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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0036
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1.4. Mobiler Lebensabend: Die letzten Lebensjahre des Thomas von Cantimpre

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graphischen und wissenschaftlichen Arbeiten indes von 1263 bis zu den Jahren
1270-1276.86
Diese Abweichungen sind nicht allein unpräzisen Angaben des Autors, sondern
auch deren uneinheitlicher Überlieferung in späteren Jahrhunderten geschuldet. In
BUA 11,29,22 beispielsweise berichtet Thomas von dem vermeintlichen Ritualmord
durch die Juden von Pforzheim.87 Die Geschichte wird mit dem Hinweis „im gegen-
wärtigen Jahr“ (anno presenti) datiert. Während einige Varianten das Datum 1261
angeben (in der Edition z. B. die Varianten Bo, V3, W2, wohingegen M4 nur das Jahr
1200 vermerkt), nennen andere das Jahr 1271 (z.B. P2 in der Edition).88 Folgt man
dieser letztgenannten Überlieferung, wäre 1271 das späteste Datum, das explizit im
Bonum universale de apibus genannt wird; es stellt mithin auch das letzte Datum dar,
das einigermaßen gesichert über den Autor Auskunft gibt.
Wesentlich besser als über die Lebensjahre informieren solche Angaben jedoch
über die Arbeitspraxis des Autors: Angesichts der unterschiedlichen „gegenwärti-
gen“ Jahre im „Bienenbuch“ ist anzunehmen, dass die einzelnen Textstellen zu ver-
schiedenen Zeitpunkten niedergeschrieben und dann zusammengefügt wurden. Da-
von zeugen nicht zuletzt auch Hinweise wie in BUA 11,30,46, wo Thomas sein Alter
zum Zeitpunkt der Niederschrift des betreffenden Exempels mit „ein Jahr weniger
als 60 Jahre“, also mit 59 Jahren angibt.89
Angesichts dieser Datierungsunsicherheiten hat sich die einschlägige Forschung
mittlerweile durchaus pragmatisch auf ein Todesjahr „um 1270“ geeinigt, eine Fest-
legung, die sich auf die Angaben in Thomas’ Werken stützt und zugleich den darin
enthaltenen Ungenauigkeiten Rechnung trägt.90 Wenngleich auch ohne genaue Jah-
reszahl, so soll immerhin der Todestag des Thomas von Cantimpre im Nekrolog sei-
nes Konvents für den 15. Mai vermerkt worden sein; plausible Belege dafür fehlen
jedoch. Auch der Ort seiner Grablege ist nicht eindeutig identifiziert. Naheliegend
86 So verweist Berger, Thomae Cantipratensis, S. 10 (ablehnend) auf die Nennung von 1263 durch
Justus Lipsius; 1276 ist in den Historiae Lovaniensium des Johannes Molanus genannt, vgl. Mola-
nus, Historiae, S. 4.
87 Grundlegend zu antijüdischen Narrativen in mittelalterlichen (Exempel-)Texten: Heil, Verschwö-
rung sowie Heil, Judenfeindschaft.
88 Thom. Cantimpr. BUA 11,29,22: Nunc, quia de ludeis mentio facta est, miraculum celeberrimum
referam, quod anno presenti ab incarnatione Domini M° CC° LX° 1° factum est [...]. Überdies
verweist ein Randvermerk bei Colvenier auf 1261 als Alternative: Colvl627, S. 303. Ein weiterer
Hinweis findet sich in BUA 11,29,40: hier betont Thomas, dass Ludwig IX. von Frankreich „bis zum
heutigen Tag“ herrsche; Ludwigs Königtum dauerte bekanntermaßen bis 1270.
89 Thom. Cantimpr. BUA 11,30,46: Quid autem de se iuvenes sentiant, nescio. Ego autem iam
sexaginta annorum sum uno minus et undique perstrepentibus malis casum adhuc lubricitatis
horresco. Ein weiteres Indiz sind Thomas’ Verweise auf frühe Zeitpunkte der Niederschrift wie in
Thom. Cantimpr. BUA 11,29,12. Dagegen wurde für Acn Dialogus miraculorum des Caesarius von
Heisterbach eine konsekutive Zusammenstellung vermutet: vgl. McGuire, Friends.
90 S. etwa Hünemörder, „Art. Thomas von Cantimpre“ und Newman, Introduction, S. 11. S. auch
Sweetman, Dominican Preaching, S. 71 sowie Grzebien, Penance, purgatory, mysticism and mira-
cles, S. 105f.
 
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