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SITZUNGEN
fuhren können. Die statistischen Methoden der kinetischen Gastheorie erlaubten es
dann Einstein (1905), eine direkte Beziehung zwischen den unsichtbaren Bewegun-
gen der submikroskopischen Moleküle mit den sichtbaren Bewegungen mikrosko-
pisch kleiner Teilchen, der sogenannten Brownschen Bewegung, in Verbindung zu
bringen. Die Bestätigung der Einsteinschen Ergebnisse durch Perrin verhalf der
Atomtheorie zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum endgültigen Durchbruch.
Um die gleiche Zeit wurde am Beispiel des radioaktiven Zerfalls deutlich, dass
bei subatomaren Phänomenen die statistischen Methoden kein Notbehelf zur Ver-
meidung undurchfürbar komplexer Rechnungen sind, sondern dass die Methoden
der klassischen Physik hier gundsätzlich unzureichend sind. Einstein trug mit der
Einführung von Wahrscheinlicheits-Koeffizienten für elementare Prozesse wie spon-
tane und induzierte Emission wesentlich zu dieser Erkenntnis bei. Als dann der sto-
chastische Charakter der Quantenmechanik durch Born aufgezeigt wurde, war Ein-
stein zwar von den Erfolgen beeindruckt, hielt aber insgesamt die Theorie, die nur
Wahrscheinlichkeitsaussagen für Messungen erlaubte, für unbefriedigend und hoffte,
dass sie nur eine Übergangstheorie darstellte.
Die Einsteinschen Gründe für die Unzufriedenheit mit der Theorie mögen
auch heute noch manchem einleuchten, aber in den letzten Jahren haben sehr aus-
gefeilte Experimente gerade die ‘paradoxesten’ Aussagen der Quantenmechanik
glänzend bestätigt.
AKADEMIEPREIS
Der Sekretär überreicht Frau Dr. PD Manuela Niesner (Altere Deutsche Sprache
und Literatur/Universität Heidelberg) den Akademiepreis 2005 für ihre Arbeit „Wer
mit juden well disputiren. Deutschsprachige Adversus-Judaeos-Literatur des 14. Jahr-
hunderts“.
Frau Niesner stellt ihre Arbeit vor:
Die deutschen Adversus-Judaeos-Texte des 14.Jhs.b sind die frühesten deutschspra-
chigen Vertreter einer Gattung, die zu den ältesten und langlebigsten in der christli-
chen Literatur gehört. Ihr Gegenstand ist die argumentative Auseinandersetzung mit
dem Judentum aus christlicher Perspektive. Aus dem 14. Jh. sind sieben deutsche
Adversus-Judaeos-Schriften unterschiedlichen Umfangs überliefert. Die formale
Gestaltung variiert: je zweimal belegt sind die Formen des Traktats, der Disputation
und der im vierhebigen Paarreim abgefaßten Rede; einmal begegnet die Form der
Epistel. Alle diese Schriften verwenden lateinische Vorlagen ganz unterschiedlichen
Die hier vorgestellte Untersuchung ist inzwischen erschienen: Manuela Niesner: Wer mit Juden
well disputiren. Deutschsprachige Adversus-Judaeos-Literatur des 14. Jahrhunderts.Tübingen 2005
(= Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. 128).
SITZUNGEN
fuhren können. Die statistischen Methoden der kinetischen Gastheorie erlaubten es
dann Einstein (1905), eine direkte Beziehung zwischen den unsichtbaren Bewegun-
gen der submikroskopischen Moleküle mit den sichtbaren Bewegungen mikrosko-
pisch kleiner Teilchen, der sogenannten Brownschen Bewegung, in Verbindung zu
bringen. Die Bestätigung der Einsteinschen Ergebnisse durch Perrin verhalf der
Atomtheorie zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum endgültigen Durchbruch.
Um die gleiche Zeit wurde am Beispiel des radioaktiven Zerfalls deutlich, dass
bei subatomaren Phänomenen die statistischen Methoden kein Notbehelf zur Ver-
meidung undurchfürbar komplexer Rechnungen sind, sondern dass die Methoden
der klassischen Physik hier gundsätzlich unzureichend sind. Einstein trug mit der
Einführung von Wahrscheinlicheits-Koeffizienten für elementare Prozesse wie spon-
tane und induzierte Emission wesentlich zu dieser Erkenntnis bei. Als dann der sto-
chastische Charakter der Quantenmechanik durch Born aufgezeigt wurde, war Ein-
stein zwar von den Erfolgen beeindruckt, hielt aber insgesamt die Theorie, die nur
Wahrscheinlichkeitsaussagen für Messungen erlaubte, für unbefriedigend und hoffte,
dass sie nur eine Übergangstheorie darstellte.
Die Einsteinschen Gründe für die Unzufriedenheit mit der Theorie mögen
auch heute noch manchem einleuchten, aber in den letzten Jahren haben sehr aus-
gefeilte Experimente gerade die ‘paradoxesten’ Aussagen der Quantenmechanik
glänzend bestätigt.
AKADEMIEPREIS
Der Sekretär überreicht Frau Dr. PD Manuela Niesner (Altere Deutsche Sprache
und Literatur/Universität Heidelberg) den Akademiepreis 2005 für ihre Arbeit „Wer
mit juden well disputiren. Deutschsprachige Adversus-Judaeos-Literatur des 14. Jahr-
hunderts“.
Frau Niesner stellt ihre Arbeit vor:
Die deutschen Adversus-Judaeos-Texte des 14.Jhs.b sind die frühesten deutschspra-
chigen Vertreter einer Gattung, die zu den ältesten und langlebigsten in der christli-
chen Literatur gehört. Ihr Gegenstand ist die argumentative Auseinandersetzung mit
dem Judentum aus christlicher Perspektive. Aus dem 14. Jh. sind sieben deutsche
Adversus-Judaeos-Schriften unterschiedlichen Umfangs überliefert. Die formale
Gestaltung variiert: je zweimal belegt sind die Formen des Traktats, der Disputation
und der im vierhebigen Paarreim abgefaßten Rede; einmal begegnet die Form der
Epistel. Alle diese Schriften verwenden lateinische Vorlagen ganz unterschiedlichen
Die hier vorgestellte Untersuchung ist inzwischen erschienen: Manuela Niesner: Wer mit Juden
well disputiren. Deutschsprachige Adversus-Judaeos-Literatur des 14. Jahrhunderts.Tübingen 2005
(= Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. 128).