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1. Biographische Angaben zum Verfasser, Werke und Forschungsstand
Filii hominis auf.43 Hierin versucht Gerhoch seine Christ elegische These, „Christus
sei ganz Mensch und ganz Gott“ (totus homo, totus deus) zu verteidigen, welche wie-
derum eng an seine anderen beiden Interessensgebiete, das Streben nach dem reinen,
apostolischen Leben und die Sakramentenfrage, anknüpft.
Einen guten Einblick in Gerhochs Weltbild gibt sein Werk über die Geistesgaben,
der Libellus de ordine donorum Sancti Spiritus (1142), da er darin die Beziehung
zwischen Gott, Schöpfung und Heilsgeschehen darlegt.44 Die wichtigsten Fragen der
Schismatikersakramente, Christologie, Heilsgeschichte und Kirchenkritik erörtert
Gerhoch schließlich in seinem „Lebenswerk“, dem großen Psalmenkommentar, der
ihn von 1144 bis 1167, also fast bis an sein Lebensende beschäftigt, und als der um-
fangreichste Psalmenkommentar des Mittelalters gilt.45 Aspekte der Christologie und
seiner Sakramentenlehre hinsichtlich Schismatikern und Häretikern stehen auch im
Liber contra duas haereses (1147),46 den er dem Abt Gottfried von Admont widmete,
im Mittelpunkt. In seinen letzten Jahren beschäftigen Gerhoch vor allem die Spal-
tung der Kirche und das Wirken des Antichristen in der Welt. In der Streitschrift De
investigatione Antichristi, die sich in zwei Fassungen erhalten hat, behandelt Ger-
hoch das Alexandrinische Schisma ausführlich und sucht nach Ursachen und Auswe-
gen, um sein zentrales Anliegen, die Einheit und Reform der Kirche, nicht gefährdet
zu sehen.47
In mehreren Fällen ist belegt, dass Gerhoch seine Traktate mit der Bitte um Lektüre
und Verbreitung direkt an wichtige Bischöfe (Konrad/Eberhard von Salzburg, Otto
von Freising),48 an Äbte (Gottfried von Admont),49 an römische Kardinäle50 und teil-
weise sogar an die Päpste selbst (Innozenz II., Eugen III., Anastasius IV, Hadrian IV,
43 Classen, Gerhoch, S. 89-97 und S. 410-412 (Opus 6); Van den Eynde, L’ceuvre, S. 49-66.
44 Classen, Gerhoch, S. 108-114 und S. 412 (Opus 7); Van den Eynde, L’ceuvre, S. 66-77 und S. 108—
114; Meuthen, Kirche und Heilsgeschichte, S. 120-130.
45 Classen, Gerhoch, S. 114-121 und S. 412-416 (Opus 8); Van den Eynde, L’ceuvre, S. 291-329 und
S. 345-396; Fichtenau, Studien, S. 37-39. Nicht nur die lange Bearbeitungszeit, sondern auch die
eigenhändige Anleitung und Kommentierung der Handschrift des Psalmenkommentars verdeutli-
chen die Bedeutung dieses Werkes für Gerhoch.
46 Classen, Gerhoch, S. 121-128 und S. 416-418 (Opus 9); Van den Eynde, L’ceuvre, S. 78-85 und
S.121-128.
47 Classen, Gerhoch, S. 193-215 und S. 421-424 (Opus 14); Van den Eynde, L’ceuvre, S. 131-139 und
S. 215-248; Fichtenau, Studien, S. 37-39.
48 Classen, Gerhoch, S. 349 (Regest 49), S. 350-352 (Regest 51 und 53), S. 368-369 (Regest 89 und
91), S. 375 (Regest 101), S. 382 (Regest 116).
49 Gerhoch übersendet Abt Gottfried von Admont seinen Liber contra duas haereses mit der aus-
drücklichen Bitte um Billigung, Berichtigung und Rücksendung, falls Teile zu berichtigen seien:
G[odefrido] venerabili Admontensis coenobii abbati fr. G[erhohus] devotum cum assiduis oratio-
nibus obsequium. [...] verumtamenpropter alios in obscuro ambulantes hoc ipsum tibi destino, ubi
placet approbandum, atque ubi rationabiliter displicet emendandum, vel mihi, ut emendetur caute
resignandum. Gerhoch von Reichersberg, Widmungsbrief zum Liber de contra duas haereses,
Migne PL 194, Sp. 1161-1162; Classen, Gerhoch, S. 349 (Regest 48).
