ULMER KIRCHENORDNUNG
193
Messe und um die Einführung einer umfassenden Reformationsordnung
ist in Ulm maßgeblich von Konrad Sam geführt worden, der auch bei
den Beratungen und Entwürfen zu dieser Ordnung mitgearbeitet hat,
wenn er sich auch freilich stark von Schriften und Vorschlägen Bucers
abhängig zeigt44. Seine Verbundenheit mit den theologischen Anschau-
ungen Straßburgs und Zürichs hat Konrad Sam später auch gegen den
Widerstand seines im Juni 1531 nach Ulm berufenen Amtsbruders
Martin Frecht, der stärker nach Nürnberg und Wittenberg ausgerichtet
gewesen ist, zu wahren verstanden.
IV.
Das Jahr 1531 hatte in Ulm nach einer schwankenden Haltung auf dem
Augsburger Reichstag45 den Beitritt der Stadt zum Schmalkaldischen Bund
(15. Januar 1531)46 und den Beschluß des Rates (nach einer positiv ver-
laufenen Befragung der Einwohner vom November 1530), die Refor-
mation einzuführen (14.April 1531), gebracht47. Seit dem Januar 1531
hat der Ulmer Rat für diese Fragen einen Sonderausschuß (Siebeneraus-
schuß) eingesetzt48. Nun wurde im April 1531 ein neuer, erweiterter
Reformationsausschuß gebildet, der aus neun Mitgliedern bestand. An der
Spitze stand neben Bernhard Besserer dessen Sohn Jörg Besserer, der
für das Jahr 1531 zum amtierenden Bürgermeister gewählt worden war49.
Auf der ersten Sitzung dieses Neunerausschusses am 18.April 1531
wurde die Herbeiziehung namhafter auswärtiger Theologen zur Durch-
führung der Reformation in Ulm beschlossen. Zu Konrad Sam sollten
Über Konrad Sam und seinen Amtsbruder Martin Frecht siehe auch den Überblick
bei Pollet, Bd.II, Paris 1962, S. 163-220.
44. Vgl. den ausführlichen Überblick ebd.S.97ff.
45. Vgl.J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O. S.11. J. Endriß hat
einen ganz auf Quellen gegründeten historischen Überblick über Ulms Haltung auf
dem Augsburger Reichstag gegeben in einer zehnfachen Artikelfolge, die im »Evan-
gelischen Gemeindeblatt Ulm«, 20. Jg., 1930, erschienen ist unter dem Titel: »Ulmer
Bilder vom Augsburger Reichstag 1530.«
46. Vgl.J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O. S.13. Vgl. auch
A.Buck: Die Anfänge der Konstanzer Reformationsprozesse, Österreich, Eidgenos-
senschaft und Schmalkaldischer Bund, 1510/22-1533, SKRG, 29-31, Tübingen 1964,
bes. S. 507. Insgesamt zur Geschichte und Vorgeschichte des Schmalkaldischen Bundes
ist zu vergleichen E.Fabian: Die Entstehung des Schmalkaldischen Bundes und seiner
Verfassung 1524/29—1531/35, SKRG, 1, 2. Aufl., Tübingen 1962.
47. Vgl. ebd. Über die Abstimmung der Ulmer Bürger vom November 1530 vgl.
nochmals J. Endriß: Die Abstimmung der Ulmer Bürgerschaft im November 1530,
a.a.O.
48. Vgl.J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O. S.12, wo auch die
Zusammensetzung des Ausschusses im einzelnen festgehalten ist.
49. Vgl. ebd. S. 14.
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Messe und um die Einführung einer umfassenden Reformationsordnung
ist in Ulm maßgeblich von Konrad Sam geführt worden, der auch bei
den Beratungen und Entwürfen zu dieser Ordnung mitgearbeitet hat,
wenn er sich auch freilich stark von Schriften und Vorschlägen Bucers
abhängig zeigt44. Seine Verbundenheit mit den theologischen Anschau-
ungen Straßburgs und Zürichs hat Konrad Sam später auch gegen den
Widerstand seines im Juni 1531 nach Ulm berufenen Amtsbruders
Martin Frecht, der stärker nach Nürnberg und Wittenberg ausgerichtet
gewesen ist, zu wahren verstanden.
IV.
Das Jahr 1531 hatte in Ulm nach einer schwankenden Haltung auf dem
Augsburger Reichstag45 den Beitritt der Stadt zum Schmalkaldischen Bund
(15. Januar 1531)46 und den Beschluß des Rates (nach einer positiv ver-
laufenen Befragung der Einwohner vom November 1530), die Refor-
mation einzuführen (14.April 1531), gebracht47. Seit dem Januar 1531
hat der Ulmer Rat für diese Fragen einen Sonderausschuß (Siebeneraus-
schuß) eingesetzt48. Nun wurde im April 1531 ein neuer, erweiterter
Reformationsausschuß gebildet, der aus neun Mitgliedern bestand. An der
Spitze stand neben Bernhard Besserer dessen Sohn Jörg Besserer, der
für das Jahr 1531 zum amtierenden Bürgermeister gewählt worden war49.
Auf der ersten Sitzung dieses Neunerausschusses am 18.April 1531
wurde die Herbeiziehung namhafter auswärtiger Theologen zur Durch-
führung der Reformation in Ulm beschlossen. Zu Konrad Sam sollten
Über Konrad Sam und seinen Amtsbruder Martin Frecht siehe auch den Überblick
bei Pollet, Bd.II, Paris 1962, S. 163-220.
44. Vgl. den ausführlichen Überblick ebd.S.97ff.
45. Vgl.J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O. S.11. J. Endriß hat
einen ganz auf Quellen gegründeten historischen Überblick über Ulms Haltung auf
dem Augsburger Reichstag gegeben in einer zehnfachen Artikelfolge, die im »Evan-
gelischen Gemeindeblatt Ulm«, 20. Jg., 1930, erschienen ist unter dem Titel: »Ulmer
Bilder vom Augsburger Reichstag 1530.«
46. Vgl.J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O. S.13. Vgl. auch
A.Buck: Die Anfänge der Konstanzer Reformationsprozesse, Österreich, Eidgenos-
senschaft und Schmalkaldischer Bund, 1510/22-1533, SKRG, 29-31, Tübingen 1964,
bes. S. 507. Insgesamt zur Geschichte und Vorgeschichte des Schmalkaldischen Bundes
ist zu vergleichen E.Fabian: Die Entstehung des Schmalkaldischen Bundes und seiner
Verfassung 1524/29—1531/35, SKRG, 1, 2. Aufl., Tübingen 1962.
47. Vgl. ebd. Über die Abstimmung der Ulmer Bürger vom November 1530 vgl.
nochmals J. Endriß: Die Abstimmung der Ulmer Bürgerschaft im November 1530,
a.a.O.
48. Vgl.J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531, a.a.O. S.12, wo auch die
Zusammensetzung des Ausschusses im einzelnen festgehalten ist.
49. Vgl. ebd. S. 14.