Manfred Fuhrmann
143
konnte daher Herausgeber gewinnen und anstellen: Luc Deitz und Gregor Vogt-
Spira, er hat das Unternehmen beraten und kritisch begleitet.
Im Zentrum von Fuhrmanns reicher Übersetzungstätigkeit steht seine voll-
ständige Verdeutschung von Ciceros Reden in sechs Bänden. Daneben hat er die Wol-
ken des Aristophanes, die platonische Apologie des Sokrates, die aristotelische Poetik,
die Germania des Tacitus übersetzt. Wiederholt hat er auch dem Problem des Über-
setzens Reflexionen gewidmet und sich mit der Tradition des Übersetzens aus den
antiken Sprachen ms Deutsche befaßt. Zur Rezeption einzelner Autoren und Werke
liegen verschiedene Arbeiten vor. Neben Aufsätzen zur aristotelischen Tragödien-
poetik in Deutschland, zur europäischen Tradition der vergilischen Georgien und zur
Rezeption der taciteischen Germania ist em großes Verdienst Fuhrmanns seine Aus-
gabe der Wielandschen Übersetzungen der Episteln und Satiren des Horaz im Rah-
men der Wielandausgabe des Deutschen Klassiker Verlags.
Zur Didaktik und Programmatik des gymnasialen Lateinunterrichts hat Fuhr-
mann zahlreiche Beiträge in Aufsatzform vorgelegt und an einem Lehrgang für
Latein als 3. Fremdsprache mitgewirkt. Äußerungen zur Situation und zur Program-
matik latmistischer Studien, zur Bildungstradition und zur Rezeptionsgeschichte der
Antike allgemein begleiten wie em cantus firmus Fuhrmanns Wirken als Forscher
und öffentliche Stimme. Hier sind insbesondere die Bücher Brechungen — Wirkungs-
geschichtliche Studien zur antik-europäischen Bildungstradition und Der europäische Bil-
dungskanon des bürgerlichen Zeitalters zu nennen.
Diese keineswegs und nicht einmal in der Aufzählung der Sachbereiche voll-
ständige Übersicht verdankt sich offenbar einer unermüdlichen Schaffenskraft und
Wirkungsintention. Und unsere Akademie hat diese gern noch zusätzlich in
Anspruch genommen. Seit 1990 war Fuhrmann der Vertreter der Akademie beim
Mittellateinischen Wörterbuch. Für das 1993 begründete Arbeitsvorhaben einer
kritischen und kommentieren Gesamtausgabe des Briefwechsels Reuchlins in einer
von der Stadt Pforzheim und der Akademie gemeinsam getragenen Forschungs-
stelle ergab es sich gewissermaßen von selbst, daß er die begleitende Kommission
als Vorsitzender leitete. Von März 1998 übernahm er auch die Leitung der For-
schungsstelle. 1996 ging der Vorsitz in derVetus Latina-Kommission nach dem Tod
Viktor Pöschls an ihn. 1991 trug er in einer Gesamtsitzung vor über: „Alexander
von Roes: Em Wegbereiter des politisch-kulturellen Europagedankens?“ (vgl. Jahr-
buch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für 1991, S. 29f.; publiziert
als Sitzungsbericht 1994), im Jahre 2000, ebenfalls in einer Gesamtsitzung, sprach
er über das Thema „Der Kanon der bürgerlichen Bildung und das Zeitalter der
Massen“.
Entgegen seinen eigenen resignativen Äußerungen aus den letzten Jahren gilt
für die latinistischen Studien, den Lateinunterricht und die Präsenz der Latinität im
Bewußtsein der universitären Geisteswissenschaften und der an diesen teilnehmen-
den Öffentlichkeit durchaus, daß Manfred Fuhrmanns Wirken Konsequenzen gezei-
tigt hat und seine Stimme gehört worden ist. Berechtigt ist seine Resignation wohl
in allgemeinerer und nicht nur seine eigenen Intentionen und Bemühungen betref-
fender Hinsicht, insofern nämlich, als die Echolosigkeit des Anrufs aus der Literatur
143
konnte daher Herausgeber gewinnen und anstellen: Luc Deitz und Gregor Vogt-
Spira, er hat das Unternehmen beraten und kritisch begleitet.
