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I. Der Autor
wiederholt auf das Bonum universale de apibus zurück, um regional- und lokalge-
scliiclitliclie Fragestellungen zu bearbeiten."
Ein Blick in die vielfältigen Rezeptionswege von Thomas’ Oeuvre, besonders aber
des Bonum universale de apibus (vgl. hierzu ausführlich Kapitel III), zeigt schließ-
lich, dass Thomas von Cantimpre als „Sprachrohr“ frommer Frauen und berühmter
Hagiograph99 100 ebenso in Erinnerung bleiben sollte wie als Naturkundler und nicht
zuletzt als Geschichtensammler, dessen Werk gleichsam als Erzählrepertoire fun-
gierte und somit in zahlreiche exemplarische, moraltheologische und liturgische
Schriften des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit Eingang fand.
Es ist dem Ereignisreichtum von Thomas’ Biographie ebenso wie deren Überlie-
ferungsproblematik und schließlich der Wirkung seiner Werke in den Jahrhunderten
nach ihrer Entstehung geschuldet, dass es nicht nur ein Bild, sondern viele Bilder von
Thomas von Cantimpre geben kann.101 Am Ende der Spurensuche im Leben des Tho-
mas von Cantimpre steht also notwendigerweise jene Trias, mit der sie auch begon-
nen hat: das Bild des Hagiographs, Naturkundlers und Geschichtensammlers.
99 Vgl. das Lob für Thomas’ Anteil an der lokalen Geschichtsschreibung im Rahmen eines Über-
blicks über Werke zu Löwen: Accedit supra dictis tertius, sed multo longiori intervallo, Thomas
Cantipratensis, qui Lovanii inter primos in Ordine Praedicatorum damit, et senex annum, ut ip-
semet scribit, 1276 attigit. Is in opere de Bono universal!, sive in duobus libris de Apibus mysticis,
saepe rerum Lovaniensium meminit, et ex usu Uhus temporis urbem nostram L0VAN1AM nominal;,
quum nunc eam non aliter quam neutro genere Lovanium dicamus. Quo modo e contra Turcus
factus est Turca. Molanus, Historiae, S. 4. Zum Leben und Wirken Molanus’ s. van Uytven, Art.
„Molanus“.
100 Wie Barbara Newman in der Einleitung zu ihrer Anthologie von Thomas’ hagiographischen Texten
betont, werden heute vor allem diese (trotz ihrer im Vergleich mit dem Liber de natura rerum oder
dem Bonum universale de apibus wesentlich kleineren handschriftlichen Überlieferung) mit dem
Autor verbunden. Vgl. Newman, Introduction, S. 4. Ein Bibliothekskatalog aus der Benediktiner-
abtei Affligem, der wohl im ausgehenden 13. Jahrhundert angefertigt wurde und die wichtigsten
Werke der erfassten Autoren nannte, scheint diesen Eindruck zu stützen: Thomas ordinis praedi-
catorum, Lovanii habitans, scripsit vitam cujusdam sanctae mulieris in Hasbania, quae vocabatur
Christina. Scripsit etiam vitam cujusdam monialis de Aqviria, dominae scilicet Lutgardis. Liber
Henrici Gandavensis, hier S. 127. Vgl. dazu Häring, Two Catalogues. S. dagegen auch die Befunde
zur handschriftlichen Überlieferung in Kapitel III. 2.
101 Die einzige bekannte bildliche Darstellung des Thomas von Cantimpre stammt aus dem 17. Jahr-
hundert und findet sich bei Choquetius, Sancti Belgi Ordinis, S. 88. S. dazu oben Abschnitt 1.4.,
Abb. 3.
I. Der Autor
wiederholt auf das Bonum universale de apibus zurück, um regional- und lokalge-
scliiclitliclie Fragestellungen zu bearbeiten."
Ein Blick in die vielfältigen Rezeptionswege von Thomas’ Oeuvre, besonders aber
des Bonum universale de apibus (vgl. hierzu ausführlich Kapitel III), zeigt schließ-
lich, dass Thomas von Cantimpre als „Sprachrohr“ frommer Frauen und berühmter
Hagiograph99 100 ebenso in Erinnerung bleiben sollte wie als Naturkundler und nicht
zuletzt als Geschichtensammler, dessen Werk gleichsam als Erzählrepertoire fun-
gierte und somit in zahlreiche exemplarische, moraltheologische und liturgische
Schriften des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit Eingang fand.
Es ist dem Ereignisreichtum von Thomas’ Biographie ebenso wie deren Überlie-
ferungsproblematik und schließlich der Wirkung seiner Werke in den Jahrhunderten
nach ihrer Entstehung geschuldet, dass es nicht nur ein Bild, sondern viele Bilder von
Thomas von Cantimpre geben kann.101 Am Ende der Spurensuche im Leben des Tho-
mas von Cantimpre steht also notwendigerweise jene Trias, mit der sie auch begon-
nen hat: das Bild des Hagiographs, Naturkundlers und Geschichtensammlers.
99 Vgl. das Lob für Thomas’ Anteil an der lokalen Geschichtsschreibung im Rahmen eines Über-
blicks über Werke zu Löwen: Accedit supra dictis tertius, sed multo longiori intervallo, Thomas
Cantipratensis, qui Lovanii inter primos in Ordine Praedicatorum damit, et senex annum, ut ip-
semet scribit, 1276 attigit. Is in opere de Bono universal!, sive in duobus libris de Apibus mysticis,
saepe rerum Lovaniensium meminit, et ex usu Uhus temporis urbem nostram L0VAN1AM nominal;,
quum nunc eam non aliter quam neutro genere Lovanium dicamus. Quo modo e contra Turcus
factus est Turca. Molanus, Historiae, S. 4. Zum Leben und Wirken Molanus’ s. van Uytven, Art.
„Molanus“.
100 Wie Barbara Newman in der Einleitung zu ihrer Anthologie von Thomas’ hagiographischen Texten
betont, werden heute vor allem diese (trotz ihrer im Vergleich mit dem Liber de natura rerum oder
dem Bonum universale de apibus wesentlich kleineren handschriftlichen Überlieferung) mit dem
Autor verbunden. Vgl. Newman, Introduction, S. 4. Ein Bibliothekskatalog aus der Benediktiner-
abtei Affligem, der wohl im ausgehenden 13. Jahrhundert angefertigt wurde und die wichtigsten
Werke der erfassten Autoren nannte, scheint diesen Eindruck zu stützen: Thomas ordinis praedi-
catorum, Lovanii habitans, scripsit vitam cujusdam sanctae mulieris in Hasbania, quae vocabatur
Christina. Scripsit etiam vitam cujusdam monialis de Aqviria, dominae scilicet Lutgardis. Liber
Henrici Gandavensis, hier S. 127. Vgl. dazu Häring, Two Catalogues. S. dagegen auch die Befunde
zur handschriftlichen Überlieferung in Kapitel III. 2.
101 Die einzige bekannte bildliche Darstellung des Thomas von Cantimpre stammt aus dem 17. Jahr-
hundert und findet sich bei Choquetius, Sancti Belgi Ordinis, S. 88. S. dazu oben Abschnitt 1.4.,
Abb. 3.