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Gerhohus; Becker, Julia [Hrsg.]; Insley, Thomas [Übers.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0013
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1. Biographische Angaben zum Verfasser, Werke und Forschungsstand

(Gregor VIII.) mitgewirkt hatte, wurde er durch eine Kölner Synode im Mai 1118
gebannt. Gerhoch hielt zunächst Bischof Hermann die Treue, doch als die Exkommu-
nikation im Oktober 1119 erneuert wurde, distanzierte sich der Domkapitular vom
Bischof und floh in das Kanonikerstift Rottenbuch.6 In Rottenbuch, das zusammen
mit St. Nikola bei Passau, St. Pölten und St. Florian bei Linz zu den ältesten Reform-
stiften zählte, die von Bischof Altmann von Passau (1065-1091) gegründet wurden,
kam Gerhoch nun erstmals mit regulierten Kanonikern und der vita apostolica in
Kontakt.7 Im September 1122 kehrte Gerhoch nach Augsburg zurück und begleitete
den nach dem Wormser Konkordat rehabilitierten Bischof Hermann von Augsburg
im März 1123 zur Lateransynode nach Rom.8 Danach drang die Reform auch in die
Augsburger Diözese vor, das Domkapitel blieb von den Versuchen, dort die vita com-
munis einzuführen, jedoch unberührt. Gerhoch selbst legte schließlich im Jahr 1124
in Rottenbuch Profess ab.9 Wie die Annales Reicherspergenes berichten, gelang es
Gerhoch auch seine Eltern und zwei seiner Brüder zu seinem neuen Lebensstil zu
bekehren.10 Nach seiner zweiten Romreise im Februar 1126 im Gefolge Erzbischof
Konrads von Salzburg (1106-1147) versuchte Gerhoch strengere Regeln in Rotten-
buch einzuführen und den gesamten Klerus der vita communis zu unterwerfen. Diese
Versuche scheiterten sowohl in Rottenbuch als auch wenig später in Cham, wo ihm
von Bischof Konrad von Regensburg (1126-1132) eine Pfarrei übertragen wurde.11
Aus den Jahren 1128 bis 1132 ist wenig über Gerhoch bekannt, er hielt sich wohl ohne
Amt in Regensburg auf und reiste 1132 ein drittes Mal nach Rom.12
In dieser Zeit entstand die erste Fassung des Opusculum de aedificio Dei - seine
früheste Reformschrift -, in der Gerhoch die Verweltlichung des Klerus anprangerte.
Kleriker, die nicht nach dem Ideal der vita apostolica lebten und demnach als irregu-
läres bezeichnet wurden, hielt er nicht geeignet für die seelsorgerische Betreuung der

6 Annales Reicherspergenses, ed. Wattenbach, MGH SS 17, S. 490. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 18-19.
7 Zum Stift Rottenbuch vgl. ausführlich Mois, Rottenbuch, S. 97-114. Zu St. Nikola bei Passau vgl.
Boshof, Geschichte des Klosters St. Nikola, S. 33-43.
8 Annales Reicherspergenses, ed. Wattenbach, MGH SS 17, S. 491. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 26-27.
9 Annales Reicherspergenses, ed. Wattenbach, MGH SS 17, S. 491. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 29;
Mois, Rottenbuch, S. 119.
10 lam vero diu erat quod et vitae cenobitalis propositum gestabat in animo. Ad quam rem ut liberior
fieret, non solum fratres suos, sed et patrem et matrem novae in Christo ac sanctae conversationi
parturivit. Itaque duobus fratribus suis adhuc pueris, patre quoque et matre sub regularis vitae
proposito in Reitenbuchensi cenobio collocatis, et ita ab omnibus quae ad eum pertinebant expe-
ditis, cenobitalis vitae propositum cpiod diu mente conceperat, iam ut in partum erumperet tempus
erat. Annales Reicherspergenses, ed. Wattenbach, MGH SS 17, S. 491.
11 Gerhoch brachte aus Rom wohl eine heute verlorene Regelhandschrift mit, die dem Ordo monaste-
rii (der strengeren Fassung von Augustinus4 Praeceptum) folgte. Vgl. Classen, Gerhoch, S. 30-32
und S. 327 (Regest 1); Mois, Rottenbuch, S. 260-262. Annales Reicherspergenses, ed. Watten-
bach, MGH SS 17, S. 491-492.
12 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 35.
 
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