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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0158
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III.3. Der Umgang mit Buch und Text

157

Buch 8 von dessen Speculum historiale zu finden; auch „im zweiten Buch über die
Bienen“ stünden verschiedene Exempel zu diesem Thema.191 Obgleich keine genaue
Textstelle angegeben wurde, ist davon auszugehen, dass die Gründer der Schlägler
Rosenkranzbruderschaft BUA 11,29 im Sinne hatten, in dem anhand eindrucksvoller
Exempel verschiedene Formen der Marienanbetung angesprochen werden.192 Wohl
deshalb wurde das „Bienenbuch“ von den Verantwortlichen in Schlägl wie selbstver-
ständlich in die Liste der Referenzen für Marienverehrung aufgenommen.
Neben solchen inhaltlichen Bezugnahmen auf einzelne Passagen des Bonum
universale de apibus übte vor allem dessen Gesamtstruktur mit der sinnhaften Ver-
mittlung von Predigtstoff anhand der Bienenallegorie Faszination auf spätere Rezi-
pienten aus.
Gemeinschaftsvorstellungen im Wandel: Von Bienen zu Ameisen
Die wohl berühmteste und ausgefeilteste Anlehnung an das Werk des Thomas von
Cantimpre wurde in seiner eigenen Gemeinschaft, dem Orden der Dominikaner,
konzipiert. Rund 200 Jahre nach Thomas von Cantimpre, während des ereignisrei-
chen Konzils von Basel, verfasste sein Ordensbruder Johannes Nider (um 1380-1438)
ein umfassendes Predigthandbuch.193 Nider stammte aus dem Allgäu und war bereits
in jungen Jahren dem Dominikanerkonvent in Colmar beigetreten. Nach Studien in
Wien und Köln erlangte er 1426 an der Wiener Universität den Grad eines Magisters
der Theologie. Statt einer Lehrtätigkeit widmete sich Nider jedoch der ordensinter-
nen Reformbewegung und ihrer Umsetzung in verschiedenen süddeutschen Konven-
ten. Als Prior des Basler Dominikanerkonvents (seit 1428) stellte er 1431 der General-
versammlung des Konzils Räumlichkeiten zur Verfügung, predigte zur Eröffnung
im Basler Münster und wirkte führend bei den Konzilsverhandlungen mit den Hussi-
ten mit. Ab 1434 war Nider wieder vorrangig als Reformator und Visitator des Domi-
nikanerordens tätig; 1438 verstarb er in Nürnberg.

191 Urkundenbuch des Stiftes Schlägl, Nr. 514, S. 575: Vocabulum autem huius fraternitatis congrue
de rosario siue psalterio Marie dicitur, nam Maria plantacio rose jn Hiericho, id est in ecclesia
militante describitur. Jste eciam sanctissimus orandj modus per venerabilem Bedam in Anglia,
et sanctum Dominicum est populo predicatus, Vincencius Beluacensis jn speculo historiali libro
octauo et secundo libro de apibus, exempla diffusiue narrant et indicant.
192 Die mögliche Vorlage aus der Stiftsbibliothek Schlägl konnte bislang nicht identifiziert werdei. Im
Bibliothekskatalog von Vielhaber/Indra (1918) findet sich kein Exemplar des „Bienenbuchs“. Für
Codex Cpl. 176 wird zwar in einem Zusatzvermerk die auf fol. 245-286 enthaltene pseudo-boethi-
anische Schrift De disciplina scholarium der Autorschaft des Thomas von Cantimpre zugeschrie-
ben und in der Sammelhandschrift Cpl. 214 sind auf fol. 331-333 die in BUA 11,57 befindlichen
Jordan-Exempel verzeichnet; mit den Marien-Anbetungen lassen sich diese Textstellen aber nicht
in Verbindung bringen. S. Catalogus codicum, hg. von Vielhaber/Indra, S. 211 und S. 274.
193 Grundlegend für die folgenden Ausführungen: Knapp, Literatur des Spätmittelalters II/2, S. 163—
174. S. außerdem Tschacher, Der Formicarius, S. 29-80.
 
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