19. Predigtmandat 1610
19. Predigtmandat2
9. August 1610
Fürstlicher Befelch der Vesperpredigten halben, dieselben abzukürtzen.
Geörg Friderich, von Gottes Gnaden Marggraf zu
Baden und Hachberg etc.
Unsern gruß. Würdiger, Lieber, getrewer.
Demnach biß anhero so wol die pfarrer undt kir-
chendiener alß auch derselben zuhörer fast allent-
halben in unseren Fürstenthumen und landten ob
den Sambstags vesperpredigten, fürnehmlich aber
zu Sommers zeiten wegen urbfelliger1 Feldtarbeit
beschweren thun, undta2 nun wir solchen klagen
umb etwaß zu begegnen gnädig entschlossen, also ist
hiemit unser gnädiger meinung undt befelch, ihr die
verordnung thun wollet, daß den underthanen sol-
che predigten zubesuchen doch nit expresse, sonder
tacite allein Connivendo3 freystellen undt darbey
neben den pastoribus, damit ihnen auch der last
umb etwaß geringert undt die zeit, auff die folgend-
a Textvorlage (Handschrift): GLA Karlsruhe 74/4323.
1 Plötzlich anfallend?
2 Und da?
te Sonntags predigten zu studiren, desto weniger be-
nohmmen, iniungirt4 werde, daß sie bey disen Con-
cionibus Vespertinis5 neben verrichtung deß ge-
wohnlichen gebetts mehr nicht alß ein Capitel Bi-
blicum verleßen undt darauß eine oder zu zeiten al-
lermeist zwo, die fürnemsten Lectiones aufs aller
kürtzest erklären undt sich dahin bequemen sollen,
damit in einer viertel oder längst in einer halben
Stundten alles verrichtet undt zu endt gebracht
werde.
Thun wir unß versehen undt seyen euch mit
Gnaden bewogen.
Datum Carolspurg, den 9ten Augusti Anno
1610.
Georg Fridrich, M[arkgraf] z[u] Baden.
3 Con(n)ivere = beistimmen, hinneigen, nachsichtig sein.
4 Iniungere = hinzufügen, auferlegen.
5 Vesperpredigten (contionare = predigen).
573
19. Predigtmandat2
9. August 1610
Fürstlicher Befelch der Vesperpredigten halben, dieselben abzukürtzen.
Geörg Friderich, von Gottes Gnaden Marggraf zu
Baden und Hachberg etc.
Unsern gruß. Würdiger, Lieber, getrewer.
Demnach biß anhero so wol die pfarrer undt kir-
chendiener alß auch derselben zuhörer fast allent-
halben in unseren Fürstenthumen und landten ob
den Sambstags vesperpredigten, fürnehmlich aber
zu Sommers zeiten wegen urbfelliger1 Feldtarbeit
beschweren thun, undta2 nun wir solchen klagen
umb etwaß zu begegnen gnädig entschlossen, also ist
hiemit unser gnädiger meinung undt befelch, ihr die
verordnung thun wollet, daß den underthanen sol-
che predigten zubesuchen doch nit expresse, sonder
tacite allein Connivendo3 freystellen undt darbey
neben den pastoribus, damit ihnen auch der last
umb etwaß geringert undt die zeit, auff die folgend-
a Textvorlage (Handschrift): GLA Karlsruhe 74/4323.
1 Plötzlich anfallend?
2 Und da?
te Sonntags predigten zu studiren, desto weniger be-
nohmmen, iniungirt4 werde, daß sie bey disen Con-
cionibus Vespertinis5 neben verrichtung deß ge-
wohnlichen gebetts mehr nicht alß ein Capitel Bi-
blicum verleßen undt darauß eine oder zu zeiten al-
lermeist zwo, die fürnemsten Lectiones aufs aller
kürtzest erklären undt sich dahin bequemen sollen,
damit in einer viertel oder längst in einer halben
Stundten alles verrichtet undt zu endt gebracht
werde.
Thun wir unß versehen undt seyen euch mit
Gnaden bewogen.
Datum Carolspurg, den 9ten Augusti Anno
1610.
Georg Fridrich, M[arkgraf] z[u] Baden.
3 Con(n)ivere = beistimmen, hinneigen, nachsichtig sein.
4 Iniungere = hinzufügen, auferlegen.
5 Vesperpredigten (contionare = predigen).
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