132 | ANTRITTSREDEN
Antrittsrede von Herrn PETER WÖLFLE
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 30. April 2005.
Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
über meine Wahl zum ordentlichen Mitglied der Hei-
delberger Akademie der Wissenschaften habe ich mich
sehr gefreut. Ich danke Ihnen für die damit zum Aus-
druck kommende Wertschätzung meiner wissenschaft-
lichen Arbeit. Die Gelegenheit, mich Ihnen heute in
einem größeren Kreis vorzustellen, ergreife ich gerne.
Seit 1989 habe ich einen Lehrstuhl für theoreti-
sche Physik an der Universität Karlsruhe. Zur Zeit bin
ich Leiter des Instituts für Theorie der Kondensierten
Materie der Fridericiana. Zusätzlich leite ich als wissenschaftliches Mitglied des For-
schungszentrums Karlsruhe eine Arbeitsgruppe am dortigen Institut für Nanotech-
nologie.
Nun einige Worte zu meinem Werdegang:
Ich wurde am 24. März 1942 in München als einziges Kind meiner Eltern
Luitpold und Maria Hildegunde Wölfle geboren. Mein Vater war Holzkaufmann und
betrieb eine kleine Holzhandlung, meine Mutter war bis vor meiner Geburt Kran-
kenschwester. Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in München, ausgenom-
men die Zeit der Evakuierung 1943—45,in der wir bei Verwandten im Allgäu unter-
kamen.
Ich besuchte Grundschule und Oberrealschule in München und erwarb 1961
das Abitur. In der Schule waren meine Lieblingsfächer Mathematik, Physik und
Geschichte. Den Ausschlag für die Wahl des Studienfachs Physik gab wohl ein Phy-
siklehrer, der es verstand, uns Schüler in besonderer Weise zu begeistern. Auf seinen
Rat hin schrieb ich mich an der Technischen Hochschule München ein, eine, wie
sich herausstellen sollte, exzellente Wahl.
Nach zehn Semestern schloss ich das Physikstudium mit Auszeichnung ab. In
meiner Diplomarbeit lernte ich das damals neue und bis heute faszinierende Gebiet
der quantenmechanischen Vielteilchentheorie kennen. Dies ist die Theorie von
Systemen sehr vieler miteinander in Wechselwirkung stehender Quantenteilchen,
z.B. von Leitungselektronen in Metallen. Seit den Anfängen der Quantenmechanik
in den 1920er Jahren war bekannt, dass die Eigenschaften von Festkörpern entschei-
dend von der Quantennatur der Elektronen bestimmt werden. In diesen frühen
Theorien wurde aber die Coulombwechselwirkung zwischen den Elektronen nur in
sehr pauschaler Weise berücksichtigt. Mein akademischer Lehrer Wilhelm Brenig war
von der fundamentalen Bedeutung der Teilchenwechselwirkung in Systemen wie
dem der Nukleonen in Atomkernen, dem der Elektronen in Metallen, dem der
Atome in flüssigem Helium bei tiefen Temperaturen überzeugt. Die theoretischen
Antrittsrede von Herrn PETER WÖLFLE
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 30. April 2005.
Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
über meine Wahl zum ordentlichen Mitglied der Hei-
delberger Akademie der Wissenschaften habe ich mich
sehr gefreut. Ich danke Ihnen für die damit zum Aus-
druck kommende Wertschätzung meiner wissenschaft-
lichen Arbeit. Die Gelegenheit, mich Ihnen heute in
einem größeren Kreis vorzustellen, ergreife ich gerne.
Seit 1989 habe ich einen Lehrstuhl für theoreti-
sche Physik an der Universität Karlsruhe. Zur Zeit bin
ich Leiter des Instituts für Theorie der Kondensierten
Materie der Fridericiana. Zusätzlich leite ich als wissenschaftliches Mitglied des For-
schungszentrums Karlsruhe eine Arbeitsgruppe am dortigen Institut für Nanotech-
nologie.
Nun einige Worte zu meinem Werdegang:
Ich wurde am 24. März 1942 in München als einziges Kind meiner Eltern
Luitpold und Maria Hildegunde Wölfle geboren. Mein Vater war Holzkaufmann und
betrieb eine kleine Holzhandlung, meine Mutter war bis vor meiner Geburt Kran-
kenschwester. Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in München, ausgenom-
men die Zeit der Evakuierung 1943—45,in der wir bei Verwandten im Allgäu unter-
kamen.
Ich besuchte Grundschule und Oberrealschule in München und erwarb 1961
das Abitur. In der Schule waren meine Lieblingsfächer Mathematik, Physik und
Geschichte. Den Ausschlag für die Wahl des Studienfachs Physik gab wohl ein Phy-
siklehrer, der es verstand, uns Schüler in besonderer Weise zu begeistern. Auf seinen
Rat hin schrieb ich mich an der Technischen Hochschule München ein, eine, wie
sich herausstellen sollte, exzellente Wahl.
Nach zehn Semestern schloss ich das Physikstudium mit Auszeichnung ab. In
meiner Diplomarbeit lernte ich das damals neue und bis heute faszinierende Gebiet
der quantenmechanischen Vielteilchentheorie kennen. Dies ist die Theorie von
Systemen sehr vieler miteinander in Wechselwirkung stehender Quantenteilchen,
z.B. von Leitungselektronen in Metallen. Seit den Anfängen der Quantenmechanik
in den 1920er Jahren war bekannt, dass die Eigenschaften von Festkörpern entschei-
dend von der Quantennatur der Elektronen bestimmt werden. In diesen frühen
Theorien wurde aber die Coulombwechselwirkung zwischen den Elektronen nur in
sehr pauschaler Weise berücksichtigt. Mein akademischer Lehrer Wilhelm Brenig war
von der fundamentalen Bedeutung der Teilchenwechselwirkung in Systemen wie
dem der Nukleonen in Atomkernen, dem der Elektronen in Metallen, dem der
Atome in flüssigem Helium bei tiefen Temperaturen überzeugt. Die theoretischen