472 ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
diese Formeln sinnlich von einem Berühren, Essen, Verdauen des Leibes
Christi zu verstehen, habe man sich dieser stets enthalten31. Es sei nicht
einsichtig, daß Luther, der auf der einen Seite das »fide et corde recipere«
betone, auf der anderen auf dem »ore et corporaliter recipere« bestehe32.
Im folgenden werden wie im »Bericht« Cyrill und Augustinus als Zeugen
dafür angeführt, daß der Leib des Herrn nicht mit dem Magen, sondern
mit dem Herzen, allein im Glauben empfangen werde. Man leugne gar
nicht den Empfang »et ore et stomacho«, aber nur wegen der unio
sacramentalis, so daß sich die leiblichen Vorgänge streng genommen am
Brote vollziehen, nicht aber am Leib des Herrn selbst, der impatibile,
spirituale und coeleste sei33. Dieser Gedankengang findet sich auch im
»Bericht«34. Der wahre Leib Christi werde gereicht; er sei wahrhaft
gegenwärtig. Das sollten die Frankfurter Prediger gegen Luthers Vor-
wurf der Doppelzüngigkeit in dieser Frage betonen. Keineswegs emp-
fange man »eitel Brot und Wein«, jedoch müsse man das Wie der An-
wesenheit dem Herrn überlassen35 Mit Luther solle man sich darauf
berufen, daß die Worte Christi noch immer feststünden: »Das ist mein
Leib«. Der Herr biete sich so an, daß wir in ihm und er in uns lebe und
unser Leib von daher die Unsterblichkeit erlange36. Warum, so fragt
Bucer, sollten die Christen »ihren Christus nicht mit großer Ehrfurcht
aufnehmen, wo er sich so feierlich und in besonderer Weise anbiete«37?
Wenn man die Frankfurter Prediger frage, was sie in Hand und Mund
geben, sollten sie antworten: Brot und Wein, denn an eine Transsub-
stantiation glaubten sie nicht38. Man solle sich darin auf die sächsische
Apologie berufen, die zwar noch vom »corporaliter et substantialiter«
rede, das aber mit »vera et vere« gleichzusetzen sei39. Denn es müsse be-
kannt werden, daß diese Gegenwart Christi geheimnisvoll und himmlisch
sei; wenn daher das »substantialiter et corporaliter« ausgelassen werde,
dann darum, daß nicht jemand annehme, der Leib des Herrn und sein
Blut würden der Substanz nach mit Brot und Wein identisch sein40. Was
in den Worten Christi und im Glauben aller Heiligen enthalten sei,
glaubt Bucer hier vorgetragen zu haben. Er empfiehlt den Frankfurter
Predigern zu betonen, daß auch sie mit Leuten, die der Ansicht sind,
31. Epistola, S. 509.
32. Epistola, ebd.
33. Epistola, ebd.
34. »Bericht« f. 333v, S. 498.
35. Epistola, S. 510.
36. Epistola, ebd.
37. Epistola, ebd.
38. Epistola, ebd.
39. Epistola, ebd.
40. Epistola, ebd.
diese Formeln sinnlich von einem Berühren, Essen, Verdauen des Leibes
Christi zu verstehen, habe man sich dieser stets enthalten31. Es sei nicht
einsichtig, daß Luther, der auf der einen Seite das »fide et corde recipere«
betone, auf der anderen auf dem »ore et corporaliter recipere« bestehe32.
Im folgenden werden wie im »Bericht« Cyrill und Augustinus als Zeugen
dafür angeführt, daß der Leib des Herrn nicht mit dem Magen, sondern
mit dem Herzen, allein im Glauben empfangen werde. Man leugne gar
nicht den Empfang »et ore et stomacho«, aber nur wegen der unio
sacramentalis, so daß sich die leiblichen Vorgänge streng genommen am
Brote vollziehen, nicht aber am Leib des Herrn selbst, der impatibile,
spirituale und coeleste sei33. Dieser Gedankengang findet sich auch im
»Bericht«34. Der wahre Leib Christi werde gereicht; er sei wahrhaft
gegenwärtig. Das sollten die Frankfurter Prediger gegen Luthers Vor-
wurf der Doppelzüngigkeit in dieser Frage betonen. Keineswegs emp-
fange man »eitel Brot und Wein«, jedoch müsse man das Wie der An-
wesenheit dem Herrn überlassen35 Mit Luther solle man sich darauf
berufen, daß die Worte Christi noch immer feststünden: »Das ist mein
Leib«. Der Herr biete sich so an, daß wir in ihm und er in uns lebe und
unser Leib von daher die Unsterblichkeit erlange36. Warum, so fragt
Bucer, sollten die Christen »ihren Christus nicht mit großer Ehrfurcht
aufnehmen, wo er sich so feierlich und in besonderer Weise anbiete«37?
Wenn man die Frankfurter Prediger frage, was sie in Hand und Mund
geben, sollten sie antworten: Brot und Wein, denn an eine Transsub-
stantiation glaubten sie nicht38. Man solle sich darin auf die sächsische
Apologie berufen, die zwar noch vom »corporaliter et substantialiter«
rede, das aber mit »vera et vere« gleichzusetzen sei39. Denn es müsse be-
kannt werden, daß diese Gegenwart Christi geheimnisvoll und himmlisch
sei; wenn daher das »substantialiter et corporaliter« ausgelassen werde,
dann darum, daß nicht jemand annehme, der Leib des Herrn und sein
Blut würden der Substanz nach mit Brot und Wein identisch sein40. Was
in den Worten Christi und im Glauben aller Heiligen enthalten sei,
glaubt Bucer hier vorgetragen zu haben. Er empfiehlt den Frankfurter
Predigern zu betonen, daß auch sie mit Leuten, die der Ansicht sind,
31. Epistola, S. 509.
32. Epistola, ebd.
33. Epistola, ebd.
34. »Bericht« f. 333v, S. 498.
35. Epistola, S. 510.
36. Epistola, ebd.
37. Epistola, ebd.
38. Epistola, ebd.
39. Epistola, ebd.
40. Epistola, ebd.