Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

1. Kirchenordnung 1533

wysung anzeugt werde, was usserlich inn solchen
Ceremoniis gehandeltt oder bedutett, damit sie nitt
iren glauben und vertrawen uff usserliche bedeut-
liche ubungen, |15v | sonder uff Christum, unsern Se-
ligmacher, allein setzen und demselben zu lob und
dancksagung durchz dise ußwendige anzeugungen
gereitzt und ermant werden.
Daneben ist auch unser ernstlich meinung und
gebott, das zu zeiten der viertzig teglichen fasten,
auch uff die frytaga, Sampstag und gewonliche her-
brachte fast abent in unsern gepieten weder in
denb wurtzheusern oder andern gemeinen oder off-
nen zechen, geselschafften, gastungen oder sunst of-
fentlich oder zu ergernus usserhalb der nott oder
lybsblodigkeiten kein fleisch gespyset werde bis zu
andrung obgemelts gemeinen Concilii.
Hiemit ist unser bevelch, das du die Geistlichen,
es siend ordens leut oder weltliche priester, dins
ampts ernstlichen verwarnest, das sie sich unehr-
lichs lebens und sonderlich by unerhlichen, unzuch-
tigen wybern zuwonen oder die bey inn zuhaben,
auch unerberer, unpriesterlicher, lichtvertiger Klei-
dung, wesens, wandels und haltungenc gentzlich ent-
halten, sonder mit erberm wesen und wandel, wie
irem stant nach inen vor andern zu stat, dem gmei-
nen Man gut exempel vortragen, dan wir des anders
von inen in unsern gepieten keins wegs gestatten
oder gedulden werden. |16r|
Dise obgeschribned unsere Bevelch und meynun-
gene soltuf den geistlichen und auch unsern under-
thonen und angehorigen dins ampts furderlich ver-
kunden, damit ir yeder sovil und was ine belangt,
sich darnach zurichten wisseng, daruff du auch, das
dem also gelebt und nachkommen werde, dein ge-
flissens uffsehen und achtung haben soltt, du soltt
auch von jedem pfarrer dins ampts schrifftlich ant-
wort empfahen, ob er disem unserm schryben gele-

z Fehlt B.
a B: freytag. D: Feyertagen, vgl. aber Mandat Nr. [X]:
„hergeprachten fasttagen, sampt den fritagen und
sampstagen...“; [Feiertage sind vom Fasten ausgenom-
men, vgl. Bieritz, Das Kirchenjahr, S. 373.]
b Fehlt B.
c D: Handlungen.
d D: hiegeschriebene
e Fester, Religionsmandate, S. 324: meinung.

ben und nachkommen wolle oder nit, und dieselb zu
unser Cantzly schicken, unsh darnach zu richten
wissen.
Datum in unser Statt Baden etc. Zinstag nach
Corporis Christi30, anno etc. 31.31 |16v |i |17r|
[X.] Ceremonien inn der Kirchen etc.,
Sacrament empfahen etc., Predigen etc.
Philips, von gottes gnaden Marggraffe zu Ba-
denn.
Lieber, getrewer. Als wir vergangner zeytt inn
alle unsere ampt und gepiet ußschryben lassen, wie
und was unser meinung und bevelch sy, das es mit
verkundung gottlichs worts, den pfarrern und pre-
dicanten, auch mit haltung der messen, Reichung
und empfahung der heiligen Sacramenten, Bichten
und bekantnus der sunden, der vierzigteglichen und
andern in Christlicher gemeyner Kirchen herge-
prachten fastagen sampt den frytagen und Samps-
tagen mit underlassung des fleisch essens usserhalb
der nott oder lybsblodigkeit, derglichen mit haltung
der Sontag und andern gepotten festenn oder fyer-
tagen und den herprachten Ceremoniis inn gemeiner
Kirchen zu erinnerung des lebens, lydens, sterbens
und uffarens zu den himeln Christi, unsers erlösers
und Seligmachers, gehalten werden soll, alles nach
uswysung und inhaltt desselben unsers gemeinen
ußschrybens am dato uff zinstag post |17v| Corporis
christi anno etc. xxxi.32, Langt uns doch glaublich
an, das dem selben unserm bevelch und gebott an
ettlichen ortten unsers Furstenthumbs und gepiet-
ten weder von predicanten, pfarrern, priesterschaff-
ten oder underthonen gelept, auch von ettlichen un-
sern amptluten mit keynem ernst darob gehaltten.
Darus erwachsen, das gemeinlich by vilen gotts-
forcht, gottsehre, liebe, andacht, gepett und gar

i B: sollen.
g B: wisse.
h D: uff das wir uns.
i Fol. 16v unbeschrieben.

30 Fronleichnam.
31 13.6.1531.
32 Vgl. oben, Mandat Nr. [IX],

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