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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0017
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I. Der Autor

daten oder sogar seinem Namen vielfach ungenau oder gar spekulativ. Diese Kon-
fusion hatte schon der flämische Dominikaner und Ordenshistoriker Jan Frans De-
Jonghe (1674-1749) auf beredte Weise beschrieben und formulierte in seiner
„Geschichte des Dominikanerordens in Belgien“ beinahe indigniert:
„Einige Autoren, die nach ihm [= Johannes Gielemans, gest. 1478, Biograph des Tho-
mas] schrieben, benannten diesen Thomas mit verschiedenen Namen: Die einen
nannten ihn nämlich Thomas aus Cantimpre \Cantipratanus\, die anderen Thomas
aus Brabant \Brabantinus\, die anderen den Thomas der Brabanzoner \Barbansoni-
um\. Wieder andere schrieben ihm die Würde eines Suffraganbischofs von Cambrai
zu, andere die eines Bischofs von Lausanne, andere die eines Erzbischofs, andere die
eines Patriarchen von Jerusalem.“5
Die offenkundigen biographischen Unstimmigkeiten dürften also einerseits darin be-
gründet sein, dass schon Thomas von Cantimpre Informationen über seinen eigenen
Lebensweg nur wohl dosiert und in Auswahl preisgab. Gerade bei Datierungsfragen
sind sie andererseits aber auch auf die Unterschiede in der handschriftlichen Über-
lieferung zurückzuführen, wie noch zu zeigen sein wird.
Die eingangs formulierte Erwartung, wonach es über diesen Autor doch wesent-
lich mehr zu wissen geben müsste, hält sich folglich hartnäckig und bietet sogar An-
lass für zweifelnde Überlegungen, wer Thomas von Cantimpre nun eigentlich war.
Antworten auf diese Frage sucht man in zeitgenössischen urkundlichen oder chroni-
kalischen Quellen jedoch nahezu vergeblich. Obgleich etwa die handschriftliche
Überlieferung des Bonum universale de apibus oder „Bienenbuchs“ zeigt, dass Werk
und Autor bereits zu dessen eigener und auch in späterer Zeit durchaus namentlich
bekannt waren (vgl. hierzu Kapitel III.2.), scheint den unmittelbaren Zeitgenossen
des Thomas von Cantimpre an der Erwähnung seiner Person weniger gelegen gewe-
sen zu sein.6
schwächt auch Newman, Introduction. In seiner Einleitung zur französischen (Teil-) Übersetzung
des Werkes bemühte sich Henri Platelle dagegen um eine Unterscheidung von Lebensweg und
Werk: Platelle, Introduction, S. 11-17 („Un homme d’Eglise en son milieu“) und S. 17-22 („Un
auteur en son milieu. Le monde de la metaphore et de l’exemplum“).
5 DeJonghe, Belgium Dominicanum, S. 148: Alii authores, qui post ipsum [=Johannes Gielemans]
scripserunt, variis nominibus hunc Thomam appellarunt; quidam enim eum vocant Thomam Can-
tipratanum. Alii Thomam Brabantinum, alii Thomam Barbansonium. Quidam ei attribuunt dig-
nitatem Suffraganei Cameracensis, alii, Episcopi Lusentini, alii Archiepiscopi, alii Patriarchae
Hierosolimitani. Novissime P. Mag. Vincentius Maria Fontana eum ponit inter Patres Concilii
Lugdunensis secundi anno 1274 in qualitate Episcopi Lusentini. Fides sitpenes Authores. Zur Zu-
schreibung nach Lausanne s. Rattinger, Bonifaz, S. 146-147. S. außerdem die Bedenken zu den
ungenauen Quellen bei Kaufmann, Thomas von Chantimpre, S. 7-15. Kritisch zu den variierenden
Darstellungen von Thomas’ Lebensweg argumentierten überzeugend Chandon/Dorsch, Thomas
von Cantimpre, besonders S. 173-176.
6 S. zu diesem Problem - am Beispiel des Vincent von Beauvais - Guzman, Testimony, S. 303-305.
 
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