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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0196

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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533

die die Predigt des Evangeliums auf allen Kanzeln verbindlich machten
und Kanzelstreite untersagten40. Ulm berief sich bei dem Plane, einen
eigenen Prediger anzustellen, ausdrücklich auf das Mandat des Reichs-
regiments und sah für diesen Prediger, der aus städtischen Mitteln be-
soldet werden sollte, als einzige Aufgabe vor, »das klare, lautere Wort
Gottes zu predigen«41.
Mit Konrad Sam wurde im Juni 1524 eine Persönlichkeit gewonnen,
die nicht nur diese Aufgabe aus innerster Überzeugung vollauf erfüllte,
sondern darüber hinaus in der Festigung der Ulmer evangelischen Bewegung,
ferner in geschickter Zusammenarbeit mit dem Ulmer Rat und nicht zuletzt
in der dortigen Auseinandersetzung sowohl mit den Altgläubigen als auch den
Täufern bald die führende Persönlichkeit wurde.
Sowohl durch eine ausgedehnte Predigttätigkeit und Seelsorge als
auch durch die Pflege der religiösen Jugendunterweisung ist Konrad
Sam besonders hervorgetreten. Der von Sam verfaßte Ulmer Katechis-
mus »Christliche Unterweisung« gehört zu den bedeutenden Katechis-
men, die vor und neben Luthers Kleinem Katechismus entstanden sind
und im Inhalt und Aufbau eine nicht zu verkennende Eigenständigkeit
verraten42. In seinen Predigten hat Konrad Sam verschiedentlich schwere
Vorwürfe gegen die Zurückhaltung des Ulmer Rates in der Reforma-
tionsfrage und speziell gegen Bernhard Besserers Zauderpolitik gerich-
tet, am schärfsten in seiner Weihnachtspredigt des Jahres 1529, in der er sogar
auf die Möglichkeit angespielt hat, daß die bisherige Stadtregierung
durch eine andere ersetzt werde43. Der Kampf um die Abschaffung der

40. Vgl.den Überblick bei E.-W.Kohls: Die Schule bei Martin Bucer, a.a.O. S. 190
bis 191 (Anm.40). Vgl.auch ders.: Evangelische Bewegung und Kirchenordnung,
a.a.O., bes.S. 127f.
41. Vgl. C. Th.Keim: Die Reformation der Reichsstadt Ulm, a.a.O. bes. S. 66.
42. Zu Konrad Sam (1483-1533) vgl. die Angaben bei A. Weyermann: Nachrichten
von Gelehrten, Künstlern und anderen merkwürdigen Personen aus Ulm, Ulm 1798,
S.456; 461; G.Veesenmeyer: Nachrichten von Konrad Soms ... Leben, Verdiensten
und Schriften, Ulm 1795; W. Gußmann: Quellen und Forschungen zur Geschichte des
Augsburgischen Bekenntnisses, 2 Bde., Leipzig und Berlin 1911-1930, Bd.I, S.383f.
Der Katechismus Konrad Sams findet sich abgedruckt bei F. Cohrs: Die evange-
lischen Katechismusversuche vor Luthers Enchiridion, 5 Bde., Berlin 1900ff., Bd. 3,
S. 75-128. Vgl. auch J.M.Reu: Quellen zur Geschichte des Katechismusunterrichts,
Bd.I, Gütersloh 1904, S.299ff. Über Beziehungen zu anderen Württembergischen
Katechismen vgl. die Einleitung bei E.-W.Kohls: Der evangelische Katechismus von
Gengenbach aus dem Jahre 1545, Pädagogische Forschungen des Comenius-Instituts,
Bd. 14, Heidelberg 1960, S. 7f., und ders.: Die evangelischen Katechismen von Ravens-
burg (1546/1733) und Reichenweier (1547/1559), Veröffentlichungen der Kommission
für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A, Bd. 10, Stuttgart
1963, bes.S.18f. Vgl. auch den Überblick bei M.Simon: Evangelische Kirchen-
geschichte Bayerns, Bd. 1, München 1942, S. 332f.
43. Vgl.J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O., bes.S. 120 (Anm. 17).
 
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