RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)
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bezeugt haben allen den ienigen, die dise meine schrifft lesen, das D. Martin Luther
vnd die warlich bey im stohn vnd seiner lehre recht nachfolgenn, den leib christi mit
dem brot nit natürlich vereinbaren, auch nit reumlich ins brot einschliessen, auch^ den
5 eusserlichen handlungen inn sacramenten keine heilmachende krafft zugeben, die
solche eussere handlungen auß inen selb haben solten. Das thund sie aber: sie setzen
imm h. abentmal ein ware vnd wesentliche gegenwertigkeit vnd darreichung des leibs
vnd blüts des herren mit brot vnd wein 49 , nemlich die gegenwurtigkeit vnd darrei-
chung, welche in den worten des herren vnd der zeugknuß des h. Apostels pauli
10 offenbar außgetruckt wurt 50 , Welche auch bestoht durchs wort vnd einsatzung des
herren on einige naturliche vereinigung des leibs vnd blüts christi mit den r eusseren
dingen diser welt. Dann der herr lasset sich nit wider auß der himlischen glori in die
eigenschafft dises zerstorlichen lebens 51 .
52 Weiter so halten vnd predigen auch D. Luther vnd die seinen, das dise gegenwur-
15 tigkeit vnd darreichung christi im h. nachtmal diene zum heil, aber das selbige auß
krafft des herren vnd nit des eusserlichen wercks, welche furderung des heils auch s als
dann von denen, die die | 221a | sacrament empfahen, vernummen 53 wurt, so die
selbigen die sacrament empfhahen mit warem glauben 54 . Es hatt freylich 55 vnser hei-
landt wie in allen seinen handlungen gegen vns also furnemlich in den sacramenten
20 furgenommen, vnser heil zü furderen. Darumb wa wir solche furderung nit befmden 56 ,
wurt von not wegen 57 der mangel an vns sein. Dan das brot, das wir brechen, ist die
gemeinschafft des leibs christi, vnd das trinck geschirr, dabey wir danck sagen, ist die
gemeinschafft seins blüts 58 . Vnd das selbige one zweyfel darzü, das dise gemeinschafft
christi in vns züneme vnd also vnser heil volkomner werde.
2; Derhalben wirt freilichen daran niemant zweifelen, der anders dise geheimnuß 59
recht erkennet, das allen den ienigen, die des tischs christi gotsaeligklich gemeinschafft
q) gestr.: das. — r) gestr.: es. — s) add. ü. d. Z.
49. Die lat. Vorlage: veram autem substantialem. Noch 1534 wollte B. in den Articulj propo-
sitj diese Termini vermieden wissen. s. oben S. 53, Z. 1 f. 8—10.
50. Vgl. Mt 26,26—28 par. und 1 Kor 11,23 — 25.
51. Die biblische Aussage, Christus sitze zur Rechten des Vaters, hat zuerst Karlstadt gegen
die leibliche Gegenwart Christi im Abendmahl angewandt. Vgl. Andreas Carlstadt: Dialogus
oder ein gesprechbüchlin von dem grewlichen vnnd abgottischen missbrauch des hochwirdig-
sten sacraments Jesu Christi (1524). In: Karlstadts Schriften aus den Jahren 1523—25. T.2. Hrsg.
v. E. Hertgsch. Halle (Saale) 1957. S. 7—49. »Christus ist im hymel leiblich; wenn ir schrifft
zeiget, das er in ewrem brodt ist, so wil ich anderß reden« (ebd., S. 43, Z. 2of.).
52. Wie D. Luther leret, das die Sacrament den glauhen stercken. [Marg.].
53. Aufgenommen, erfahren. Welche denen zuteil wird.
54. Luther, Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis (1528): »Denn es stehet nicht auff menschen
glauben odder unglauben, sondern auff Gotts wort und ordnung«; WA 26, S. 506, Z. 24f.;
Luther, Studienausgabe 4, S. 252, Z. 17 f.
