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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2005 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2005
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Jahresfeier am 21. Mai 2005
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Begrüssung und Bericht des Präsidenten Peter Graf Kielmansegg
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https://doi.org/10.11588/diglit.67593#0023
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JAHRESFEIER

sich in diesem Programm und für dieses Programm engagieren. Ich hoffe sehr, daß
es eine Zukunft hat. Und daß es die Resonanz findet, die es verdient. Das ist die
Front, an der wir bisher am wenigsten erfolgreich waren.
Ein viertes und letztes Stichwort: die Akademien und der Staat. Die Akade-
mien haben lange Zeit eine in hohem Maße selbstbestimmte Existenz geführt. Das
verdanken sie ihrer — aus der Sicht des Staates - relativen Bedeutungslosigkeit. Die
Zeiten ändern sich. Nicht daß die Akademien plötzlich ganz anders wahrgenommen
würden. Das sicher nicht. Aber in mageren, sehr mageren Zeiten wird spürbar, daß
auch die Akademien Geld kosten, obschon es nicht viel ist.
Natürlich hat der Staat ein Recht und eine Pflicht, darauf zu achten, daß die
Steuergelder, die gemäß den Entscheidungen des Parlamentes ausgegeben werden,
einen guten Ertrag bringen. Und er kann sich unseres Respektes vor dieser seiner
Pflicht sicher sein. Er kann sie freilich auf sehr verschiedene Weise erfüllen.
Ich will von einem bemerkenswerten, ja wundersamen Beispiel berichten, mit
dem ich gut vertraut bin. Ich rede von der Förderung hochbegabter Studierender,
von der Studienstiftung des Deutschen Volkes im Besonderen. Der Staat stellt ihr, die
als privatrechtlicher Verein organisiert ist, beträchtliche Mittel zur Förderung hoch-
begabter Studierender zur Verfügung. Er gibt ihr gewisse allgemeine Regeln für die
Verwendung dieser Mittel vor und läßt sie im Übrigen völlig frei arbeiten. Einmal
im Jahr legt der Vorstand im Kuratorium den Zuwendungsgebern Rechenschaft ab,
mehr staatlichen Einfluß gibt es nicht.
Ich behaupte, daß der außerordentliche Erfolg der Studienstiftung genau diese
Konstruktion zur Voraussetzung hat. Der Staat gewährt der Studienstiftung immer
wieder neu einen befristeten Vertrauensvorschuß und verschafft den Mitteln, die er
einsetzt, eben dadurch eine außerordentliche Wirkungschance. Die DFG ist im
Grunde ähnlich konstruiert und ähnlich erfolgreich.
Die Akademien, das muß man ganz nüchtern sehen, genießen dieses Vertrauen
nicht oder noch nicht. Daß es sich entwickelt — beide Seiten haben ihren Teil dazu
beizutragen —, muß man wünschen, wenn man insbesondere dem Akademienpro-
gramm Erfolg wünscht.
Was immer die Akademien unternehmen: Die Kapitalien, mit denen sie arbei-
ten können, sind ihre Autonomie, ihr außerordentliches Potential zur Interdiszipli-
narität, ihre auf die Reputation ihrer Mitglieder gegründete institutionelle Reputa-
tion und, kein geringes Plus, wenn ich mir ansehe, was auf benachbarten Territorien
vor sich geht, eine gewisse Immunität gegen die Moden des Tages. An dem, was sie
aus diesen Kapitalien machen, sind die Akademien zu messen.
Um etwas aus ihnen zu machen, müssen die Akademien freilich sich selbst, ihre
ratio essendi ernst nehmen. Daß wir die Institution ernst nehmen, ohne uns selbst
als ihre Mitglieder zu wichtig zu nehmen — und nicht etwa umgekehrt —, das ist das
geforderte Kunststück.
 
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