ENTWURF ULMER KIRCHENORDNUNG
381
Diß nun, das die kirchen tauglichenddienern ebesetzet werdene, mag
man, als wir vns versehen, der maß wol anstellen, das dennoch den vn-
tauglichen pfarrern, welche die notturft erheyschen wirdt, vom predig
ampt abzusetzen, yr leibs notturft geraicht werde. Dann welche pfarren
5 reichlich versehen, deren E[uer] G[naden] eben fil haben sollen, da
konde die sach geordnet werden, das man bayden, dem arbeyttenden
pfarrer vnd dem abgesetzten, yr notturft raichete, darab sich die abge-
setzten nichs mochten beklagen, dem nach von rechts wegen der nichs
essen soll, der nichts arbeytet, vnd sy auch wol schwerers durch jr
10 falsche lere vnd vnordenlichs leben verdient haben. Wa dann aber die
pfarren nit so reylich24 versehen, das man zwen versehen konde, do
möchte man von Caplaneyen25, fruemessen, des dings teglich | fil ledig 201a
wirdt, item heiligen vnd kirchen gut, auch von denen, so die Zehenden
haben, so fil alle mal bekommen, das dennoch jede pfarr jren christlichen
15 prediger hette. Vnd ob auß allem erzelten Dennoch an etlichen orten
soliche nit mochte gehabt werden, haben vnsere G[nädigen] Herren wol
souil klöster vnd andere stifftungen jn Statt vnd land, das man do her zu
vnderhalten solicher vnuersehnen pfarren diener so fil als die not er-
heyschet, biß die vntauglichen absturbend, darstrecken möchte. Der
20 selen Heil ist ye das höchst. So ist ye ein iede christliche Oberkeit das-
selbig by yren underthonen zum ersten vnd höchsten zu furderen
schuldig, dann kein christlicher Oberer vmb seins, sonder seiner vnder-
thonen nutzes vnd Hails willen regieret. Da zu auch got alle Obren zu
regieren eingesetzet hat, darumb sy auch götter in der schrifft genemt
25 werden, wie wenig doch deren sind, die sich götter vnd nit meer das
widerspyl26 beweysen.
Wa dan schon der pfarren satz vnsern g[nädigen] H[erren] nit zu steht 6
vnd sy von den lehen Herren nichs billichs erlangen konden, möchte
dennoch, so man vff gemeldte weyß ernst ankeren wolte, | Der sachen 201b
30 geholffen werden, wie wol auß gemeinem rechten der lehen Herr schul-
dig, soliche pfarrer zu setzen, an denen die gemeind mögen vernüget27
sein, do hin on zweyffel etlich der Lehen Herren zu vermögen sein
werden. Mit den anderen, so vnsere g[nädigen] H[erren] etwan jn jren
Oberkeiten kirchen satz hetten, möchte man teusch treffen oder ynen ir
35 gerechtigkeit abkauffen Oder sich mit ynen in andere weg, Die, so manf
solchen ernst, als solich göttlich sach erheischet, furwenden, wol finden
wurdtg, ve[r]tragen.
d) korr. aus: teglichen. - e)-e) korr. B. aus: versehen. - f) gestr. B.: wirdt. -
g) add. B.
24. Reichlich.
25. Kaplanei = Kaplanstelle.
26. Gegenteil. 27. Zufriedengestellt, entschädigt.
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Diß nun, das die kirchen tauglichenddienern ebesetzet werdene, mag
man, als wir vns versehen, der maß wol anstellen, das dennoch den vn-
tauglichen pfarrern, welche die notturft erheyschen wirdt, vom predig
ampt abzusetzen, yr leibs notturft geraicht werde. Dann welche pfarren
5 reichlich versehen, deren E[uer] G[naden] eben fil haben sollen, da
konde die sach geordnet werden, das man bayden, dem arbeyttenden
pfarrer vnd dem abgesetzten, yr notturft raichete, darab sich die abge-
setzten nichs mochten beklagen, dem nach von rechts wegen der nichs
essen soll, der nichts arbeytet, vnd sy auch wol schwerers durch jr
10 falsche lere vnd vnordenlichs leben verdient haben. Wa dann aber die
pfarren nit so reylich24 versehen, das man zwen versehen konde, do
möchte man von Caplaneyen25, fruemessen, des dings teglich | fil ledig 201a
wirdt, item heiligen vnd kirchen gut, auch von denen, so die Zehenden
haben, so fil alle mal bekommen, das dennoch jede pfarr jren christlichen
15 prediger hette. Vnd ob auß allem erzelten Dennoch an etlichen orten
soliche nit mochte gehabt werden, haben vnsere G[nädigen] Herren wol
souil klöster vnd andere stifftungen jn Statt vnd land, das man do her zu
vnderhalten solicher vnuersehnen pfarren diener so fil als die not er-
heyschet, biß die vntauglichen absturbend, darstrecken möchte. Der
20 selen Heil ist ye das höchst. So ist ye ein iede christliche Oberkeit das-
selbig by yren underthonen zum ersten vnd höchsten zu furderen
schuldig, dann kein christlicher Oberer vmb seins, sonder seiner vnder-
thonen nutzes vnd Hails willen regieret. Da zu auch got alle Obren zu
regieren eingesetzet hat, darumb sy auch götter in der schrifft genemt
25 werden, wie wenig doch deren sind, die sich götter vnd nit meer das
widerspyl26 beweysen.
Wa dan schon der pfarren satz vnsern g[nädigen] H[erren] nit zu steht 6
vnd sy von den lehen Herren nichs billichs erlangen konden, möchte
dennoch, so man vff gemeldte weyß ernst ankeren wolte, | Der sachen 201b
30 geholffen werden, wie wol auß gemeinem rechten der lehen Herr schul-
dig, soliche pfarrer zu setzen, an denen die gemeind mögen vernüget27
sein, do hin on zweyffel etlich der Lehen Herren zu vermögen sein
werden. Mit den anderen, so vnsere g[nädigen] H[erren] etwan jn jren
Oberkeiten kirchen satz hetten, möchte man teusch treffen oder ynen ir
35 gerechtigkeit abkauffen Oder sich mit ynen in andere weg, Die, so manf
solchen ernst, als solich göttlich sach erheischet, furwenden, wol finden
wurdtg, ve[r]tragen.
d) korr. aus: teglichen. - e)-e) korr. B. aus: versehen. - f) gestr. B.: wirdt. -
g) add. B.
24. Reichlich.
25. Kaplanei = Kaplanstelle.
26. Gegenteil. 27. Zufriedengestellt, entschädigt.