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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
3. Andreas Osiander: Vnndtericht der hanndlung
zw Marpurg
Das Original ist verloren. Abschrift: Spengler-Handschrift Fenitzer IV 20
Nr. 906, Nürnberg, Landeskirchliches Archiv, fol. 267r-272v. Danach unser
Text (fol. 270v-272v). Gedruckt (nicht fehlerfrei) in J.B. Riederer: Nach-
richten zur Kirchen-, Gelehrten- und Büchergeschichte 2 (1765), S.110—121;
danach WA 30, III, S. 144-151. Ferner: G.May: Das Marburger Religions-
gespräch 1529, S. 51-58.
Osianders Darstellung geht auf die Forderung des Nürnberger Rates
zurück, ihm einen »kurtzen vnndtericht der hanndlung zw Marpurg«
vorzulegen. Dieser Bericht ist schroff antizwinglisch gehalten. Gleich-
wohl bietet er die genauste Information über Möglichkeit und Grenze
einer Verständigung in der Abendmahlsfrage aus lutherischer Sicht sowie
über die Sonderverhandlung zwischen Osiander, Brenz und Bucer.
270v ... Also wurd vom Canntzler1 darzwischen geredt, sy solten myttel vnnd
weg suchen, wie man ainig wurd. Sagt Luther: ich wayß kain annder
mittel, dann das sy gottes wort die eer geben vnnd glauben mit vnns.
Darzu sagten sy, sy könnttens weder begreyffen noch glauben, das der
leyb Christi da were. Sagt Luther: so wöllen wir euch auch faren lassen
vnd dem gerechten gericht gottes beuelhen, der wirts wol fynnden, wer
recht hat. Saget Oecolampadius hin wider: Vnd wir euch auch. Zwinglio
aber giengen die augen über, das es menigklich merket.
Die weyl aber Luther Jm anfanng vnndter annderm gesagt het, sollen
wir ains werden, so müessen wir nicht allain vom Sacrament, sonnder
271r von anndern mer stucken hanndeln, Dann sy, der | widertayl2, schier
kain hauptstuck Christlicher lere recht leren, sonnderlich ist mir anzaigt
von denen von Straßpurg etc.
Stuend Jacob Sturm auff, zaiget an, er were geschickt, darob zusein,
das der zwyspalt vom Sacrament hingelegt wurde etc. Nun were er auß-
zogen der maynung, als were es nur vmb ainen strittigen artickel zuthun,
so wolten sich dero mer fynden, vnnd wann er die potschafft solt haim-
pringen, wurde er übel besteen etc., begeret seiner prediger lere zuuer-
hörn vnnd zuzeugen, wo sy recht oder vnrecht lereten, wurd zugelassen.
Putzer gab Rechenschafft für sy all, aber zwar nicht recht, sonnderlich
auch von der Tauff, begeret, Luther solt Jne zeugknus geben, das sy
recht lereten.
1. Der hessische Kanzler Johannes Feige. NDB 5, S. 55 f.
2. Gegenpartei.
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3. Andreas Osiander: Vnndtericht der hanndlung
zw Marpurg
Das Original ist verloren. Abschrift: Spengler-Handschrift Fenitzer IV 20
Nr. 906, Nürnberg, Landeskirchliches Archiv, fol. 267r-272v. Danach unser
Text (fol. 270v-272v). Gedruckt (nicht fehlerfrei) in J.B. Riederer: Nach-
richten zur Kirchen-, Gelehrten- und Büchergeschichte 2 (1765), S.110—121;
danach WA 30, III, S. 144-151. Ferner: G.May: Das Marburger Religions-
gespräch 1529, S. 51-58.
Osianders Darstellung geht auf die Forderung des Nürnberger Rates
zurück, ihm einen »kurtzen vnndtericht der hanndlung zw Marpurg«
vorzulegen. Dieser Bericht ist schroff antizwinglisch gehalten. Gleich-
wohl bietet er die genauste Information über Möglichkeit und Grenze
einer Verständigung in der Abendmahlsfrage aus lutherischer Sicht sowie
über die Sonderverhandlung zwischen Osiander, Brenz und Bucer.
270v ... Also wurd vom Canntzler1 darzwischen geredt, sy solten myttel vnnd
weg suchen, wie man ainig wurd. Sagt Luther: ich wayß kain annder
mittel, dann das sy gottes wort die eer geben vnnd glauben mit vnns.
Darzu sagten sy, sy könnttens weder begreyffen noch glauben, das der
leyb Christi da were. Sagt Luther: so wöllen wir euch auch faren lassen
vnd dem gerechten gericht gottes beuelhen, der wirts wol fynnden, wer
recht hat. Saget Oecolampadius hin wider: Vnd wir euch auch. Zwinglio
aber giengen die augen über, das es menigklich merket.
Die weyl aber Luther Jm anfanng vnndter annderm gesagt het, sollen
wir ains werden, so müessen wir nicht allain vom Sacrament, sonnder
271r von anndern mer stucken hanndeln, Dann sy, der | widertayl2, schier
kain hauptstuck Christlicher lere recht leren, sonnderlich ist mir anzaigt
von denen von Straßpurg etc.
Stuend Jacob Sturm auff, zaiget an, er were geschickt, darob zusein,
das der zwyspalt vom Sacrament hingelegt wurde etc. Nun were er auß-
zogen der maynung, als were es nur vmb ainen strittigen artickel zuthun,
so wolten sich dero mer fynden, vnnd wann er die potschafft solt haim-
pringen, wurde er übel besteen etc., begeret seiner prediger lere zuuer-
hörn vnnd zuzeugen, wo sy recht oder vnrecht lereten, wurd zugelassen.
Putzer gab Rechenschafft für sy all, aber zwar nicht recht, sonnderlich
auch von der Tauff, begeret, Luther solt Jne zeugknus geben, das sy
recht lereten.
1. Der hessische Kanzler Johannes Feige. NDB 5, S. 55 f.
2. Gegenpartei.
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