Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0666
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kinzigtal

Vom widertouf.
Dweyl derselbig dem heilgen Evangelio unnd
Cristlichem glouben zu wider, so ist unnser ernstlich
gepott unnd meynung, das, welche person der un-
sern sich wider touffen laßt oder einiche andere sec-
ten, so wider die gemeinen Cristlichen kirchen sind,
annimpt, die soll on alle gnad unserer herschafft
verwisen und darzu von irm gut zweintzig guldin
gnomen werden zur straf.
Welches ouch dieselben widertouffer und secten
offenlich oder heimlich undersloufft, behuset, be-
herbergt oder andern furschub thut, der soll zur
straff geben zehen guldin.
Und damit sich nyemands der onwissenheit ent-
schuldigen möge, soll der jhennig, es sig wurt oder
ander, zu dem solliche argwenige personen (so etwa
on gewer gond und bilöufig wol zu kennen sind) ko-
men, denselben zumüten, das sy im angloben, das sy
dem widertouff oder andern verpotnen secten nit
anhengig. Welche dann sich der glupt wideren1, die
sollen als schuldig nit enthalten, sonder stracks
furgwisen werden by obgemelter peen.
Vom gotslesteren.
Als das gotslestern ein grosse, schwere sund, da-
von der almechtig got vermog siner gepott unnd der
heilgen geschrifft zum hochsten erzurnt unnd belei-
digt wurdt, so setzen unnd ordnen wir zu ableynung
desselbigen, welchs, es syen mann oder frowen, alt
oder jung, so allein us ringem gemueth unnd boser
gewonheit ongevarlich schwördt, fluocht oder sagt:
Gots macht, Crafft oder derglichen, als: lychnam,
marter, wunden, onmacht, Bluot, Creutz und was
die menscheit Cristi antrifft, Gots, Veltin, Kurin
oder ander gottes heilgen, ouch Gotz oder Botz Sa-
crament, touff, himel, Elament, Firmament, Der
yeder soll von eim yeden fluoch ein pfenning geben,

α In der Copia setzt hier eine marginale Paragraphenzäh-
lung ein, beginnend mit 5, die nach dem Abschnitt „von
kuplen und heimlichen enthalten“ mit 26 wieder
abbricht.
1 Das Gelübde verweigern.

Die ouch von eim yeden, so dabi ist und die höret,
von dem schuldigen erforderen, ein nemen und fur-
derlich in der armen stock oder secklin anntwurtten.
So aber der schuldig sollichen pfennig auff erfor-
deren des zu hörers nit geben wolt, soll er unsern
ampt leuten angebracht unnd das vermergt gelt zu
erlegen mit ernst angehalten werden.
Wurde aber einer, bi dem solliche gotz schwuer
geschehen, schwigen, die straf nit erforderen oder, so
der schwerer sich des weigert, unsern amptleuten
verhalten oder das bezalt gelt an das bestimpt ort
nit erlegen, der soll ein ort eins guldins zur straff
und das ouch in der armen stock geben werden.
So aber solliche schwuer us zorn, verdachtem
müt, fursetzlich unnd gefarlich beschehen, soll der-
selb gefencklich angenomen, der man zween oder
dry tag im thurn, die frow im kefi[g]t oder kat-
zen2 mit wasser unnd brott gespyst unnd gestrafft
werden.
Es mocht sich aber yemands im gotzlesteren so
frevenlich unnd gefarlich halten, wir wurden andern
zu einem exempel gegen derselben lyb, Eer und gue-
tern mit der straff dermass furfaren lassen, das me-
nigklich unsern ernst und gottes eyfer darin speuren
solt.
Vom voll- und zutrincken.3
αVon spilen.
Von huorery.
Von winckel Een.
Von fruntschaft Een.
Vom Eebruch.
Von kuplen und heimlichen enthalten.
Todtschleg berüeren.
Wie es im fridnemen und gepieten, ouch gegen frid-
brechern gehalten werden soll.
Von gemeinen freveln.
Von Eerberuerigen hendeln.

2 „In die Katze sperren“ = eine Ehrenstrafe, bei der die
betreffende Person in eine Art Fass gesteckt wurde, so
dass nur der Kopf heraussah, vgl. Grimm, DWb 11, Sp.
288f.
3 Zur Auswahl der abgedruckten Paragraphen vgl. die
Einleitung, S. 642.

648
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften