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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0471

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EIN BERICHT

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liegenden Schrift gesetzt worden, was Baum zu der Annahme veranlaßte,
unser Manuskript sei das Original des Druckes9. Baum gibt aber zu, den
Frankfurter Druck selbst nicht gesehen zu haben10. Steitz und Dechent
haben Baums Auffassung übernommen11. Dagegen, daß die »Entschul-
digung« ein bloßer Nachdruck des Bucerschen Manuskriptes sei, spricht
neben der ungleichen Länge beider Schriften die Tatsache, daß keine
wörtlichen Passagen des »Berichtes« in der »Entschuldigung« wiederzu-
finden sind. Das vorliegende Autograph hat den Charakter eines weit-
schweifigen Entwurfs, der alles verfügbare Material zusammenträgt, um
den Gesamtkomplex der Vorwürfe Luthers aufzufangen; es gibt aus-
führliche Schilderungen der kirchlichen Mißstände vor dem Auftreten
Luthers und bringt zahlreiche Zitate aus den Kirchenvätern, um die
eigene Abendmahlsauffassung zu stützen. Der Frankfurter Druck da-
gegen umfaßt nur acht Blätter und hat nicht den Charakter einer Mate-
rialsammlung. Er dient vor allem dem Zweck, die Unterwerfung unter
die Obrigkeit zu fordern, in deren Auftrag die Prädikanten das Evange-
lum predigen. Das hatte Bucer bereits in der »Epistola ad fratres Franco-
fordienses« empfohlen. Auf Luthers Vorwürfe wird hier nicht einge-
gangen. Es wird nur betont, man wolle nicht Luther predigen, sondern
Christus den Gekreuzigten; in der Abendmahlsfrage wird wörtlich aus
der Tetrapolitana zitiert. Alles das könnten die Prädikanten ohne weite-
res Bucers Brief entnommen haben, ohne den umfangreichen »Bericht«
gekannt zu haben, wenn man nicht mit Köhler annehmen will, daß Bucer
zwar ursprünglich die Frankfurter durch seine brieflichen Ratschläge zu
einer selbständigen Entgegnung hatte veranlassen wollen, daß er aber
dann selbst eine weit zurückhaltendere, stark umredigierte Schrift nach
Frankfurt schickte, die unter dem Titel »Entschuldigung« und ohne
Namensnennung des Autors erschienen ist, »um nicht sein Konkordien-
werk umzuwerfen«12. Das müßte aber zwischen dem 22. Februar und
dem 1.März geschehen sein. Die Schwäche der Abwehr in der »Ent-
schuldigung« kann auf Bucers »Epistola« zurückgehen, in der er so ein-
dringlich bittet, versöhnlich zu verfahren, das Gemeinsame zu betonen
und alles Gewaltsame um der Einheit willen zu meiden. Der Geist der
»Entschuldigung« ist ohne Zweifel der Geist Bucers, denn seine An-
sichten sind hier in gedrängter Form wiedergegeben. So erklärt sich
wohl auch die Übertragung des Titels auf das Autograph vom Januar
9. J.W.Baum, S. 595f.
10. Ebd.
11. G.Stetig, a.a.O. S. 265f. - H.Dechent: Kirchengeschichte Frankfurts seit der
Reformation, 1.Bd., Leipzig und Frankfurt 1913, S. 198f.
12. Köhler Ti, S. 299-302. Die starke Umredigierung der Schrift bliebe aber unver-
ständlich angesichts des Nachtrages Capitos zur Abschrift der Epistola Buceri: »Das
schien den Brüdern gut, wie es Bucer vorschrieb«.
 
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