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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
1533 und die Zeugnisse der Zeit, die in Bucer den Autor sahen13. Das
Problem der Abhängigkeit ist schwer lösbar, so lange die unmittelbare
handschriftliche Vorlage für die »Entschuldigung« nicht gefunden ist.
Der vorliegende Entwurf Bucers sollte sicher ursprünglich die Grund-
lage der offiziellen Rechtfertigungsschrift der Frankfurter Prädikanten
werden; darauf weist schon hin, daß Bucer sich hier nicht nominatim als
Verfasser gibt, sondern im Namen der Frankfurter Prediger schreibt.
Noch am 12. Februar schrieb Bucer an Frecht und Sam nach Ulm14,
er sei noch im Zweifel, ob Luther nominatim geantwortet werden solle,
da die Feinde des Evangeliums triumphieren würden, wenn er gegen
Luther schriebe.
Zwei Tage vorher hatte er Margareta Blaurer mitgeteilt15: »Der
Teufel sucht doch mit allen Mitteln die Kirchen zu trennen oder getrennt
zu halten. Luther hat ein gar scharfes Büchlein gegen die Prediger in
Frankfurt geschrieben, will keine Einigkeit mit ihnen anerkennen, ob-
schon sie lehren, Christi Leib sei wahrhaftig im Sakrament. Nun weyß
ich doch, das der mann gott suchet und diß seyn leyplich und mundtlich
essen Christi so verstaht, das es der warheyt nichts abbrichet und unserer
weyse zu reden dovon nit zuwider ist und unser rede auch nit seyner
meynung. Dannoch bewirken etliche Ohrenbläser, daß er stets die Wun-
den, die wir verbinden, wieder auf reißet.«
B. Inhalt
Bucer sah sich zu einer Antwort auf Luthers Vorwürfe veranlaßt durch
dessen Behauptung, daß es bloßer Wahn sei, anzunehmen, die Frank-
furter Prediger seien »mit uns eines und lereten gleicher weise vom
h. Sacrament«. Sie seien »gar nicht eines«16. Wenn diese behaupteten,
daß im Sakrament nicht bloß Brot und Wein seien, sondern »Christus,
Leib und Blut wahrhaft gegenwärtig«17, so sei das ein bloßes Reden mit
dem Mund.
Eine Abendmahlsgemeinschaft mit den Zwinglianern aber sei ihm
»schrecklich«18; gehe es so weiter, würden in drei Jahren »weder Gott
13. So Köhler II, S.301, Anm. 2. G.Sailer schrieb nämlich am 11.Oktober 1533 an
Capito und Bucer: »Buceri ad Lutheranas literas maxime placet. Non puto me legisse
aliud, quo Lutherus suo ipsius gladio ita confodatur« AST 157 (Ep.s.XVI,4).
14. Straßburg, Thomas-Archiv, Nr. 151 (Ep.Buc.I); vgl.Kolde; Analecta Luthe-
rana, S.203.
15. Schieß II, S.797.
16. WA 30, III, S. 558.
17. WA 30, III, S.559.
18. WA 30, III, S.564.
ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
1533 und die Zeugnisse der Zeit, die in Bucer den Autor sahen13. Das
Problem der Abhängigkeit ist schwer lösbar, so lange die unmittelbare
handschriftliche Vorlage für die »Entschuldigung« nicht gefunden ist.
Der vorliegende Entwurf Bucers sollte sicher ursprünglich die Grund-
lage der offiziellen Rechtfertigungsschrift der Frankfurter Prädikanten
werden; darauf weist schon hin, daß Bucer sich hier nicht nominatim als
Verfasser gibt, sondern im Namen der Frankfurter Prediger schreibt.
Noch am 12. Februar schrieb Bucer an Frecht und Sam nach Ulm14,
er sei noch im Zweifel, ob Luther nominatim geantwortet werden solle,
da die Feinde des Evangeliums triumphieren würden, wenn er gegen
Luther schriebe.
Zwei Tage vorher hatte er Margareta Blaurer mitgeteilt15: »Der
Teufel sucht doch mit allen Mitteln die Kirchen zu trennen oder getrennt
zu halten. Luther hat ein gar scharfes Büchlein gegen die Prediger in
Frankfurt geschrieben, will keine Einigkeit mit ihnen anerkennen, ob-
schon sie lehren, Christi Leib sei wahrhaftig im Sakrament. Nun weyß
ich doch, das der mann gott suchet und diß seyn leyplich und mundtlich
essen Christi so verstaht, das es der warheyt nichts abbrichet und unserer
weyse zu reden dovon nit zuwider ist und unser rede auch nit seyner
meynung. Dannoch bewirken etliche Ohrenbläser, daß er stets die Wun-
den, die wir verbinden, wieder auf reißet.«
B. Inhalt
Bucer sah sich zu einer Antwort auf Luthers Vorwürfe veranlaßt durch
dessen Behauptung, daß es bloßer Wahn sei, anzunehmen, die Frank-
furter Prediger seien »mit uns eines und lereten gleicher weise vom
h. Sacrament«. Sie seien »gar nicht eines«16. Wenn diese behaupteten,
daß im Sakrament nicht bloß Brot und Wein seien, sondern »Christus,
Leib und Blut wahrhaft gegenwärtig«17, so sei das ein bloßes Reden mit
dem Mund.
Eine Abendmahlsgemeinschaft mit den Zwinglianern aber sei ihm
»schrecklich«18; gehe es so weiter, würden in drei Jahren »weder Gott
13. So Köhler II, S.301, Anm. 2. G.Sailer schrieb nämlich am 11.Oktober 1533 an
Capito und Bucer: »Buceri ad Lutheranas literas maxime placet. Non puto me legisse
aliud, quo Lutherus suo ipsius gladio ita confodatur« AST 157 (Ep.s.XVI,4).
14. Straßburg, Thomas-Archiv, Nr. 151 (Ep.Buc.I); vgl.Kolde; Analecta Luthe-
rana, S.203.
15. Schieß II, S.797.
16. WA 30, III, S. 558.
17. WA 30, III, S.559.
18. WA 30, III, S.564.