Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Stupperich, Robert [Oth.]; Kroon, Marijn de [Oth.]; Rudolph, Hartmut [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0384
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
3 8o

RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

leib vnd sein blüt die rechten geschencke waren vnd brot vnd wein allein die vbergab-
zeichen, damit er da sein leib vnd blüt hat vbergeben wollen, so hat er seine rede so fil
mehr vff seinen leib vnd blüt gerichtet.
371 Derhalb, so er spricht: Nemet, esset, Nemet vnd trincket 372 , fasset er mit disen
worten die bede zusamen, die zeichen brot vnd wein vnd die rechte schenck vnd gabe, 5
seinen leib vnd sein blüt. Die gelerten nennen soliche weiß zureden, da man also meer
dann ein ding in worten vnd im verstand zusamen fasset vnd in eins begreiffet: Synec-
dochen. Soliche Synecdoche, das ist zusamen fassung 1 , ist dan auch in dem zeigwortlin
»das«, so der herr spricht: Das ist mein leib, das ist mein blut, dann das selbige fasset vnd
begreiffet züsamen das brot vnd den leib christi, den | 244 b | wein vnd das blüt christi 10
vnd zeiget nit allein vffs brot vnd den wein. Derhalben dan auch die volgenden wort
allein vff den leib vnd blüt des herren gohn: Der fur euch gegeben wurt, Das fur euch
vergossen wurfi 73 etc.
Auß disem ist ie nun leicht zu verstohn, das der alleri schlechtigste vnd einfaltigste
verstand vnd die leichtiste auslegung diser worten des herren dise ist: Nemet vnd esset 15
das brot vnd damit meinen leib. Nemet vnd drincket disen kelch vnd domit mein blüt.
Dann das 374 ich euch hie vbergibe mit disem brot vnd mit disem wein, das selbige ist
mein leib, der fur euch hingeben wurdt, vnd mein blüt, das fur euch vergossen wurdt. Disen
verstand vnd soliche außlegung bestatigt auch, das 375 der h. Apostel schreibt: Das brot,
das wir brechen, ist die gemeinschafft des leibs christi. Der kelch, bei dem wir dancksagen, ist die 20
gemeinschafft des bluts christi 376 . Dann der Apostel mit diser seiner rede gantz hell vnd
klar das brot, das wir brechen, vnd den leib christi zusamen fasset, Dergleichen auch
den kelch vnd das blüt Christi, Vnd gibt doch die gemeinschafft des leibs vnd des k blüts
als das furneme dar.
Disen verstand vnd außlegung haben nun, wie gesagt 377 , alle reden, in denen man 25
etwas vnsichtbars mit einem sichtbaren zeichen vbergibt. Wan man einem mit sigel
vnd brieue 378 oder anderen zeichen etwas gerechtigkeit 379 zu guteren oder eine frei-
heit 380 vnd der gleichen vnsichtbar| 245 a |liche ding vbergibet, spricht man ie 381 , so
man das zeichen vbergibt, als brieue vnd sigel oder etwas anders: Sehe da, nimme hin,
das ist die gerechtigkeit 382 zü den guteren, die dir züstohn. Das ist die freiheit, die du 30

i) gestr.: ist. — j) gestr.: schlech. — k) add. ü. d. Z.
371. Synecdoche. [Marg.].
372. Vgl. Mt 26,26 — 28.
373. Lk 22,19h
374. Das, was.
375. Das, was.
376. 1 Kor 10,16.
377. oben S. 355, Z. 28 ff.
378. Vgl. Grimm 2, Sp. 379h und 10,1, Sp. 897h Demnach ist der Brief die Urkunde, deren
Authentizität durch das Siegel bestätigt wird.
379. Gerechtsame; s. oben S. 355, Z. 30.
380. Exemtion von Abgabepflichten, Städteprivilegien etc.
381. Immer; vgl. Grimm 4,2, Sp. 2275.
382. s. oben Anm. 379.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften