VORBERICHT ULMER KIRCHENORDNUNG
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Catechismum der kinder in allen kirchen15, dann vil gelegen an der Jug-
heit Zucht16, darauß edle gefeß gottes vffzeziehenn, vnnd würdt doch
nindert17 in versümlichen gehandlet, so viel ist vns gots Eer vnnd das
zukunfftig leben angelegen.
Zum vierdten. Den tauf haben wir gewönlich am Sontag noch dem
Nachtmal oder vesper gepett, so die kirch18 zugegen ist, darzu wir
flissig ermanenn. Die form19 ist jm truck, doch pflegen wir inhalt des
taufs hell20 anzuzeigen vnnd die vmbstender zu ermanen vff das ab-
sterbenn vnnd ufferstehenn mit Christo, alßo das gewonlich die Sum
eyns Christlichenn lebens by dem tauf erneuwert vnnd der vmbstenden
kirchen21 erkleret würt, Sunst fallet man allweg vif falsches vertruwenn
der elementen, als ob die creatur des wassers zun goben22 gottes notig
were.
Zum fünften, hatt gefolget, das jr, vnsere herren vnnd oberen, alle der
genannten geistlichenn kirchen vbungen haben abgethon, nichts vßge-
nomen, wie dann solichs dem warenn glauben an got vnnd Christlicher
lieb entgegen was23 vnd ist. Diewyl aber ettwas vbung in der gemeyn
gottes vonn nöten syn will, ist bisher ein nachtmal alle Sontag gemeinlich
gehalten worden, welches form jm truck ist, allein das ieder diener solichs
furtregt mit worten, die jm ieder zit hertzlich sind. Dann an wort oder
wyß laßt sich der geist nit binden, lendet24 aber allweg vff besserung
vnnd bawung an got den Herren. Deßhalb wir by dem Sacrament des
Altars lernen25 den waren lib vnnd blut Christi zu entpfahenn durch ein
lebendigen glauben, dann jm heyligen geist regiret Christus zugegen26
der glaubigen hertzenn, dahin alle handlung Christi reichet, nemlich,
das er im geist zur rechten gots im lebendigen wort gesucht vnnd des
neuwen menschen worhaftig spiß werde, vnnd hatt sunst mit keiner
creatur seyn eigentlichen handel27, sytenmal das wort gots fleisch ist
15. Zur Straßburger Katechismusgeschichte vgl. A.Ernst und J.Adam: Kateche-
tische Geschichte des Elsasses bis zur Revolution, Straßburg 1897.
16. In B.s Gutachten begegnet diese Formulierung, die in ihrem Ursprung auf die
»Institutio principis christiani« (1516) des Erasmus zurückgeht, häufig. Vgl. dazu
E.-W.Kohls: Die Schule bei Martin Bucer a.a.O. S. 51. Für die Herleitung von Eras-
mus, vgl. Ders.: Die Theologie des Erasmus, Basel 1966, Bd. 1, S. 50.
17. Nirgends sonst.
18. Gemeinde(glieder).
19. Taufformular, Agende.
20. Laut.
21. Vgl. oben Anm. 18.
22. Gabe(n) (Umschreibung für Gnade).
23. War.
24. Lenkt, wendet hin.
25. Lehren.
26. Gegenwärtig.
27. Verbindung.
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Catechismum der kinder in allen kirchen15, dann vil gelegen an der Jug-
heit Zucht16, darauß edle gefeß gottes vffzeziehenn, vnnd würdt doch
nindert17 in versümlichen gehandlet, so viel ist vns gots Eer vnnd das
zukunfftig leben angelegen.
Zum vierdten. Den tauf haben wir gewönlich am Sontag noch dem
Nachtmal oder vesper gepett, so die kirch18 zugegen ist, darzu wir
flissig ermanenn. Die form19 ist jm truck, doch pflegen wir inhalt des
taufs hell20 anzuzeigen vnnd die vmbstender zu ermanen vff das ab-
sterbenn vnnd ufferstehenn mit Christo, alßo das gewonlich die Sum
eyns Christlichenn lebens by dem tauf erneuwert vnnd der vmbstenden
kirchen21 erkleret würt, Sunst fallet man allweg vif falsches vertruwenn
der elementen, als ob die creatur des wassers zun goben22 gottes notig
were.
Zum fünften, hatt gefolget, das jr, vnsere herren vnnd oberen, alle der
genannten geistlichenn kirchen vbungen haben abgethon, nichts vßge-
nomen, wie dann solichs dem warenn glauben an got vnnd Christlicher
lieb entgegen was23 vnd ist. Diewyl aber ettwas vbung in der gemeyn
gottes vonn nöten syn will, ist bisher ein nachtmal alle Sontag gemeinlich
gehalten worden, welches form jm truck ist, allein das ieder diener solichs
furtregt mit worten, die jm ieder zit hertzlich sind. Dann an wort oder
wyß laßt sich der geist nit binden, lendet24 aber allweg vff besserung
vnnd bawung an got den Herren. Deßhalb wir by dem Sacrament des
Altars lernen25 den waren lib vnnd blut Christi zu entpfahenn durch ein
lebendigen glauben, dann jm heyligen geist regiret Christus zugegen26
der glaubigen hertzenn, dahin alle handlung Christi reichet, nemlich,
das er im geist zur rechten gots im lebendigen wort gesucht vnnd des
neuwen menschen worhaftig spiß werde, vnnd hatt sunst mit keiner
creatur seyn eigentlichen handel27, sytenmal das wort gots fleisch ist
15. Zur Straßburger Katechismusgeschichte vgl. A.Ernst und J.Adam: Kateche-
tische Geschichte des Elsasses bis zur Revolution, Straßburg 1897.
16. In B.s Gutachten begegnet diese Formulierung, die in ihrem Ursprung auf die
»Institutio principis christiani« (1516) des Erasmus zurückgeht, häufig. Vgl. dazu
E.-W.Kohls: Die Schule bei Martin Bucer a.a.O. S. 51. Für die Herleitung von Eras-
mus, vgl. Ders.: Die Theologie des Erasmus, Basel 1966, Bd. 1, S. 50.
17. Nirgends sonst.
18. Gemeinde(glieder).
19. Taufformular, Agende.
20. Laut.
21. Vgl. oben Anm. 18.
22. Gabe(n) (Umschreibung für Gnade).
23. War.
24. Lenkt, wendet hin.
25. Lehren.
26. Gegenwärtig.
27. Verbindung.