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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0501
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Einleitung

Im selben Jahr 1531 begann die badische Kanzlei wieder damit, die einzustellenden Pfarrer den ursprüng-
lich zuständigen Archidiakonaten zu präsentieren, was seit 1525 unterblieben war.37 Philipp stirbt 1533,
wohlversehen mit den (katholischen) Sterbesakramenten.38
Ernst, der bisher die badischen Oberlande, und Bernhard, der die rechtsrheinischen und luxemburgi-
schen Besitzungen regiert hatte, teilten 1535 die eigentliche Markgrafschaft in einen Pforzheimer (später
„Baden-Durlach“ genannten) und Baden-Badener Anteil. Bernhard III., der erst 1535 mit 60 Jahren eine
standesgemäße Ehe mit der als protestantisch geltenden Gräfin Franziska von Luxemburg, Ligne und Croy
eingegangen war, neigte dem Protestantismus zu, aber er starb bald darauf im Jahr 1536. Auch sein Sohn
Philibert, zwar unter katholischer Vormundschaft39 erzogen, schien lange Jahre der Reformation gewo-
gen,40 konnte sich zu einer formalen Durchführung im eigenen Land aber ebenfalls nicht durchringen;41 er
fiel 1569 in französischen Diensten.42 Unter den entschieden altgläubigen Vormündern43 für seinen Sohn
Philipp II. wurde Baden-Baden endgültig dem alten Glauben zugeführt.44

unnd darinnen khein newerung vor entschidung des Con-
cilii furnemen, auch daß Volck zu der Beicht und empfa-
hung Communion und sonst in christelich, erbarn weßen
unnd wanndl Christlich ermanen und von herung der mes-
sen nit abweißen, unnd sich in Irem predigen disputierlich,
streitiger puncten, dardurch der gemein mann inn Irrung
oder Zweifel gefuert, und waß zubewegung des gemeinen
Mans wider die oberkeit reichen, auch neidisch schmehen-
der reden unnd deß Jhennen, so die leut gegeneinander
zuverhetzen, diennen mag, genntzlich enthalten und daß hei-
lige Gotzwortt nach ußlegung der heilligen schrift und Lerer,
von der gemeinen Christenlichen Kirchen approbiert unnd
angenommen, predigen und leren sollen, alles bei vermei-
dung schwerer straf, daran auch mein g[nädiger] her Marg-
graf Philipp meines g[nädigen] hern von Speier, sovil unnd
weß der geistlichen obrikeit hierinnen zustrafen zustehe oder
gepüre, nit verhindern werden, alles getrewlich und one
geverde. GLA Karlsruhe 74/7368 fol. 17ff., Bartmann,
Die badische Kirchenpolitik, S. 33.
37 Vgl. Bartmann, Die badische Kirchenpolitik, S. 47.
38 Vgl. Kattermann, Kirchenpolitik, S. 7.
39 Vormünder waren Wilhelm IV. von Bayern, der Ehe-
mann von Philipps I. Tochter Jakobäa, Pfalzgraf Johann
II. von Simmern und Graf Wilhelm IV. von Eberstein;
die beiden letztgenannten galten zu Beginn der Vor-
mundschaft offiziell als altgläubig, neigten aber zuneh-
mend der neuen Lehre zu, was zu erheblichen Zerwürf-
nissen zwischen den Räten führte. Als Kompromiss kann
deshalb die Erneuerung der späten Mandate Philipps I.
vom 4. März 1539 gelten; vgl. Bartmann, Die badische
Kirchenpolitik, S. 38; Bartmann, Kirchenpolitik,
S. 42f., 51. Reinking, Vormundschaften, S. 79. Das
Erneuerungsschreiben wird als Fußnote bei Mandat Nr.
[IX], abgedruckt.

40 Vgl. von Weech, Badische Geschichte, S. 144f.; Ben-
rath , Art. Baden, S. 99.
41 Vgl. Cramer, Pfarrerbuch IV, S. 6; Steigelmann,
Des Herrn Wort, S. 62, belegt, dass Philibert, während
er in Baden weilte, mit seiner evangelischen Mutter zum
Abendmahl ging, ansonsten aber mit seiner katholischen
Frau, der bayrischen Prinzessin Mechthild, die Messe
besuchte, vgl. Lederle, Die kirchlichen Bewegungen,
S. 446f. Er vermied Zeit seines Lebens eine klare Stel-
lungnahme in religiösen Dingen, vgl. Bartmann, Kir-
chenpolitik, S. 81f.
42 Auf einem Feldzug gegen die Hugenotten, nachdem er
ursprünglich auf deren Seiten in den Krieg eingetreten
war, vgl. Bartmann, Kirchenpolitik, S. 82.
43 Wie schon bei Philibert war es Markgräfin Jakobäa
gelungen, die evangelische Linie in Durlach von der Vor-
mundschaft auszuschließen und stattdessen sich selbst,
ihren Sohn Albrecht V. von Bayern und den Grafen Karl
von Zollern vom Kaiser zu Vormündern bestimmen zu
lassen, vgl. Lederle, Geschichte, S. 2; Reinking,
Vormundschaften, S. 56-59; Bartmann, Kirchenpoli-
tik, S. 112f. Als Karl von Baden-Durlach eine Fest-
schreibung der bei Philiberts Tod geltenden Bekennt-
nisse der einzelnen Gemeinden und den Verbleib der zu
diesem Zeitpunkt angestellten Pfarrer erreichen wollte,
die in der überwiegenden Mehrzahl protestantisch
waren, gelang es Jakobäa 1571, bei Kaiser Maximilian
II. die vorzeitige Mündigkeit für den erst 12jährigen
Philipp durchzusetzen, vgl. Bartmann, Kirchenpolitik,
S. 127.
44 Vgl. Press, Baden, S. 136-139. Lederle, Geschichte,
S. 1-9; Bartmann, Kirchenpolitik, S. 112-155.

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