Im Zentrum von Fuhrmanns reicher Übersetzungstätigkeit steht seine voll-
ständige Verdeutschung von Ciceros Reden in sechs Bänden. Daneben hat er die Wol-
ken des Aristophanes, die platonische Apologie des Sokrates, die aristotelische Poetik,
die Germania des Tacitus übersetzt. Wiederholt hat er auch dem Problem des Über-
setzens Reflexionen gewidmet und sich mit der Tradition des Übersetzens aus den
antiken Sprachen ms Deutsche befaßt. Zur Rezeption einzelner Autoren und Werke
liegen verschiedene Arbeiten vor. Neben Aufsätzen zur aristotelischen Tragödien-
poetik in Deutschland, zur europäischen Tradition der vergilischen Georgien und zur
Rezeption der taciteischen Germania ist em großes Verdienst Fuhrmanns seine Aus-
gabe der Wielandschen Übersetzungen der Episteln und Satiren des Horaz im Rah-
men der Wielandausgabe des Deutschen Klassiker Verlags.
Zur Didaktik und Programmatik des gymnasialen Lateinunterrichts hat Fuhr-
mann zahlreiche Beiträge in Aufsatzform vorgelegt und an einem Lehrgang für
Latein als 3. Fremdsprache mitgewirkt. Äußerungen zur Situation und zur Program-
matik latmistischer Studien, zur Bildungstradition und zur Rezeptionsgeschichte der
Antike allgemein begleiten wie em cantus firmus Fuhrmanns Wirken als Forscher
und öffentliche Stimme. Hier sind insbesondere die Bücher Brechungen — Wirkungs-
geschichtliche Studien zur antik-europäischen Bildungstradition und Der europäische Bil-
dungskanon des bürgerlichen Zeitalters zu nennen.
Diese keineswegs und nicht einmal in der Aufzählung der Sachbereiche voll-
ständige Übersicht verdankt sich offenbar einer unermüdlichen Schaffenskraft und
Wirkungsintention. Und unsere Akademie hat diese gern noch zusätzlich in
Anspruch genommen. Seit 1990 war Fuhrmann der Vertreter der Akademie beim
Mittellateinischen Wörterbuch. Für das 1993 begründete Arbeitsvorhaben einer
kritischen und kommentieren Gesamtausgabe des Briefwechsels Reuchlins in einer
von der Stadt Pforzheim und der Akademie gemeinsam getragenen Forschungs-
stelle ergab es sich gewissermaßen von selbst, daß er die begleitende Kommission
als Vorsitzender leitete. Von März 1998 übernahm er auch die Leitung der For-
schungsstelle. 1996 ging der Vorsitz in derVetus Latina-Kommission nach dem Tod
Viktor Pöschls an ihn. 1991 trug er in einer Gesamtsitzung vor über: „Alexander
von Roes: Em Wegbereiter des politisch-kulturellen Europagedankens?“ (vgl. Jahr-
buch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für 1991, S. 29f.; publiziert
als Sitzungsbericht 1994), im Jahre 2000, ebenfalls in einer Gesamtsitzung, sprach
er über das Thema „Der Kanon der bürgerlichen Bildung und das Zeitalter der
Massen“.
Entgegen seinen eigenen resignativen Äußerungen aus den letzten Jahren gilt
für die latinistischen Studien, den Lateinunterricht und die Präsenz der Latinität im
Bewußtsein der universitären Geisteswissenschaften und der an diesen teilnehmen-
den Öffentlichkeit durchaus, daß Manfred Fuhrmanns Wirken Konsequenzen gezei-
tigt hat und seine Stimme gehört worden ist. Berechtigt ist seine Resignation wohl
in allgemeinerer und nicht nur seine eigenen Intentionen und Bemühungen betref-
fender Hinsicht, insofern nämlich, als die Echolosigkeit des Anrufs aus der Literatur