Peter Wolfle | 133
Werkzeuge für die Formulierung entsprechender Theorien waren erst wenige Jahre
vorher entwickelt worden, bzw. noch zu entwickeln. Es handelte sich dabei um
Methoden der Quantenfeldtheorie, die zunächst für die Elementarteilchenphysik
geschaffen wurden, aber sehr bald auch auf die Festkörperphysik angewandt wurden.
In meiner Dissertation entwickelte ich die kinetische Theorie von Fermisyste-
men unter dem Einfluss rasch veränderlicher äußerer Felder. Inzwischen war ich wis-
senschaftlicher Angestellter am Max-Planck-Institut für Physik, wo Bremg neben
seiner Professur noch eine Arbeitsgruppe leitete. Der Institutsleiter war Werner Hei-
senberg, der für die Arbeit unserer Gruppe reges Interesse zeigte. Die Promotion mit
Auszeichnung erfolgte im Jahre 1969, zwei Monate später war ich glücklich verhei-
ratet. Unsere erste Tochter wurde em Jahr später geboren, zwei weitere Töchter folg-
ten drei bzw. sechzehnJahre später nach.
Ich wechselte für kurze Zeit mit Brenig ans neugegründete MPI für Festkör-
perforschung in Stuttgart, bevor ich 1971 für zwei Jahre an die Cornell Umversity
in Ithaca, USA, ging. Noch in Deutschland entstanden eine Reihe von Arbeiten zu
damals hochaktuellen Themen, wie dem sog. Kondoeffekt, die immer noch, oder
gerade jetzt wieder zitiert werden.
An der Cornell University hatte ich das Glück, in eine Phase der großen Ent-
deckungen hineinzugeraten. Auf dem Gebiet der theoretischen Physik wurde zu die-
ser Zeit von Kenneth Wilson und anderen die Renormierungsgruppentheorie als
neue Methode für die Beschreibung von Phasenübergängen vorgestellt. Diese Arbei-
ten wurden kurz darauf mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Auf experimentellem Gebiet wurde dort vier Wochen nach meiner Ankunft
ein neuer Zustand von Materie bei sehr tiefen Temperaturen entdeckt, die supraflui-
den Phasen von Helium 3. Ich hatte das Glück, auf diese Fragestellung gut vorbe-
reitet zu sein, so dass ich relativ bald eine Theorie der kollektiven Anregungen in die-
sen Phasen ausarbeiten konnte, die die experimentellen Ergebnisse befriedigend
erklärte. Ich bin diesem Thema noch einige Jahre treu geblieben und habe 1990
zusammen mit meinem Freund und Kollegen Dieter Vollhardt eine Monographie
über suprafluides Helium 3 veröffentlicht. Inzwischen wurden für die Entdeckung
und die Theorie dieses Phänomens zwei Nobelpreise verliehen.
Wieder nach München zurückgekehrt habilitierte ich mich und wurde 1975
zum H3-Professor an der TU München und wissenschaftlichen Berater am MPI für
Physik bestellt. Im gleichen Jahr erhielt ich den Physikpreis der Göttinger Akademie
der Wissenschaften. Es schlossen sich Jahre intensiver Forschung an, in denen ich
ausgedehnte Forschungsaufenthalte in Kopenhagen, Helsinki und insbesondere bei
den Bell Telephone Laboratories in New Jersey, USA, unternahm. Dort hatte ich das
Privileg, mit einem der bedeutendsten theoretischen Physiker auf dem Gebiet der
Physik der kondensierten Materie in engeren Kontakt zu kommen, mit Philip
W Anderson.
