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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0093
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II. Das Werk

oder Informanten des Thomas vielfach verschleiert, bleiben Namen oder Herkunfts-
orte ungenannt.214
Dennoch lassen sich etliche Geschichten regional verorten oder die jeweiligen Ak-
teure genauer bestimmen. In der Gesamtschau des Werkes dominiert dabei die per-
sönliche Perspektive des Thomas von Cantimpre: Weder sind es politische Grenzen
oder Allianzen, noch die Räume und Netzwerke von Ordens- oder Diözesanprovin-
zen, die das „Bienenbuch“ prägen. Einen strukturierenden Rahmen gibt vielmehr die
eigene Lebens- und Erfahrungswelt des Thomas von Cantimpre. Sie führt ein beacht-
liches Beziehungsnetz zu religiösen Frauen und Männern unterschiedlicher instituti-
oneller Anbindung, aber auch zu bedeutenden Adeligen oder Geistlichen seiner Zeit
vor Augen.215 Auch der erzählerisch abgesteckte geographische Rahmen zeichnet
sich durch eine bemerkenswerte Weite und Vielseitigkeit aus: Neben der narrativen
„Kernregion“, zu der Nordfrankreich, Flandern, Brabant sowie das Gebiet zwischen
Trier und Köln gehören (s. hierzu Anhang 09), finden auch Episoden und Ereignisse
aus anderen europäischen Reichen wie England, Italien, Ungarn oder dem Heiligen
Land Berücksichtigung.
IL4.1. Ein „Bruder Grimm“ des 13. Jahrhunderts? Sprache und
Kommunikation im „Bienenbuch“
Die im Prolog formulierte Selbstbeschränkung, auf Namen von Personen oder Orten
nur am Rande einzugehen, korrespondiert mit dem recht basalen Anspruch des Tho-
mas von Cantimpre, im „Bienenbuch“ ohne zwingenden Originalitätsanspruch Ge-
schichten zusammenzutragen und zu verschriftlichen.216 Gleichsam als ein „Bruder
Grimm“ tritt hier stärker als der Autor der Sammler in den Vordergrund, der gängige
Geschichten mit vornehmlich oraler Überlieferung zusammenträgt, aufschreibt und
einer Sammlung einschreibt.217
Tatsächlich ist die Mehrheit der im „Bienenbuch“ zusammengestellten Exempel
durch dezidierte Hinweise auf persönliche Gespräche des Thomas von Cantimpre
mit Personen aus ganz unterschiedlichen sozialen Kontexten zurückzuführen. Eine
häufig verwendete, beinahe schon schematische Einleitung für solche Textab schnitte
214 S. beispielsweise Thom. Cantimpr. BUA 1,3,4: De uno talium, suppresso tarnen nomine, quid actum
sit, referente quodam spirituali viro Theutonie atque probato, sic referam.
215 Erste Überlegungen hierzu bei Burkhardt, Predigerbrüder. Für einen vergleichbaren Ansatz in
Bezug auf das Werk des Zisterziensers Caesarius von Heisterbach s. McGuire, Friends.
216 Thom. Cantimpr. BUA 11,29,28: Nos tarnen unum, quod nostro contigit tempore, licet forte con-
scriptum sit, referamus. S. zu diesem Thema auch Dinzelbacher, Bericht, Verschriftlichung und
Reoralisierung.
217 Zur Arbeitsweise der Brüder Grimm s. Rölleke, Kinder-und Hausmärchen. Als Beispiel für die
von Thomas von Cantimpre verschiedentlich selbst so beschriebene Vorgehensweise s. Thom.
Cantimpr. BUA 11,54,14: et post ul ab uno fratre percepi, mox memorie et litteris commendavi.
 
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