178 | TÄTIGKEITSBERICHTE
Neue Technologien in den Geisteswissenschaften (NTG)—14C
Beschleunigerproben für Süd-Peru
Der Projektverbund „Nasca: Entwicklung und Adaption archäometrischer Techni-
ken zur Erforschung der Kulturgeschichte der Region Palpa/S-Peru“ umfasst ein
Teilprojekt zur Anwendung der Radiokohlenstoff-Datierung auf die archäologi-
schen Fundkomplexe dieser Region. Die Chronologie der Nasca-Kultur (etwa 200
vor bis 650 nach Chr.), die in der Wüste zwischen den peruanischen Anden und dem
Pazifik die weltberühmten Scharrbilder (Geoglyphen) angelegt hat, basierte bisher
fast ausschließlich auf einer Keramik-Klassifikation ohne eine umfassende chrono-
metrische Altersbestimmung. Im Rahmen der Dissertation von Ingmar Unkel wurde
auf der Grundlage von über 100 14C-Datierungen an organischem Material aus
Siedlungsresten, Grabfunden sowie an Material im direkten Fundzusammenhang
mit den Geoglyphen der Region Palpa eine erste absolute Chronologie der Nasca-
Kultur erstellt. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf den nahe Palpa gelegenen Sied-
lungszentren der Nasca, Los Molinos und La Muna, sowie auf der Lokalität
Jauranga.
Im Zuge des Projektes wurde am Heidelberger Radiokohlenstoff-Labor eine
Aufbereitungsanlage zur Herstellung von Graphit-Targets für AMS-Messungen
(Beschleuniger-Massen-Spektrometer) aufgebaut. Die Anlage arbeitet semi-automa-
tisch und wird mit dem eigens dafür entwickelten Steuerprogramm HAMSTER
überwacht. Mit der AMS-Technik können 14C-Proben im Milligrammbereich
datiert werden, wodurch neue Anwendungen möglich sind. So konnten erstmals die
in Peru als Baumaterial weit verbreiteten Lehmziegel (Adobes) zur Datierung her-
angezogen werden.
In Zusammenarbeit mit dem geomorphologischen Teil des Projektverbundes
wurde an der Paläoklimarekonstruktion für die Region Palpa gearbeitet. Als Klima-
archive standen dabei die Flussterrassen des Rio St. Cruz, Rio Grande und Rio
Palpa, ein Schlammstrom bei La Muna sowie Löss-Schnecken zur Verfügung. Neben
der zeitlichen Rekonstruktion des Beginns der Wüstenrand-Lössbildung gelang der
Nachweis einer Feuchtphase in der Region zwischen 1390 und 1710 cal AD, einer
Zeit, die für die Nordhalbkugel aufgrund globaler Gletschervorstöße als „Kleine Eis-
zeit“ bezeichnet wird.
Projekt ‘Closing the Roman Gap’
Die intensive Kooperation mit Prof. P. I. Kumholm, Cornell Univ., Ithaca, New York,
der Jahrringchronologien im östlichen Mittelmeer aufbaut, hat jetzt zu einem
äußerst bemerkenswerten Erfolg geführt. Nachdem wir in den letzten Jahren mit
mehr als 60 14C-Vordatierungen den Zeitbereich schwimmender Chronologien ein-
geengt haben, ist es der Arbeitsgruppe von P. Kuniholm gelungen, aus 42 Eichen-
proben eine Gesamtchronologie des östlichen Mittelmeers zu erstellen. Dies hat den
absolut datierten Abschnitt, der bisher im 11. Jahrhundert nach Chr. begann, auf
518 vor Chr. ausgeweitet, d.h. mehr als verdoppelt.
Neue Technologien in den Geisteswissenschaften (NTG)—14C
Beschleunigerproben für Süd-Peru
Der Projektverbund „Nasca: Entwicklung und Adaption archäometrischer Techni-
ken zur Erforschung der Kulturgeschichte der Region Palpa/S-Peru“ umfasst ein
Teilprojekt zur Anwendung der Radiokohlenstoff-Datierung auf die archäologi-
schen Fundkomplexe dieser Region. Die Chronologie der Nasca-Kultur (etwa 200
vor bis 650 nach Chr.), die in der Wüste zwischen den peruanischen Anden und dem
Pazifik die weltberühmten Scharrbilder (Geoglyphen) angelegt hat, basierte bisher
fast ausschließlich auf einer Keramik-Klassifikation ohne eine umfassende chrono-
metrische Altersbestimmung. Im Rahmen der Dissertation von Ingmar Unkel wurde
auf der Grundlage von über 100 14C-Datierungen an organischem Material aus
Siedlungsresten, Grabfunden sowie an Material im direkten Fundzusammenhang
mit den Geoglyphen der Region Palpa eine erste absolute Chronologie der Nasca-
Kultur erstellt. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf den nahe Palpa gelegenen Sied-
lungszentren der Nasca, Los Molinos und La Muna, sowie auf der Lokalität
Jauranga.
Im Zuge des Projektes wurde am Heidelberger Radiokohlenstoff-Labor eine
Aufbereitungsanlage zur Herstellung von Graphit-Targets für AMS-Messungen
(Beschleuniger-Massen-Spektrometer) aufgebaut. Die Anlage arbeitet semi-automa-
tisch und wird mit dem eigens dafür entwickelten Steuerprogramm HAMSTER
überwacht. Mit der AMS-Technik können 14C-Proben im Milligrammbereich
datiert werden, wodurch neue Anwendungen möglich sind. So konnten erstmals die
in Peru als Baumaterial weit verbreiteten Lehmziegel (Adobes) zur Datierung her-
angezogen werden.
In Zusammenarbeit mit dem geomorphologischen Teil des Projektverbundes
wurde an der Paläoklimarekonstruktion für die Region Palpa gearbeitet. Als Klima-
archive standen dabei die Flussterrassen des Rio St. Cruz, Rio Grande und Rio
Palpa, ein Schlammstrom bei La Muna sowie Löss-Schnecken zur Verfügung. Neben
der zeitlichen Rekonstruktion des Beginns der Wüstenrand-Lössbildung gelang der
Nachweis einer Feuchtphase in der Region zwischen 1390 und 1710 cal AD, einer
Zeit, die für die Nordhalbkugel aufgrund globaler Gletschervorstöße als „Kleine Eis-
zeit“ bezeichnet wird.
Projekt ‘Closing the Roman Gap’
Die intensive Kooperation mit Prof. P. I. Kumholm, Cornell Univ., Ithaca, New York,
der Jahrringchronologien im östlichen Mittelmeer aufbaut, hat jetzt zu einem
äußerst bemerkenswerten Erfolg geführt. Nachdem wir in den letzten Jahren mit
mehr als 60 14C-Vordatierungen den Zeitbereich schwimmender Chronologien ein-
geengt haben, ist es der Arbeitsgruppe von P. Kuniholm gelungen, aus 42 Eichen-
proben eine Gesamtchronologie des östlichen Mittelmeers zu erstellen. Dies hat den
absolut datierten Abschnitt, der bisher im 11. Jahrhundert nach Chr. begann, auf
518 vor Chr. ausgeweitet, d.h. mehr als verdoppelt.