Ab 1979 nahm ich em Forschungsthema wieder auf, das mich schon als jun-
gen Postdoktoranden beschäftigt hatte, die statistischen Transporteigenschaften von
Elektronen in ungeordneten Systemen. Die quantenmechanischen Welleneigen-
schaften der Elektronen führen dazu, dass Elektronen durch Vielfachstreuung an
Werkzeuge für die Formulierung entsprechender Theorien waren erst wenige Jahre
vorher entwickelt worden, bzw. noch zu entwickeln. Es handelte sich dabei um
Methoden der Quantenfeldtheorie, die zunächst für die Elementarteilchenphysik
geschaffen wurden, aber sehr bald auch auf die Festkörperphysik angewandt wurden.
In meiner Dissertation entwickelte ich die kinetische Theorie von Fermisyste-
men unter dem Einfluss rasch veränderlicher äußerer Felder. Inzwischen war ich wis-
senschaftlicher Angestellter am Max-Planck-Institut für Physik, wo Bremg neben
seiner Professur noch eine Arbeitsgruppe leitete. Der Institutsleiter war Werner Hei-
senberg, der für die Arbeit unserer Gruppe reges Interesse zeigte. Die Promotion mit
Auszeichnung erfolgte im Jahre 1969, zwei Monate später war ich glücklich verhei-
ratet. Unsere erste Tochter wurde em Jahr später geboren, zwei weitere Töchter folg-
ten drei bzw. sechzehnJahre später nach.
Ich wechselte für kurze Zeit mit Brenig ans neugegründete MPI für Festkör-
perforschung in Stuttgart, bevor ich 1971 für zwei Jahre an die Cornell Umversity
in Ithaca, USA, ging. Noch in Deutschland entstanden eine Reihe von Arbeiten zu
damals hochaktuellen Themen, wie dem sog. Kondoeffekt, die immer noch, oder
gerade jetzt wieder zitiert werden.
An der Cornell University hatte ich das Glück, in eine Phase der großen Ent-
deckungen hineinzugeraten. Auf dem Gebiet der theoretischen Physik wurde zu die-
ser Zeit von Kenneth Wilson und anderen die Renormierungsgruppentheorie als
neue Methode für die Beschreibung von Phasenübergängen vorgestellt. Diese Arbei-
ten wurden kurz darauf mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Auf experimentellem Gebiet wurde dort vier Wochen nach meiner Ankunft
ein neuer Zustand von Materie bei sehr tiefen Temperaturen entdeckt, die supraflui-
den Phasen von Helium 3. Ich hatte das Glück, auf diese Fragestellung gut vorbe-
reitet zu sein, so dass ich relativ bald eine Theorie der kollektiven Anregungen in die-
sen Phasen ausarbeiten konnte, die die experimentellen Ergebnisse befriedigend
erklärte. Ich bin diesem Thema noch einige Jahre treu geblieben und habe 1990
zusammen mit meinem Freund und Kollegen Dieter Vollhardt eine Monographie
über suprafluides Helium 3 veröffentlicht. Inzwischen wurden für die Entdeckung
und die Theorie dieses Phänomens zwei Nobelpreise verliehen.
Wieder nach München zurückgekehrt habilitierte ich mich und wurde 1975
zum H3-Professor an der TU München und wissenschaftlichen Berater am MPI für
Physik bestellt. Im gleichen Jahr erhielt ich den Physikpreis der Göttinger Akademie
der Wissenschaften. Es schlossen sich Jahre intensiver Forschung an, in denen ich
ausgedehnte Forschungsaufenthalte in Kopenhagen, Helsinki und insbesondere bei
den Bell Telephone Laboratories in New Jersey, USA, unternahm. Dort hatte ich das
Privileg, mit einem der bedeutendsten theoretischen Physiker auf dem Gebiet der
Physik der kondensierten Materie in engeren Kontakt zu kommen, mit Philip
W Anderson.
Ab 1979 nahm ich em Forschungsthema wieder auf, das mich schon als jun-
gen Postdoktoranden beschäftigt hatte, die statistischen Transporteigenschaften von
Elektronen in ungeordneten Systemen. Die quantenmechanischen Welleneigen-
schaften der Elektronen führen dazu, dass Elektronen durch Vielfachstreuung an