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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0260
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256

ZWISCHEN FROMMEN VERSTENDIGEN LÜTEN (1536)

befelh haltet, Wölche eigentschafft180 zu erlüterung da zü gesetzet ist. Dann die gar
gottlosen vnd vnglaubigen halten weder insetzung noch befelh by den Sacramenten
vnd werden vnder der insetzung nit begriffen181, dann sie sindt nit Jünger christi, inn
des schül182 sie sich nit begeben wölien. Nun ists zwar licht zü verstohn, Wa man des ;
herren wort vnd befelh haltet, da wille man nit allein brot vnd win, sunder das gantz
Sacrament, wie es vom herren ingesetzet, entpfahen vnd niessen Vnd hat also ein
glauben vnd beredung183 im hertzen, vss dem der will gevolget ist. Denen würt vss
insetzung des herren das gantz Sacrament gereichet vnd christus, der herr selbs, dwil
sie vnder der kilchen vnd zal der Jüngeren gezeelet syn, wie die Corinthier gezeelet 10
waren. Wie offt aber vnderscheiden nit den lib christi solliche gehorsamme184 zur
insetzung vnd befelh christi, dann sie etwan soliche gaben nit annemmen vnd schetzen
sie nit nach irem wert vnd farent185 mit inen liderlichenn186, als ob in187 nit drumb were,
brüfen188 sich selbs nit, erforschen nit ire gewissen, stohn nit in rechtschaffner büss vnd
sind on begird dises trostes, der lib, der für vcbgegeberf189, das blüt, dasfür üch vergossenx<)Q. 15
Daher sie billich191 vnwürdig vnd schuldig am lib vnd blüt des herren genant werden
| 59a | Vnd sindt doch von wegen des gehorsams zur insetzung vnd befelh christi, den
sie nit verkeren, noch vnder der gemein Gottes vnd von vns da für zü halten.
Ein heiter exempel ist by den Corinthieren oben angezogen, die lobet Paulus, aber
im gebruch des Nachtmals straffet192 er sie als vnwürdige tischgenossen, die da nit 20
vnderscheiden den lib christi, sich nit erforschen vnd also gessen haben zum gericht,
auch mit kranckheit vnd zitlichem tod gestraffet sind, vff das sie nit mit der welt
ewigklich verdurben193. Solichs ist nit wider das sechst Capitel Ioannis, inn wölchem
von dem fruchtbaren essen, das inn vollkommenem glauben mit frucht beschicht,
allein geredt würt194 vnd wie das sacramentlich syn solle, aber doch beschicht es anders 25
vnser vnuolkommenheit halb.
e) korr. aus: geben.
180. Im Sinne von proprietas. Hier eine Klausel, die einer Sache anhaftet.
181. Erfaßt, gemeint, betroffen.
182. Den Ausdruck Schola Christi dürfte B. Augustin entnommen haben; vgl. bes. Sermo de
disciplina Christiana 14; CChr ser. lat. 46, S. 223.
183. Überzeugung des Gewissens (persuasio); Grimm 1, Sp. 1495.
184. Subjekt des Satzes: die im übrigen der Einsetzung Christi gehorchen.
185. Verfahren, gehen um.
186. Adv.: in unverschämter Weise.
187. Ihnen. — Sie benehmen sich, als ob es ihnen überhaupt nicht um das Sakrament zu tun
wäre.
188. Prüfen; vgl. iKor 11,28.
189. Lk 22,19; iKor 11,24.
190. Lk 22,20. 191. Mit Recht. 192. Tadelt.
193. Vgl. 1 Kor 11,29 —32.
194. Grundsätzlich bleibt für B. Jo 6 zum Verständnis des Abendmahls wichtig. Das Johan-
neskapitel gebe die richtige Einstellung an, wie das Sakrament des Abendmahls empfangen
werden solle. Vgl. I. Ha^lett: Zur Auslegung von Johannes 6 bei Bucer während der Abend-
mahlskontroverse. In: Bucer und seine Zeit. Forschungsbeiträge und Bibliographie. Hrsg. v.
M. de Kroon und F. Kriiger. Veröffentlichungen des Instituts für Europ. Geschichte Mainz 80.
Wiesbaden 1976. S. 74—87.
 
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