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IV. Die Edition
IV.1.2. Handschriftliche Vorarbeiten von Benedikt Maria Reichert
(1868-1917)
Vielleicht zeigt sich die Qualität von Colvenerius’ Druckausgabe auch darin, dass sie
rund 300 Jahre später Benedikt Maria Reichert, einem der wichtigsten Editoren do-
minikanischer Quellen, als Grundlage bei seiner Arbeit am „Bienenbuch“ diente.
Der mit dem Vornamen Karl Joseph geborene Reichert (1868-1917) stammte aus
dem fränkischen Amorbach. Nach seiner Schulzeit in Aschaffenburg und München
trat er 1889/1890 in das Dominikanerkloster Venlo ein, wo er den Namen Benedikt
Maria annahm.20 Nach seiner Priesterweihe studierte Reichert zunächst an den Uni-
versitäten Löwen und Wien, bevor er mit der Erforschung der Geschichte seines Or-
dens in Rom beauftragt wurde. Von Rom aus unternahm Reichert im Dienst seiner
Forschungsaufgabe verschiedene Reisen innerhalb Europas. 1904 begründete er die
Monumenta ordinis fratrum Praedicatorum historica, die bis heute wohl bedeu-
tendste Reihe für Quellen zur Geschichte des Dominikanerordens, in der auch meh-
rere von ihm verantwortete Bände erschienen (darunter die Akten des Generalkapi-
tels oder die Viten Gerards von Frachet). Wie sehr Reichert an seinem langen
Aufenthalt in Rom und seinen Forschungsfortschritten Gefallen gefunden hatte, ver-
rät ein Bonmot aus seiner Korrespondenz. Am 23. April 1904 schrieb er dem Freibur-
ger Theologen Joseph Sauer auf einer Postkarte:
„Mir gehts unglücklicherweise so gut, daß ich von Tag zu Tag dicker werde u. eine
Entfettungskur ein schreiendes Bedürfnis ist. Mein letzter Bd. d. Generalkapitel wird
nächste Woche fertig sein, dann warte ich ruhig ab, was das zu Pfingsten in Witerbo
stattfindende Generalkapitel beschließen wird. Es ist Generalneuwahl u. ob d. jetzige
Primus wieder gewählt wird, wer weiß es. Doch hoffe ich, daß auch s. eventueller
Nachfolger d. Historia gewogen sein wird. Herzlichen Gruß! Ihr ergbsr BM Reichert.
Gruß an d. Freiburger Freunde u. Bekannte u. frohes rividerci.“21
Wohl aufgrund einer Erkrankung seiner Eltern kehrte Reichert 1907 dauerhaft nach
Deutschland zurück und wurde dafür in Absprache mit seinem Orden Weltpriester.
Seine Forschungen zu Geschichte des Predigerordens betrieb Reichert indes weiter
und gründete dazu 1907 mit Paulus von Loe (1866-1919), seit 1902/1903 Prior des
Düsseldorfer Konvents,22 eine zweite Publikationsreihe: die „Quellen und For-
schungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland“. In diesem Kon-
text erschienen auch etliche von Reichert erarbeitete Editionen, etwa das „Buch der
20 Die folgende Kurzbiographie folgt den Ausführungen in der 1917 erschienenen Denkschrift für
Reichert: Karl Benedikt M. Reichert, Pfarrer von Priesendorf.
21 Universitätsarchiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Bestand C 0067 (Nachlass Jo-
seph Sauer), hier Signatur C 67/ 2076: Korrespondenz mit Benedikt Maria Reichert 1903-1904.
22 Zum Wirken und zur Bedeutung von Loes s. Wilms, P. Paulus von Loe.
IV. Die Edition
IV.1.2. Handschriftliche Vorarbeiten von Benedikt Maria Reichert
(1868-1917)
Vielleicht zeigt sich die Qualität von Colvenerius’ Druckausgabe auch darin, dass sie
rund 300 Jahre später Benedikt Maria Reichert, einem der wichtigsten Editoren do-
minikanischer Quellen, als Grundlage bei seiner Arbeit am „Bienenbuch“ diente.
Der mit dem Vornamen Karl Joseph geborene Reichert (1868-1917) stammte aus
dem fränkischen Amorbach. Nach seiner Schulzeit in Aschaffenburg und München
trat er 1889/1890 in das Dominikanerkloster Venlo ein, wo er den Namen Benedikt
Maria annahm.20 Nach seiner Priesterweihe studierte Reichert zunächst an den Uni-
versitäten Löwen und Wien, bevor er mit der Erforschung der Geschichte seines Or-
dens in Rom beauftragt wurde. Von Rom aus unternahm Reichert im Dienst seiner
Forschungsaufgabe verschiedene Reisen innerhalb Europas. 1904 begründete er die
Monumenta ordinis fratrum Praedicatorum historica, die bis heute wohl bedeu-
tendste Reihe für Quellen zur Geschichte des Dominikanerordens, in der auch meh-
rere von ihm verantwortete Bände erschienen (darunter die Akten des Generalkapi-
tels oder die Viten Gerards von Frachet). Wie sehr Reichert an seinem langen
Aufenthalt in Rom und seinen Forschungsfortschritten Gefallen gefunden hatte, ver-
rät ein Bonmot aus seiner Korrespondenz. Am 23. April 1904 schrieb er dem Freibur-
ger Theologen Joseph Sauer auf einer Postkarte:
„Mir gehts unglücklicherweise so gut, daß ich von Tag zu Tag dicker werde u. eine
Entfettungskur ein schreiendes Bedürfnis ist. Mein letzter Bd. d. Generalkapitel wird
nächste Woche fertig sein, dann warte ich ruhig ab, was das zu Pfingsten in Witerbo
stattfindende Generalkapitel beschließen wird. Es ist Generalneuwahl u. ob d. jetzige
Primus wieder gewählt wird, wer weiß es. Doch hoffe ich, daß auch s. eventueller
Nachfolger d. Historia gewogen sein wird. Herzlichen Gruß! Ihr ergbsr BM Reichert.
Gruß an d. Freiburger Freunde u. Bekannte u. frohes rividerci.“21
Wohl aufgrund einer Erkrankung seiner Eltern kehrte Reichert 1907 dauerhaft nach
Deutschland zurück und wurde dafür in Absprache mit seinem Orden Weltpriester.
Seine Forschungen zu Geschichte des Predigerordens betrieb Reichert indes weiter
und gründete dazu 1907 mit Paulus von Loe (1866-1919), seit 1902/1903 Prior des
Düsseldorfer Konvents,22 eine zweite Publikationsreihe: die „Quellen und For-
schungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland“. In diesem Kon-
text erschienen auch etliche von Reichert erarbeitete Editionen, etwa das „Buch der
20 Die folgende Kurzbiographie folgt den Ausführungen in der 1917 erschienenen Denkschrift für
Reichert: Karl Benedikt M. Reichert, Pfarrer von Priesendorf.
21 Universitätsarchiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Bestand C 0067 (Nachlass Jo-
seph Sauer), hier Signatur C 67/ 2076: Korrespondenz mit Benedikt Maria Reichert 1903-1904.
22 Zum Wirken und zur Bedeutung von Loes s. Wilms, P. Paulus von Loe.