8. Kirchenordnung 1536
unns unser schult, wie wir vergeben unsern schul-
digern. Unnd für unns nit in versuchnus, sonder er-
lös uns vom übel, dann dein ist das reich, die krafft,
die herrligkeit, in ewigkeit, Amen63.
Darnach trage man das kindlin zu dem Tauff64 und
der priester frage diejhenigen, so das | Dib | kind her-
zu tragen haben, auff die meynung: Ir aller liebsten,
ir begeren, das dis kind auff Christum Jesum ge-
taufft und durch das eusserlich zeichen des tauffs
seiner heiligen gemein eingeleibt werde. Darauff sol-
len sie antworten: Ja.
Als dann nimpt er das kind und besprengt es
drey mal mit wasser und spricht: N., ich tauff dich
in namen des vatters und des suns und des heyligen
geists; und sprech darauff: Der allmechtig Gott und
vatter unsers herren Jesu Christi, der dich ander-
werts geborn hat durchs wasser und den heyligen
geist unnd hat dir alle deine sünd vergeben, der
sterck dich mit seiner gnad zum ewigen le- | Diia |
ben, Amen. Der frid sey mit dir, Amen65.
Es sollen auch die Pfarrer unnd kirchendiener mit
allem fleis darob sein, das zu solchem nöttigen
werck des Christenlichen tauffs ehrlich und versten-
dige gevätter genummen werden, die da wissen,
warumb sie da sein, auff das der Tauff mit rechter
andacht, zucht und dapfferkeyt gehandlet werd. Sie
sollend auch ir selbs wol warnemen, das sie nit
leuchtvertig, unbesonnen, verdrossen oder sunst un-
geschlacht sein, damit sie die Christenlichen gebett
unnd zuvor die wort, daran die tauff fürnemlich ge-
legen ist, verstentlich und ernstlich sprechen, auff
das sie nit die umbsteenden zuhörer zur leuchtver-
tigkeit bewegen oder sunst ergern, sonder vilmer an-
dacht und gutte Christenliche gedanck erwecken.
Desgleichen sollen sie auch das volck, | Diib | so da-
bey ist, sonderlich auch die kinder, darzu halten, das
sie alle leichtvertigkeit, unzucht, ergernus vermei-
den und dargegen mit andacht umb gnad, heyl,
63 Mt 6,9-13; vgl. brandenburg-nürnbergische Kirchenord-
nung 1533, siehe Osiander, GA V, S. 130f.; Sehling,
EKO XI/1, S. 179.
64 Taufbecken.
65 Vgl. brandenburg-nürnbergische Kirchenordnung 1533,
glauben und seligkeyt des tauffkinds bitten, dieweil
uns Christus so trostlich angezeigt hat, was wir in
seinem namen bitten, das wöll er uns geben66.
Vom Jach tauff67.
Unnd dieweil bisher in der Christenlichen ge-
mein ein löblich und wolgegründt gewonheit gehal-
ten ist, das alle Christenlichen personen, fürnemlich
aber die Hebammen, zur zeit der nott die kindlin
getaufft haben, welches man dann jachtaufen ge-
nennet hat, so sollen die pfarrer die Hebammen
auffs fleissigest underrichten und vermanen, das sie
ernstlich in der forcht gottes mit der tauf umbgehn,
fürnemlich aber, das sie die wort (ich teuff dich in
den namen des | Diiia | vatters und des suns unnd des
heiligen geists) recht verstentlich unnd ordenlich
wissen zusprechen. Sie sollen auch zu iren Jachteuf-
fen zwo oder drey personen, so vorhanden, zur
zeugknus berüffen und erfordern, damit auff zweyer
oder dreyer kuntschafft die tauff bestendig sey.
Und wer also, wie oben vermeldt, jachtauffet ist,
der soll dabey bleiben und ist one nott denselben
zum andermal (sub conditione) zutauffen, wie vor-
mals ein unnotwendiger mißbrauch gewesen ist.
Mann sol aber das kindlin, beleibt es lebendig, in die
kirchen tragen, alsdann soll der pfarrer ungevarlich
nachfolgender weis damit handlen. Zum ersten frag
er die Hebammen, wie unnd mit was worten das
kind | Diiib | getaufft und wer dabei gewest sey. Dar-
nach sprech er: Lieben freund, das kindlein, uns hie-
für gebracht, ist vorhin jachgetaufft. Hierauff, das
das heylig hochwirdig Sacrament des Tauffs nit ge-
schendt noch Gottes wort, dabei gefüret, für ein
spott gehalten werd, sol es bei dem jachtauffen blei-
ben und nicht wider getaufft werden. Darumb sollen
wir unns des kindlins als eines glids unnsers lieben
herren Jesu Christi und seiner heiligen kirchen an-
nehmen, unnd nachdem es noch keinen offenlichen
siehe Osiander, GA V, S. 132f.; Sehling, EKO XI/1,
S. 180.
66 Joh 14,13f.; 15,16; 16,23f.26.
67 Nottaufe.
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unns unser schult, wie wir vergeben unsern schul-
digern. Unnd für unns nit in versuchnus, sonder er-
lös uns vom übel, dann dein ist das reich, die krafft,
die herrligkeit, in ewigkeit, Amen63.
