Manfred Fuhrmann, emeritierter ordentlicher Professor der Klassischen Philologie
an der Universität Konstanz, seit 1989 Mitglied unserer Akademie, em großgewach-
sener, kraftvoller, deutlicher und geistig energischer Mann, ist vor Erreichen seines
80. Geburtstages unerwartet gestorben. Mit ihm haben wir, die Akademie, die deut-
sche Klassische Philologie und die Geisteswissenschaft in Deutschland, einen unse-
rer produktivsten und wirkungsmächtigsten Vertreter verloren. Lehrend und schrei-
bend verstand Fuhrmann sich in erster Linie als Vermittler der Antike. Diesem Mitt-
lerberuf kamen seine spezifischen Begabungen und Interessen entgegen: seine
umfassenden Kenntnisse der griechischen und lateinischen Literatur, seine enzyklo-
pädische Bildung und sein systematischer Sinn, seine Gabe klarer und verständlicher
Darstellung, sein Blick für Schwächen und Einseitigkeiten in der Universitäts- und
Gymnasiallehre, seine programmatische Neigung, sein Reformeifer und sein Impe-
tus zu wirken, auf Universität, Schule, Öffentlichkeit einzuwirken.
Manfred Fuhrmann hatte griechische und lateinische Philologie, Musik sowie
Rechts- und Staatswissenschaften in Basel, Freiburg im Breisgau, Leiden, Göttingen
und Marburg studiert. Als die für ihn bedeutsamsten Lehrer betrachtete er den Frei-
burger Latinisten Karl Büchner, den Leidener Latinisten Jan Hendrik Waszink und
den Freiburger Romanisten Franz Wieacker. Er wurde 1953 in Freiburg mit seiner
Dissertation Untersuchungen zur Religiosität des Horaz. Die Beziehungen des Herrschers
und des Dichters zu den Göttern promoviert, einer Arbeit, die einerseits ganz den Inter-