Das WIN-Kolleg | 279
ständnis des theologischen Denkens im Spätmittelalter wichtig, da die Begrifflichkeit
für theologische Termini erst neu geschaffen werden mußte, aufgrund derer die sym-
bolische und begriffliche Erschließung der Welt in ein Spannungsverhältnis treten.
Es ist dabei zu fragen, inwieweit diese neue, nichtlateinische Begrifflichkeit die
skizzierten Transformationsprozesse spiegelt, reflektiert oder beschleunigt. Dies wird
künftig anhand einer alttschechischen und einer altdeutschen Übersetzung des Trak-
tats „De septem itinenbus aeternitatis“ des Rudolf von Biberach überprüft werden.
Gemeinsame Aktivitäten der Projektgruppe im vergangenen Jahr
Auf Einladung und in Kooperation mit dem „Zentrum für Mediaevistische Studien“
der tschechischen Akademie der Wissenschaften (CMS) fand in der ersten Oktober-
woche in Prag em Lektürekurs für fortgeschrittene Studenten und Doktoranden
statt. Unter der Leitung von Stefan Seit, unterstützt von Susanne Kurz und Daniel
Götzen, wurden Textgestalt und Argumentationsstrukturen mittelalterlicher philoso-
phischer Texte untersucht. In Einzelvorträgen am CMS und am Institut für Univer-
sitätsgeschichte der Karlsumversität konnten einem breiten Fachpublikum weitere
Themen der laufenden Projektarbeit vorgestellt werden.
Höhepunkt der Arbeit der Projektgruppe im abgelaufenen Jahr war die inter-
disziplinäre Fachtagung Das Charisma — Funktionen und symbolische Repräsentationen,
die vom 18. bis 20. November 2005 in Kooperation mit dem Konstanzer Kultur-
wissenschaftlichen Forschungskolleg/SFB 485 „Norm und Symbol“ stattfand. Dabei
wurde der Charisma-Begriff auf seine Relevanz für das Verständnis der europäischen
Wissenschaftsgeschichte untersucht. Beteiligt waren Referenten aus Theologie, Phi-
losophie, Geschichte, Soziologie, Orientalistik und Islamwissenschaften sowie Phy-
sik, - neben ausgewiesenen Fachgelehrten auch zahlreiche Nachwuchswissenschaft-
ler. Wie sehr deutlich geworden ist, bedarf der ursprünglich theologische Begriff des
‘Charisma’ nach seiner Neuprägung durch die Soziologie und der breiten Rezepti-
on in allen Sozialwissenschaften dringend einer Neudefinition und verbindlichen
Einschränkung. Damit geht das Erfordernis einher, die spezifischen Erkenntnisinter-
essen und methodischen Programme zunächst wenigstens der verschiedenen geistes-
wissenschaftlichen Disziplinen, bei fortbestehender Eigenständigkeit, in einer Weise
miteinander ms Gespräch zu bringen, die über nivellierende ‘kulturwissenschaftliche’
Ansätze deutlich hinausreicht, wenn es gilt, komplexe etwa wissenschafts- und bil-
dungsgeschichtliche Phänomene zu untersuchen.
Mit Blick auf die inzwischen profilierte Frage nach der Professionalisierungs-
geschichte von Wissen und Wissenschaft im christlich-abendländischen und islami-
schen Kontext wird die Projektgruppe diese Aufgabe im Jahr 2006 weiterverfolgen.
ständnis des theologischen Denkens im Spätmittelalter wichtig, da die Begrifflichkeit
für theologische Termini erst neu geschaffen werden mußte, aufgrund derer die sym-
bolische und begriffliche Erschließung der Welt in ein Spannungsverhältnis treten.
Es ist dabei zu fragen, inwieweit diese neue, nichtlateinische Begrifflichkeit die
skizzierten Transformationsprozesse spiegelt, reflektiert oder beschleunigt. Dies wird
künftig anhand einer alttschechischen und einer altdeutschen Übersetzung des Trak-
tats „De septem itinenbus aeternitatis“ des Rudolf von Biberach überprüft werden.
Gemeinsame Aktivitäten der Projektgruppe im vergangenen Jahr
Auf Einladung und in Kooperation mit dem „Zentrum für Mediaevistische Studien“
der tschechischen Akademie der Wissenschaften (CMS) fand in der ersten Oktober-
woche in Prag em Lektürekurs für fortgeschrittene Studenten und Doktoranden
statt. Unter der Leitung von Stefan Seit, unterstützt von Susanne Kurz und Daniel
Götzen, wurden Textgestalt und Argumentationsstrukturen mittelalterlicher philoso-
phischer Texte untersucht. In Einzelvorträgen am CMS und am Institut für Univer-
sitätsgeschichte der Karlsumversität konnten einem breiten Fachpublikum weitere
Themen der laufenden Projektarbeit vorgestellt werden.
Höhepunkt der Arbeit der Projektgruppe im abgelaufenen Jahr war die inter-
disziplinäre Fachtagung Das Charisma — Funktionen und symbolische Repräsentationen,
die vom 18. bis 20. November 2005 in Kooperation mit dem Konstanzer Kultur-
wissenschaftlichen Forschungskolleg/SFB 485 „Norm und Symbol“ stattfand. Dabei
wurde der Charisma-Begriff auf seine Relevanz für das Verständnis der europäischen
Wissenschaftsgeschichte untersucht. Beteiligt waren Referenten aus Theologie, Phi-
losophie, Geschichte, Soziologie, Orientalistik und Islamwissenschaften sowie Phy-
sik, - neben ausgewiesenen Fachgelehrten auch zahlreiche Nachwuchswissenschaft-
ler. Wie sehr deutlich geworden ist, bedarf der ursprünglich theologische Begriff des
‘Charisma’ nach seiner Neuprägung durch die Soziologie und der breiten Rezepti-
on in allen Sozialwissenschaften dringend einer Neudefinition und verbindlichen
Einschränkung. Damit geht das Erfordernis einher, die spezifischen Erkenntnisinter-
essen und methodischen Programme zunächst wenigstens der verschiedenen geistes-
wissenschaftlichen Disziplinen, bei fortbestehender Eigenständigkeit, in einer Weise
miteinander ms Gespräch zu bringen, die über nivellierende ‘kulturwissenschaftliche’
Ansätze deutlich hinausreicht, wenn es gilt, komplexe etwa wissenschafts- und bil-
dungsgeschichtliche Phänomene zu untersuchen.
Mit Blick auf die inzwischen profilierte Frage nach der Professionalisierungs-
geschichte von Wissen und Wissenschaft im christlich-abendländischen und islami-
schen Kontext wird die Projektgruppe diese Aufgabe im Jahr 2006 weiterverfolgen.