Darnach trage man das kindlin zu dem Tauff64 und
der priester frage diejhenigen, so das | Dib | kind her-
zu tragen haben, auff die meynung: Ir aller liebsten,
ir begeren, das dis kind auff Christum Jesum ge-
taufft und durch das eusserlich zeichen des tauffs
seiner heiligen gemein eingeleibt werde. Darauff sol-
len sie antworten: Ja.
Als dann nimpt er das kind und besprengt es
drey mal mit wasser und spricht: N., ich tauff dich
in namen des vatters und des suns und des heyligen
geists; und sprech darauff: Der allmechtig Gott und
vatter unsers herren Jesu Christi, der dich ander-
werts geborn hat durchs wasser und den heyligen
geist unnd hat dir alle deine sünd vergeben, der
sterck dich mit seiner gnad zum ewigen le- | Diia |
ben, Amen. Der frid sey mit dir, Amen65.
Es sollen auch die Pfarrer unnd kirchendiener mit
allem fleis darob sein, das zu solchem nöttigen
werck des Christenlichen tauffs ehrlich und versten-
dige gevätter genummen werden, die da wissen,
warumb sie da sein, auff das der Tauff mit rechter
andacht, zucht und dapfferkeyt gehandlet werd. Sie
sollend auch ir selbs wol warnemen, das sie nit
leuchtvertig, unbesonnen, verdrossen oder sunst un-
geschlacht sein, damit sie die Christenlichen gebett
unnd zuvor die wort, daran die tauff fürnemlich ge-
legen ist, verstentlich und ernstlich sprechen, auff
das sie nit die umbsteenden zuhörer zur leuchtver-
tigkeit bewegen oder sunst ergern, sonder vilmer an-
dacht und gutte Christenliche gedanck erwecken.
Desgleichen sollen sie auch das volck, | Diib | so da-
bey ist, sonderlich auch die kinder, darzu halten, das
sie alle leichtvertigkeit, unzucht, ergernus vermei-
den und dargegen mit andacht umb gnad, heyl,
63 Mt 6,9-13; vgl. brandenburg-nürnbergische Kirchenord-
nung 1533, siehe Osiander, GA V, S. 130f.; Sehling,
EKO XI/1, S. 179.
64 Taufbecken.
65 Vgl. brandenburg-nürnbergische Kirchenordnung 1533,
glauben und seligkeyt des tauffkinds bitten, dieweil
uns Christus so trostlich angezeigt hat, was wir in
seinem namen bitten, das wöll er uns geben66.
Vom Jach tauff67.
Unnd dieweil bisher in der Christenlichen ge-
mein ein löblich und wolgegründt gewonheit gehal-
ten ist, das alle Christenlichen personen, fürnemlich
aber die Hebammen, zur zeit der nott die kindlin
getaufft haben, welches man dann jachtaufen ge-
nennet hat, so sollen die pfarrer die Hebammen
auffs fleissigest underrichten und vermanen, das sie
ernstlich in der forcht gottes mit der tauf umbgehn,
fürnemlich aber, das sie die wort (ich teuff dich in
den namen des | Diiia | vatters und des suns unnd des
heiligen geists) recht verstentlich unnd ordenlich
wissen zusprechen. Sie sollen auch zu iren Jachteuf-
fen zwo oder drey personen, so vorhanden, zur
zeugknus berüffen und erfordern, damit auff zweyer
oder dreyer kuntschafft die tauff bestendig sey.
Und wer also, wie oben vermeldt, jachtauffet ist,
der soll dabey bleiben und ist one nott denselben
zum andermal (sub conditione) zutauffen, wie vor-
mals ein unnotwendiger mißbrauch gewesen ist.
Mann sol aber das kindlin, beleibt es lebendig, in die
kirchen tragen, alsdann soll der pfarrer ungevarlich
nachfolgender weis damit handlen. Zum ersten frag
er die Hebammen, wie unnd mit was worten das
kind | Diiib | getaufft und wer dabei gewest sey. Dar-
nach sprech er: Lieben freund, das kindlein, uns hie-
für gebracht, ist vorhin jachgetaufft. Hierauff, das
das heylig hochwirdig Sacrament des Tauffs nit ge-
schendt noch Gottes wort, dabei gefüret, für ein
spott gehalten werd, sol es bei dem jachtauffen blei-
ben und nicht wider getaufft werden. Darumb sollen
wir unns des kindlins als eines glids unnsers lieben
herren Jesu Christi und seiner heiligen kirchen an-
nehmen, unnd nachdem es noch keinen offenlichen
siehe Osiander, GA V, S. 132f.; Sehling, EKO XI/1,
S. 180.
66 Joh 14,13f.; 15,16; 16,23f.26.
67 Nottaufe.
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