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SITZUNGEN
Angesichts der Schlüsselbedeutung der Natur- und Technikwissenschaften für
die Entwicklungsdynamik der modernen Welt gibt es ein elementares Interesse
daran, diese Fächer nicht sich selbst zu überlassen, sondern sie in einen Diskurs mit
der Universitas litterarum einzubinden. Akademien sind der einzige verbliebene Ort
der Institutionalisierung eines solchen Diskurses. Nicht, daß er dort verläßlich gelän-
ge. Keineswegs. Aber Akademien schaffen immerhin Bedingungen seiner Möglich-
keit. Jetzt werden Wege eingeschlagen, auf denen das Interesse der fraglichen Fächer
an den Chancen, die die Akademien bieten, vollends einzuschlafen droht. Splendid
Isolation, um einen in ganz anderem Zusammenhang entstandenen Begriff zu
benutzen, Splendid Isolation aber darf nicht das Zukunftsmotto der Natur- und
Technikwissenschaften werden. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften wird
tun, was sie mit ihren bescheidenen Möglichkeiten zu tun vermag, um dem entge-
genzuwirken.
Eigentlich wäre diese Sitzung schon zu Beginn des Wintersemesters, im ver-
gangenen Jahr fällig gewesen. Aber der Gedanke drängte sich auf: Wenn Ulm
ohnehin an der Reihe ist, warum dann die Sitzung nicht an den Beginn des Ein-
steinjahres 2005 legen und ihr durch Thema und Referenten einen besonderen
Rang geben? Ich bin Ihnen, Herr von Klitzmg, sehr dankbar dafür, daß Sie die Ein-
ladung der Akademie, den wissenschaftlichen Vortrag auf dieser öffentlichen Sitzung
zu halten, angenommen haben. Niemand wird mir widersprechen, wenn ich sage:
eine bessere Wahl hätten wir nicht treffen können. Nobelpreisträger der Physik und
ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften — das war es,
was die Akademie für diesen Anlaß brauchte. Sie fand es in Herrn von Klitzing, und
konnte es nur in ihm finden. Wenn ich eingangs sagte, diese auswärtige öffentliche
Sitzung scheine anders, als wir es auch schon erlebt haben, auf das Schönste zu gelin-
gen, dann werden Sie, lieber Herr von Klitzing, das sage ich ganz ohne Risiko schon
im vorhinein, daran entscheidenden Anteil haben.
Es fügt sich, daß mir vor wenigen Tagen die Mitteilung auf den Schreibtisch
kam, Ihnen sei die Gauß-Medaille, eine der angesehensten Auszeichnungen, die in
Deutschland an Mathematiker und Physiker vergeben wird, verliehen worden — für
wissenschaftliche Leistungen, wie es ausdrücklich heißt, die ihre Anerkennung nicht
schon im Nobelpreis gefunden hätten. Und dies in keinem gewöhnlichen Jahr, son-
dern im Gedenkjahr 2005, in dem man sich des 150.Todestages von Gauß erinnert.
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften beglückwünscht Sie zu dieser neuen
Auszeichnung. Wir freuen uns auf Ihren Vortrag.
KLAUS VON klitzing: „Einsteins Nobelpreis und die moderne Nanoelektronik“
Zusammenfassung von Hans Günter Dosch
Die auswärtige Sitzung der Akademie im Wintersemester 2004/2005 stand unter
dem Zeichen des annus mirabilis der Physik. 1905 hatte Einstein drei Arbeiten veröf-
fentlicht, die nicht nur die Physik des 20. Jahrhunderts prägten. Die Festansprache
hielt Prof. Klaus von Klitzmg, der für die Entdeckung des quantisierten Hall-Effek-
tes 1985 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
SITZUNGEN
Angesichts der Schlüsselbedeutung der Natur- und Technikwissenschaften für
die Entwicklungsdynamik der modernen Welt gibt es ein elementares Interesse
daran, diese Fächer nicht sich selbst zu überlassen, sondern sie in einen Diskurs mit
der Universitas litterarum einzubinden. Akademien sind der einzige verbliebene Ort
der Institutionalisierung eines solchen Diskurses. Nicht, daß er dort verläßlich gelän-
ge. Keineswegs. Aber Akademien schaffen immerhin Bedingungen seiner Möglich-
keit. Jetzt werden Wege eingeschlagen, auf denen das Interesse der fraglichen Fächer
an den Chancen, die die Akademien bieten, vollends einzuschlafen droht. Splendid
Isolation, um einen in ganz anderem Zusammenhang entstandenen Begriff zu
benutzen, Splendid Isolation aber darf nicht das Zukunftsmotto der Natur- und
Technikwissenschaften werden. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften wird
tun, was sie mit ihren bescheidenen Möglichkeiten zu tun vermag, um dem entge-
genzuwirken.
Eigentlich wäre diese Sitzung schon zu Beginn des Wintersemesters, im ver-
gangenen Jahr fällig gewesen. Aber der Gedanke drängte sich auf: Wenn Ulm
ohnehin an der Reihe ist, warum dann die Sitzung nicht an den Beginn des Ein-
steinjahres 2005 legen und ihr durch Thema und Referenten einen besonderen
Rang geben? Ich bin Ihnen, Herr von Klitzmg, sehr dankbar dafür, daß Sie die Ein-
ladung der Akademie, den wissenschaftlichen Vortrag auf dieser öffentlichen Sitzung
zu halten, angenommen haben. Niemand wird mir widersprechen, wenn ich sage:
eine bessere Wahl hätten wir nicht treffen können. Nobelpreisträger der Physik und
ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften — das war es,
was die Akademie für diesen Anlaß brauchte. Sie fand es in Herrn von Klitzing, und
konnte es nur in ihm finden. Wenn ich eingangs sagte, diese auswärtige öffentliche
Sitzung scheine anders, als wir es auch schon erlebt haben, auf das Schönste zu gelin-
gen, dann werden Sie, lieber Herr von Klitzing, das sage ich ganz ohne Risiko schon
im vorhinein, daran entscheidenden Anteil haben.
Es fügt sich, daß mir vor wenigen Tagen die Mitteilung auf den Schreibtisch
kam, Ihnen sei die Gauß-Medaille, eine der angesehensten Auszeichnungen, die in
Deutschland an Mathematiker und Physiker vergeben wird, verliehen worden — für
wissenschaftliche Leistungen, wie es ausdrücklich heißt, die ihre Anerkennung nicht
schon im Nobelpreis gefunden hätten. Und dies in keinem gewöhnlichen Jahr, son-
dern im Gedenkjahr 2005, in dem man sich des 150.Todestages von Gauß erinnert.
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften beglückwünscht Sie zu dieser neuen
Auszeichnung. Wir freuen uns auf Ihren Vortrag.
KLAUS VON klitzing: „Einsteins Nobelpreis und die moderne Nanoelektronik“
Zusammenfassung von Hans Günter Dosch
Die auswärtige Sitzung der Akademie im Wintersemester 2004/2005 stand unter
dem Zeichen des annus mirabilis der Physik. 1905 hatte Einstein drei Arbeiten veröf-
fentlicht, die nicht nur die Physik des 20. Jahrhunderts prägten. Die Festansprache
hielt Prof. Klaus von Klitzmg, der für die Entdeckung des quantisierten Hall-Effek-
tes 1985 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.