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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0626
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Limpurg

4. Sol der ordinator also zu dem ordinanden sagen:
Hie horet ir, das uns, so bischove, das ist predi-
ger und pfarrer, beruffen sein und sein sollen, nit
wurdt bevolhen, gentz oder kue zu hutten, sondern
die gemain, so gott durch sein eigen blutt erworben
hatt. Das wir sie weyden sollen mit dem reinen
wortt gottes, auch wachen und zusehen, das nit wolf
und rotten unter die armen schaf einreissen.7 Dar-
umb nennet ers ein kostlich werck: auch fur unser
person sollen wir zuchtig und ehrlich leben, unser
haus, weib, kind und gesind christlich halten und
ziehen. Seidt ir nun solches zuthun beraitt?
Ja.
5. Sol der ordinator mit den andern priestern ire
hend auf des ordinanden haupt legen und das vatter
unser neben folgendem gebett sprechen:
Barmhertziger gott, himlischer vatter, du hast
durch den mund deines lieben sohns, unsern herren
Jhesu Christi, zu uns gesagt: Die erndt ist gros, aber
wenig sindt der arbeitter, bittet den herrn der
Erndt, das er arbeitter in seine erndte sende.8 Auf
solch deinen götlichen bevelch bitten wir von hert-
zen, wollest disem deinem diener sampt uns und al-
len, die zu deinem wort beruffen sein, deinen |3| hei-
ligen geist reichlich geben, das wir mit grossen hauf-
fen deine Evangelisten sein, trewe und vest bleiben
wider den teuffel, welt und fleisch, damit dein nam
gehailigt, dein reich gemehret, dein wil verbracht
werde. Wollest auch dem leydigen Greuel des Bapsts
und Mahomets sampt anderen rotten, so deinen na-
men lestern, dein reich zerstören, deinem willen wi-
derstreben, endtlich steuren und ein end machen.
Solch unser gebett (weil du es gehayssen, gelert und

7 Vgl. Apg 20,28-31.
8 Mt 9,37f.
9 1Petr 5,2-4.

vertröstet hast) wollest du gnedigklich erhören, wie
wir glauben und trauen, durch deinen lieben Sohn,
unsern herren Jhesu Christ, der mit dir und dem
heiligen geist lebt und herscht in ewigkeitt, Amen.
6. Sol der ordinator also den ordinanden anreden I.
Pe. 5:9
So gehet nun hin und weydet die herd christi, so
euch bevolhen ist, und sehet wol zu, nit gezwungen,
sondern williglich, nit umb schandtlichs gewins wil-
len, sondern von hertzen Grundt, nicht als die uber
das volck herschlich, sondern werdet furbilder der
herde, so werdet ir (wen der ertzhirt erscheinen
wurdt) die unverwelcklich kron der ehren empfahen.
7. Sol der ordinator den ordinanden also segnen:
Geb euch Gott, vatter, sohn und heiliger geist,
seinen segen, das ir vil frucht schaffett.
Dan gehe ein jeder an sein ortt, und sing der
Chor: Nun bitten wir etc.,10 | 4|
Unter des spreche der ordinator laut, das es der
ordinand hören mag, das Vatter unser, und: Unser
herr Jhesus etc., nam er das brot etc.
Und reiche dem ordinanden den leib christi.
Dan: Desselben gleichen nam er auch den kelch
etc.
Und reich im das blut etc.
Hiernach les er die gewönliche dancksagung und den
segen etc.
Wen das alles verricht, fertigt man den ordinierten
mit ein testimonio zu seiner gemein ab.

10 Luthers „Nun bitten wir den heiligen Geist“ AWA 4, Nr.
19.

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