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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0245
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ZWISCHEN FROMMEN VERSTENDIGEN LÜTEN (1536)

241

inn diser versamlung zü Witenberg 4 , Wie volget: An wölche wort doch nymandt
verbunden 5 , sunder bewilliget ist, das wir sollichenn innhalt leeren vnd, was da wider
ist, verdammen wöllen mit disen oder anderen worten, wie es ieder zit den kilchen
besserlichen vnd geprüchlichen ist.
5 Zum ersten ist zü mercken, woran der span gelegen ist.
Doctor Luther hat vns oberlendischenn 6 7 im verdacht gehabt, das wir nichts dann
schlecht brot vnd win an christum im Nachtmal haben wolten, Wölches da ist wider
Gottes wort, Diss ist min lib, diss ist min blüt 1 , wider der h. vätter ansehen vnd wider
gepruch der sacrament by allen kilchen, so christum leeren süchen vnd im Sacrament
10 handel anbieten vnd darreichenn. Drumb so hat er, D. Luther, die gegenwertigkeit mit
so groben worten fürtragen vnd immer druff gedrungen, das das brot wesenlichen der
lib christi sye sine tropo 8 , on verwechselung der rede, da die vnseren in sorge bracht
hatte, Es möcht dahin gerathen, das die einfeltigen christen wehnen würden, der lib
vnd das blüt christi wurde zum brot vnd win oder were natürlichen mit im vereniget
15 oder were ioch 9 in brot vnd win rümlich ingeschlossen wie fleisch vnder dem brot in
einer Pasteten, dadurch christus müsste zü einer buch spise werden vnd vil Bäpstlicher
fantasy volgen. | 49 b | Drumb sie sollich natürlich vereinigung vnd dise grobe gegen-
wertigkeit christi oder sin rümlich inschließung ins brot hefftig widerfochten, da
neben aber die gegenwertigkeit vnd vberreichung des libs vnd blüts christi nit genüg
20 heiter 10 angezeigt. Das ie 11 mehr verdachts ienem teil bracht hatt, als ob wir wolten
nichts dann läre zeichen brot vnd wins im Nachtmal erhalten, Welche gedencken 12 by
vilen Luterischen noch sind wie by vns von den Lutrischen; vnd sind vngeschicktere
reden zü beiden teilen gangen, dann es im verstand vnd gepruch by beiden gewesen.
Also saget ein teil, das das wörtlin »ist« würde wesenlich genommen an 13 tropo vnd
25 haben doch den tropum synechdoche nit wellen vßschliessen, wie sie hinach selbs
gestanden 14 . Also by vns ist auch der verstand besser, dann etwan 15 reden gangen 16 .

4. Nach B.s Meinung hatte die Wittenberger Konkordie nur den Zweck, Irrtümer und
Mißverständnisse zu beheben. Luther dachte anders darüber; er meinte, die Oberländer hätten
früher im Abendmahl nur nuda signa gesehen, diesen Irrtum sollten sie aufgeben.
5. Gehalten; d. h. inhaltlich hat man sich verglichen, die Wortwahl bleibt weiterhin der Zeit
und den Bedürfnissen der Kirche untergeordnet.
6. B. identifiziert sich hier völiig mit den Schweizern, zweifelsohne um seiner These, die
Wittenberger Konkordie stimme mit den Lehrmeinungen eidgenössischer Theologie überein,
Kraft zu verleihen.
7. Mt 26,26.28 par.
8. Nicht im figürlichen Sinn, sondern wesentlich und wahrhaftig.
9. Sogar.
10. Klar. Nach B. sei das »ungeschickte reden« auf beiden Seiten am unglücklichen Zustand
des Protestantismus schuld. Der »verstand« sei »besser als unser reden«.
n. Immer. 12. Bedenken, Einwände. 13. Ohne.
14. Hier wird nach B.s Verständnis eine Inkonsequenz in Luthers Sprechen über die Realprä-
senz sichtbar. In der Tat weist dieser in Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis die »Tropisten«
strikt zurück, läßt jedoch zu gleicher Zeit die Anwendung des Tropus Synecdoche zu. Vgl. unten
S. 331, Anm. 123, u. ö.
15. Bisweilen. 16. Stattfanden.
 
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