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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0190
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IV.2. Die Erarbeitung des Editionskonzepts

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worden. Seit 1418 war Wittingau in einer Gebetsverbrüderung mit dem Stift St. Doro-
thea in Wien verbunden, aus dem Codex W4 stammt. Solche institutionellen oder spi-
rituellen Beziehungen bestanden zwischen mehreren Raudnitzer Reformklöstern (z. B.
seit 1368 zwischen Raudnitz und Wittingau). Überwies war St. Dorothea zu Beginn
des 15. Jahrhunderts nach den Raudnitzer Reform Vorstellungen gegründet worden und
folgte den dortigen Consuetudines. Wittingau wiederum war eine Gründung des Raud-
nitzer „Reformzentrums“ (s. hierzu Kapitel III.3.5.). Diese Verbindungen manifestier-
ten sich auch im Klosterpersonal: Zum ersten Probst von St. Dorothea wurde Ägidius
von Dürnstein gewählt, der seine Profess in Witttingau abgelegt hatte.76


Abb. 31: Netzwerk der Handschriften der „roten“ Gruppe.

Enge Verbindungen wurden jedoch auch über „Ordensgrenzen“ hinaus gepflegt. Seit
1376 beispielsweise bestand eine Konföderation zwischen Raudnitz und der Kartau-
se Mariengarten bei Prag, aus der Handschrift W1 stammt. Vor diesem Hintergrund
erscheint es nur plausibel, dass die böhmischen und österreichischen Stifte nicht nur
Personen und Ideen, sondern auch Bücher austauschten, um neue Gründungen zu
unterstützen oder bestehende zu stärken. Für solche über-institutionellen Kontakte
steht auch das Beispiel der Handschrift W6, die im Konvent der Wiener Dominikaner
aus einer Leihgabe des dortigen Schottenstifts kopiert wurde (s. hierzu ausführlich
Kapitel III.3.2).

76 Röhrig, Wien - St. Dorothea, S. 663. Zu den Verbindungen der Raudnitzer Reformklöster s. über-
dies Machilek, Die Raudnitzer Reform.
 
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