55. In der Tat, sicherlich; Grimm 4.1.1, Sp. 116.
56. Bemerken, erfahren.
57. Notwendigerweise.
58. Vgl. 1 Kor 10,16. Luther nennt dieses Wort »meins hertzens freude und krone«; WA 26,
S. 487, Z. 13. Luther, Studienausgabe 4, S. 233, Z. 22h Vgl. oben, S. 183, Anm. 15.
59. B. bevorzugt den Ausdruck »Mysterium«. Vgl. G. Hammann, a.a.O., S. 427 h (Annexe 1).
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bezeugt haben allen den ienigen, die dise meine schrifft lesen, das D. Martin Luther
vnd die warlich bey im stohn vnd seiner lehre recht nachfolgenn, den leib christi mit
dem brot nit natürlich vereinbaren, auch nit reumlich ins brot einschliessen, auch^ den
5 eusserlichen handlungen inn sacramenten keine heilmachende krafft zugeben, die
solche eussere handlungen auß inen selb haben solten. Das thund sie aber: sie setzen
imm h. abentmal ein ware vnd wesentliche gegenwertigkeit vnd darreichung des leibs
vnd blüts des herren mit brot vnd wein 49 , nemlich die gegenwurtigkeit vnd darrei-
chung, welche in den worten des herren vnd der zeugknuß des h. Apostels pauli
10 offenbar außgetruckt wurt 50 , Welche auch bestoht durchs wort vnd einsatzung des
herren on einige naturliche vereinigung des leibs vnd blüts christi mit den r eusseren
dingen diser welt. Dann der herr lasset sich nit wider auß der himlischen glori in die
eigenschafft dises zerstorlichen lebens 51 .
52 Weiter so halten vnd predigen auch D. Luther vnd die seinen, das dise gegenwur-
15 tigkeit vnd darreichung christi im h. nachtmal diene zum heil, aber das selbige auß
krafft des herren vnd nit des eusserlichen wercks, welche furderung des heils auch s als
dann von denen, die die | 221a | sacrament empfahen, vernummen 53 wurt, so die
selbigen die sacrament empfhahen mit warem glauben 54 . Es hatt freylich 55 vnser hei-
landt wie in allen seinen handlungen gegen vns also furnemlich in den sacramenten
20 furgenommen, vnser heil zü furderen. Darumb wa wir solche furderung nit befmden 56 ,
wurt von not wegen 57 der mangel an vns sein. Dan das brot, das wir brechen, ist die
gemeinschafft des leibs christi, vnd das trinck geschirr, dabey wir danck sagen, ist die
gemeinschafft seins blüts 58 . Vnd das selbige one zweyfel darzü, das dise gemeinschafft
christi in vns züneme vnd also vnser heil volkomner werde.
2; Derhalben wirt freilichen daran niemant zweifelen, der anders dise geheimnuß 59
recht erkennet, das allen den ienigen, die des tischs christi gotsaeligklich gemeinschafft
q) gestr.: das. — r) gestr.: es. — s) add. ü. d. Z.
49. Die lat. Vorlage: veram autem substantialem. Noch 1534 wollte B. in den Articulj propo-
sitj diese Termini vermieden wissen. s. oben S. 53, Z. 1 f. 8—10.
50. Vgl. Mt 26,26—28 par. und 1 Kor 11,23 — 25.
51. Die biblische Aussage, Christus sitze zur Rechten des Vaters, hat zuerst Karlstadt gegen
die leibliche Gegenwart Christi im Abendmahl angewandt. Vgl. Andreas Carlstadt: Dialogus
oder ein gesprechbüchlin von dem grewlichen vnnd abgottischen missbrauch des hochwirdig-
sten sacraments Jesu Christi (1524). In: Karlstadts Schriften aus den Jahren 1523—25. T.2. Hrsg.
v. E. Hertgsch. Halle (Saale) 1957. S. 7—49. »Christus ist im hymel leiblich; wenn ir schrifft
zeiget, das er in ewrem brodt ist, so wil ich anderß reden« (ebd., S. 43, Z. 2of.).
52. Wie D. Luther leret, das die Sacrament den glauhen stercken. [Marg.].
53. Aufgenommen, erfahren. Welche denen zuteil wird.
54. Luther, Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis (1528): »Denn es stehet nicht auff menschen
glauben odder unglauben, sondern auff Gotts wort und ordnung«; WA 26, S. 506, Z. 24f.;
Luther, Studienausgabe 4, S. 252, Z. 17 f.
55. In der Tat, sicherlich; Grimm 4.1.1, Sp. 116.
56. Bemerken, erfahren.
57. Notwendigerweise.
58. Vgl. 1 Kor 10,16. Luther nennt dieses Wort »meins hertzens freude und krone«; WA 26,
S. 487, Z. 13. Luther, Studienausgabe 4, S. 233, Z. 22h Vgl. oben, S. 183, Anm. 15.
59. B. bevorzugt den Ausdruck »Mysterium«. Vgl. G. Hammann, a.a.O., S. 427 h (Annexe 1).