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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0526

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522 ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
daher, das wir ime durch Christum, den geliebten, angeneme, liebe
kynder worden syn, Eph. I.[5.6]. Dorumb Marie zugeben, das sy vnsere
131a furbitterin sye, | die vns verziehung der sund, gnad vnd heil sampt ab-
wendung vnglucks erlang, ist die erlosung Christi schmeleren, domit
Christus vnnd syn heilige muter grulich verlestert werden, dann ir 5
hochste Ehr ist, das sy Christum geporen hat, den, durch den wir allein
alles guten reich vnd alles boßen loß worden. Vnd diß ist, das er so oft
sagt, wer an mich glaubt, der hat das ewig leben [Jo 6,47]12, das ist, wer mich
fur Christum vnnd syn heilandt annympt vnd erkhent, der wirt ewig
leben vnnd selig syn, des er so bald ein seligen anfang durch den guten 10
geist, so er von gott hat, ein gewisses pfandt syner seligkeit, empfehet
vnnd empfindet den kynder geist, dauon Paulus Ro. 8.[15]; 2. cor.i.[22];
Galt.4.[5.6] Eph.i.[13.14] vnnd anderen orten mehr sagt.
Diß ist vnnser glaub vnd schrift, daruf vnser glaub stadt, souil den
ersten artickel von dem furbitten vnd mittlen Marie, der gepererin 15
Christi, betrifft. Nun wollen wir auch vnnsern glauben anzeigen vnd
schrifft, daruf er stadt, betreffen furbitt anderer heiligen.
Vnd ist vnser glaub13, das die abgestorbnen heiligen nit fur vns bitten,
vnnd ob sy schon fur vns bitten, das sy vns nit anzuruefen weren14
Schriftlicher grundt diß vnsers gloubens ist dißer: On zweyfel, was der 20
131b herr dem mitgekreuzigten mörder verhieß15, als bald im paradiß | zu
sein, das leistet er allen synen lieben heiligen, wie er sagt: Vatter, die du
mir geben hast, wil ich, das sie seyen, da ich bin, das auch sy by mir seyen, Joh. 17.
[24]. Aus der hoffnung sagt Paulus: ich wolt gern vfgeloßt16 vnnd by Christo
sein, Philip, i. [2 3]. Nun by Christo sein im Paradiß ist in seliger ruw17 syn, 25
do der will gottes so erkandt18 wurt, da nyemand nüts bitten kan, sonder
allein dangk sagen, dann wie es der herr macht, also ist es allen heiligen
ein freid vnnd materi19, in zeloben, dann sy volkhomlich sehen, wie es
alles so gut ist. Nun aber betten20 ist ein engstlichs vnd senlichs ver-
langen des herzen, ein vilfeltigs vnd pynlichs gedengken vnd gyffen21 30
nach besserung. Ist also ein eigen22 wergk der liebe dißes stands vnnd

12. Vgl. Jo 5,24; 6,40.
13. Vgl. S. 520, Anm. 3 und uns.Ausg., Bd. 1, S. 352ff..
14. Latinisierende Gerundivkonstruktion.
15. Lk23, 43.
16. Abgeschieden.
17. Vgl. Hebr4, 1-10; Off14,13.
18. Vgl. 1 Kor 13,12.
19. Ursache, Veranlassung.
20. Vgl.uns. Ausg.,Bd. 1., S.98: »Betten ist aber nit das gespött, das unser Münch
und Pfaffen im tempel treiben, ... sonder das ernstlich sähnen und begeren göttlicher
gnaden, durch die wir gottselig leben mügen.«
21. Seufzen und Eifern.
22. Eigentümliches; bezeichnendes.
 
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