrificio« (1531)
8.427a aus; zitiert von U.Beyer: Abendmahl und Messe, 1965, S.122.
8. Bisweilen.
9. Des Hebräischen Kundigen.
10. Gegenteil.
11. S.die Einführung in den Abschnitt VII.
12. Kundig.
13. Leidensfähigen.
ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528 . 1533
Berchtolds ynzug, das Christus gesprochen hab: Tund das in miner
gedächtnuß [1 Kor 11,24], sye nit opfferen. Find ich, das etlich der Hebrai-
schen spraach bericht6, das facere7 ouch etwan8 opfferen heyßt. Doch
setz ich sölichs den Hebraischen erfarnen9 zu, dann mir die selb spraach
unwüssen ist. 5
Butzer.
So der Herr spricht: Tund mir das zu gedächtnuß [1 Kor 11,24], ist häll,
das Thun nit opffern heißt. Wirt ouch durch Paulum i. Corinth[er] xi [26]
gnugsam erkläret, da er spricht: So offt ir von dem brot essen etc. Und wie-
179 a wol by der schrifft etwan für Opfferen genommen wirt, so stadt 10
doch darby, was man opffere, als ein schaaff oder derglychen. Hie ist
aber häll, das Thun Essen heyßt. Der zusätz halb ist vorgesagt, das sy
mit häller schrifft umbgestossen sind lut herrn Berchtolden Declaration
über dise Schlußredi.
Buchstab. 15
Diewyl ir zulassen, das Facere ouch etwan heißt Opfferen, wirt uns hie
ouch zugelassen.
Butzer.
Was ist das für ein consequentz: Facere heißt etwan an einem ort von
wegen eins zugesatzten wörtlins Opfferen, darum muß es hie ouch 20
Opffren heyssen, da doch klarlich das widerspil10 ußgetruckt ist? |
A>ah. Johannes Buchstab.
Uff die gegenwürff11 uß Paulo zu den Hebreern antwurt ich kurtzlich
also, Paulus hat den Hebreern als denen, so des Christenlichen gloubens
noch nit volkommenlich bericht12, geschriben, das uns Christen diß 25
opfer Christus gnugsam sye, von wägen, das uns nit wyter not sye,
böck, kelber etc. zu opffren. Sonder das wir an die stat der alten opffern
Christum das oberst opffer haben, der sichtbarlich in eynem tödlichen,
lydlichen13 lyb ein mal für alles menschlich geschlecht am crütz uff-
i) C: etc.
6. Unterricht, belehrt.
7. Das hebräische nby (machen, verfertigen, schaffen) hat im AT an mehreren
Stellen die Bedeutung >opfern<. Wie Christi Befehl bei der Einsetzung des Abendmahls
>Hoc facite in mei commemorationem< als Aufforderung zum Opfern zu verstehen sei,
führt zum Beispiel Kardinal Cajetan in seiner Schrift »De missae sacrificio« (1531)
8.427a aus; zitiert von U.Beyer: Abendmahl und Messe, 1965, S.122.
8. Bisweilen.
9. Des Hebräischen Kundigen.
10. Gegenteil.
11. S.die Einführung in den Abschnitt VII.
12. Kundig.
13. Leidensfähigen.