120 | ANTRITTSREDEN
Mein Biologiestudium begann im WS 1981/82. Dabei wurden meine anfäng-
lichen Erwartungen, im Studium Gleichgesinnte zu treffen, die sich für ähnliche
Gebiete interessieren, trotz der hohen Erstsemesterzahlen zunächst enttäuscht. Viele
Studienanfänger hatten sich entweder schon so auf andere Fachbereiche in der
Biologie spezialisiert, dass sie nahezu ohne nach links oder rechts zu blicken ihr Stu-
dium durchliefen, oder sie waren zu diesem Zeitpunkt noch so undifferenziert, dass
ein intensiver Austausch kaum und wenn ja, dann nur mit sehr wenigen möglich war.
Dazu kam die bei hohen Studeritenzahlen und begrenztem Lehrpersonal nahezu
unumgängliche Anonymität der Massenveranstaltungen an der Universität. Schon
nach kurzer Zeit fehlten mir wichtige Antriebsmotoren, die Anforderungen und
Aufgaben mit sich bringen und wo ich mich als eigenständige Person einbringen
konnte. Diese Situation, kombiniert mit der Unsicherheit der Berufsperspektiven
und der Frage, wie sich der eingeschlagene Berufsweg mit eventueller Familienpla-
nung vereinbaren lässt, führte dazu, dass ich mein Biologiestudium nach dem zwei-
ten Semester abbrechen wollte und mich auf einen Studienplatz in der Pharmazie
bewarb. Doch hatte ich das Glück, dass im entscheidenden Moment eine wichtige
Begegnung stattfand, die letztendlich meinen Entschluss, das Biologiestudium abzu-
brechen, revidierte. So hatte ich auf der Nachbesprechung einer Lehrveranstaltung
Prof. Wilhelm Harder kennengelernt, der mir überraschenderweise anbot, an einer
eigentlich für Studierende im Hauptstudium ausgerichteten Exkursion an der Mit-
telmeerküste bei Split (ehemals Jugoslawien) teilzunehmen, um dort mein während
der Schulzeit erworbenes Wissen in Meeresbiologie sowie meine Artenkenntnis
bezüglich terrestrischer Fauna und Flora einzubringen.
Durch die Teilnahme an dieser Exkursion fand ich zum ersten Mal im Stu-
dium einen Platz, an dem ich aktiv etwas von meinem Wissen beitragen konnte. Dies
zeigte mir auch sehr deutlich, dass das Vermitteln von Wissen und das Erlernen von
Zusammenhängen in Ökosystemen sowie die Analyse und Bewertung organismi-
scher Vielfalt in unterschiedlich stark vom Menschen beeinflussten Lebensräumen
für mich eine so große Bedeutung haben, dass all dies das Risiko wert ist, weiter-
zumachen. Als ich von der Exkursion zurückkam, lehnte ich den inzwischen einge-
troffenen Bescheid über die Zusage eines Studienplatzes in Pharmazie in Berlin ab
und führte mein Biologiestudium weiter.
Ein weiterer wichtiger Schritt in die Forschung wurde mir durch die Mög-
lichkeit eröffnet, als wissenschaftliche Hilfskraft am Max-Planck-Institut für Ent-
wicklungsbiologie in Tübingen in der Arbeitsgruppe von Dr. Claudia Stürmer,
inzwischen Professorin an der Universität Konstanz, mitzuarbeiten. Dort konnte ich
zum ersten Mal austesten, was es bedeutet, über viele Monate hinweg kontinuierlich
an einem Thema in einem hochaktuellen Forschungsfeld zu arbeiten. Das Thema,
das ich unter Leitung von Frau Stürmer bearbeitete, war im Bereich der Neuro- und
Entwicklungsbiologie angesiedelt. Es ging dabei um die Regenerationsfähigkeit des
Sehnervs beim Goldfisch und der Frage, wie und wo die Nervenenden des Seh-
nervs nach Durchtrennung und nachfolgender Regeneration wieder in die für die
Verarbeitung verantwortlichen Gehirnstrukturen einwachsen und mit den dortigen
Zellen Kontakt aufnehmen.
