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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2005 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2005
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Wissenschaftliche Sitzungen
DOI Kapitel:
Gesamtsitzung am 19. Februar 2005
DOI Artikel:
Ho, Anthony Dick: Adulte Stammzellen - fauler Zauber oder verborgener Jungbrunnen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.67593#0053
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SITZUNGEN

suche mit adulten Stammzellen nicht reproduzieren ließen. Zurecht wurde von eini-
gen Wissenschaftlern gefordert, dass mehr nach grundlegenden, molekularen Mecha-
nismen der Steuerung zwischen Differenzierung und Selbsterneuerung geforscht
werden muss, bevor solche Beobachtungen bereits als Grundlage für den klinischen
Einsatz angewandt werden.
Die Entwicklungspotenziale der embryonalen Stammzellen sind den adulten
oder post-embryonalen Stammzellen zweifelsohne überlegen. Es ist inzwischen
gelungen, aus ES-Zellen Nervenzelltypen herzustellen, die bei der Parkinson’schen
Krankheit zum Einsatz kommen könnten. Liber Tierversuche zum Ersatz von Herz-
gewebe wurde berichtet. Die Transplantation ES-Zell-abgeleiteter Herzmuskelzellen
könnte em hohes Potenzial für die Behandlung der Herzinsuffizienz und für Herz-
infarkt aufweisen. Ein viel versprechender Weg ist die in vitro Herstellung von Insu-
lin bildenden Zellen (Inselzellen der Bauchspeicheldrüse) zur Behandlung des Dia-
betes mellitus. Andererseits birgt die Verwendung von ES-Zellen einige Gefahren in
sich. Im Tierversuch wurden Teratome oder Teratocarcinome nach Transplantation
von Spenderzellen mit embryonalen Zellen induziert. Des weiteren kann eine Trans-
plantation von aus ES-Zellen abgeleiteten Spenderzellen in einem erwachsenen
Organismus zu Abstoßungsreaktionen führen. Die ES-Zellen müssen zunächst auf
einem geordneten Differenzierungsweg angelegt („geprimed“) werden. Die Reini-
gung solcher Zellpräparation von unreifen ES-Zellen gestaltet sich außerdem als
äußerst schwierig.
Bei dem heutigen Stand der Forschung stellen folgende Fragen die Herausfor-
derung für die Weiterentwicklung von Stammzellen als Heilungschance für die rege-
nerative Medizin dar:
1. Das Ausgangsmaterial „Stammzelle“, sowohl embryonaler als auch adulter Her-
kunft, ist sehr heterogen. Es fehlen einheitliche Leitlinien zur Definition und Cha-
rakterisierung der Stammzellpräparationen;
2. grundlegende Kenntnisse über die Steuerungsmechanismen der Selbsterneuerung
versus Differenzierung sowie über die genetischen und epigenetischen Einflüsse
auf das Differenzierungsprogramm sind lückenhaft; und
3. die molekulare Wechselwirkung zwischen der extrazellulären Matrix sowie dem
zellulären „Microenvironment“ auf die Differenzierung von Stammzellen sind
weitgehend ungeklärt.
Eine präzise Charakterisierung der Stammzellen unter Einsatz der Methoden der
Genom- und Proteomforschung sowie eine Vereinheitlichung der Präparations- und
Differenzierungsprotokolle ist daher von fundamentaler Bedeutung für die Stamm-
zellforschung.
Noch weiß niemand, welche Art Stammzellen eines Tages für therapeutische
Anwendungen an Patienten infrage kommen. Aus heutiger Sicht gilt als wahr-
scheinlich, dass es einen einzigen Typ für die Zelltherapie aller Krankheitsformen
nicht geben wird. Vielleicht ist die Zelltherapie alleine auch nicht der einzig gang-
bare therapeutische Weg. Denkbar wäre der Einsatz von Faktoren, die die Repro-
grammierung und Umschulung von Körperzellen steuern. Diese könnten beim
Menschen direkt in Form von Medikamenten zur Anwendung kommen, um so die
 
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