Mein Biologiestudium begann im WS 1981/82. Dabei wurden meine anfäng-
lichen Erwartungen, im Studium Gleichgesinnte zu treffen, die sich für ähnliche
Gebiete interessieren, trotz der hohen Erstsemesterzahlen zunächst enttäuscht. Viele
Studienanfänger hatten sich entweder schon so auf andere Fachbereiche in der
Biologie spezialisiert, dass sie nahezu ohne nach links oder rechts zu blicken ihr Stu-
dium durchliefen, oder sie waren zu diesem Zeitpunkt noch so undifferenziert, dass
ein intensiver Austausch kaum und wenn ja, dann nur mit sehr wenigen möglich war.
Dazu kam die bei hohen Studeritenzahlen und begrenztem Lehrpersonal nahezu
unumgängliche Anonymität der Massenveranstaltungen an der Universität. Schon
nach kurzer Zeit fehlten mir wichtige Antriebsmotoren, die Anforderungen und
Aufgaben mit sich bringen und wo ich mich als eigenständige Person einbringen
konnte. Diese Situation, kombiniert mit der Unsicherheit der Berufsperspektiven
und der Frage, wie sich der eingeschlagene Berufsweg mit eventueller Familienpla-
nung vereinbaren lässt, führte dazu, dass ich mein Biologiestudium nach dem zwei-
ten Semester abbrechen wollte und mich auf einen Studienplatz in der Pharmazie
bewarb. Doch hatte ich das Glück, dass im entscheidenden Moment eine wichtige
Begegnung stattfand, die letztendlich meinen Entschluss, das Biologiestudium abzu-
brechen, revidierte. So hatte ich auf der Nachbesprechung einer Lehrveranstaltung
Prof. Wilhelm Harder kennengelernt, der mir überraschenderweise anbot, an einer
eigentlich für Studierende im Hauptstudium ausgerichteten Exkursion an der Mit-
telmeerküste bei Split (ehemals Jugoslawien) teilzunehmen, um dort mein während
der Schulzeit erworbenes Wissen in Meeresbiologie sowie meine Artenkenntnis
bezüglich terrestrischer Fauna und Flora einzubringen.
Durch die Teilnahme an dieser Exkursion fand ich zum ersten Mal im Stu-
dium einen Platz, an dem ich aktiv etwas von meinem Wissen beitragen konnte. Dies
zeigte mir auch sehr deutlich, dass das Vermitteln von Wissen und das Erlernen von
Zusammenhängen in Ökosystemen sowie die Analyse und Bewertung organismi-
scher Vielfalt in unterschiedlich stark vom Menschen beeinflussten Lebensräumen
für mich eine so große Bedeutung haben, dass all dies das Risiko wert ist, weiter-
zumachen. Als ich von der Exkursion zurückkam, lehnte ich den inzwischen einge-
troffenen Bescheid über die Zusage eines Studienplatzes in Pharmazie in Berlin ab
und führte mein Biologiestudium weiter.
Ein weiterer wichtiger Schritt in die Forschung wurde mir durch die Mög-
lichkeit eröffnet, als wissenschaftliche Hilfskraft am Max-Planck-Institut für Ent-
wicklungsbiologie in Tübingen in der Arbeitsgruppe von Dr. Claudia Stürmer,
inzwischen Professorin an der Universität Konstanz, mitzuarbeiten. Dort konnte ich
zum ersten Mal austesten, was es bedeutet, über viele Monate hinweg kontinuierlich
an einem Thema in einem hochaktuellen Forschungsfeld zu arbeiten. Das Thema,
das ich unter Leitung von Frau Stürmer bearbeitete, war im Bereich der Neuro- und
Entwicklungsbiologie angesiedelt. Es ging dabei um die Regenerationsfähigkeit des
Sehnervs beim Goldfisch und der Frage, wie und wo die Nervenenden des Seh-
nervs nach Durchtrennung und nachfolgender Regeneration wieder in die für die
Verarbeitung verantwortlichen Gehirnstrukturen einwachsen und mit den dortigen
Zellen Kontakt aufnehmen.