50 Classen, Gerhoch, S. 340 (Regest 28) und S. 372 (Regest 96).
1. Biographische Angaben zum Verfasser, Werke und Forschungsstand
Filii hominis auf.43 Hierin versucht Gerhoch seine Christ elegische These, „Christus
sei ganz Mensch und ganz Gott“ (totus homo, totus deus) zu verteidigen, welche wie-
derum eng an seine anderen beiden Interessensgebiete, das Streben nach dem reinen,
apostolischen Leben und die Sakramentenfrage, anknüpft.
Einen guten Einblick in Gerhochs Weltbild gibt sein Werk über die Geistesgaben,
der Libellus de ordine donorum Sancti Spiritus (1142), da er darin die Beziehung
zwischen Gott, Schöpfung und Heilsgeschehen darlegt.44 Die wichtigsten Fragen der
Schismatikersakramente, Christologie, Heilsgeschichte und Kirchenkritik erörtert
Gerhoch schließlich in seinem „Lebenswerk“, dem großen Psalmenkommentar, der
ihn von 1144 bis 1167, also fast bis an sein Lebensende beschäftigt, und als der um-
fangreichste Psalmenkommentar des Mittelalters gilt.45 Aspekte der Christologie und
seiner Sakramentenlehre hinsichtlich Schismatikern und Häretikern stehen auch im
Liber contra duas haereses (1147),46 den er dem Abt Gottfried von Admont widmete,
im Mittelpunkt. In seinen letzten Jahren beschäftigen Gerhoch vor allem die Spal-
tung der Kirche und das Wirken des Antichristen in der Welt. In der Streitschrift De
investigatione Antichristi, die sich in zwei Fassungen erhalten hat, behandelt Ger-
hoch das Alexandrinische Schisma ausführlich und sucht nach Ursachen und Auswe-
gen, um sein zentrales Anliegen, die Einheit und Reform der Kirche, nicht gefährdet
zu sehen.47
In mehreren Fällen ist belegt, dass Gerhoch seine Traktate mit der Bitte um Lektüre
und Verbreitung direkt an wichtige Bischöfe (Konrad/Eberhard von Salzburg, Otto
von Freising),48 an Äbte (Gottfried von Admont),49 an römische Kardinäle50 und teil-
weise sogar an die Päpste selbst (Innozenz II., Eugen III., Anastasius IV, Hadrian IV,
43 Classen, Gerhoch, S. 89-97 und S. 410-412 (Opus 6); Van den Eynde, L’ceuvre, S. 49-66.
44 Classen, Gerhoch, S. 108-114 und S. 412 (Opus 7); Van den Eynde, L’ceuvre, S. 66-77 und S. 108—
114; Meuthen, Kirche und Heilsgeschichte, S. 120-130.
45 Classen, Gerhoch, S. 114-121 und S. 412-416 (Opus 8); Van den Eynde, L’ceuvre, S. 291-329 und
S. 345-396; Fichtenau, Studien, S. 37-39. Nicht nur die lange Bearbeitungszeit, sondern auch die
eigenhändige Anleitung und Kommentierung der Handschrift des Psalmenkommentars verdeutli-
chen die Bedeutung dieses Werkes für Gerhoch.
46 Classen, Gerhoch, S. 121-128 und S. 416-418 (Opus 9); Van den Eynde, L’ceuvre, S. 78-85 und
S.121-128.
47 Classen, Gerhoch, S. 193-215 und S. 421-424 (Opus 14); Van den Eynde, L’ceuvre, S. 131-139 und
S. 215-248; Fichtenau, Studien, S. 37-39.
48 Classen, Gerhoch, S. 349 (Regest 49), S. 350-352 (Regest 51 und 53), S. 368-369 (Regest 89 und
91), S. 375 (Regest 101), S. 382 (Regest 116).
49 Gerhoch übersendet Abt Gottfried von Admont seinen Liber contra duas haereses mit der aus-
drücklichen Bitte um Billigung, Berichtigung und Rücksendung, falls Teile zu berichtigen seien:
G[odefrido] venerabili Admontensis coenobii abbati fr. G[erhohus] devotum cum assiduis oratio-
nibus obsequium. [...] verumtamenpropter alios in obscuro ambulantes hoc ipsum tibi destino, ubi
placet approbandum, atque ubi rationabiliter displicet emendandum, vel mihi, ut emendetur caute
resignandum. Gerhoch von Reichersberg, Widmungsbrief zum Liber de contra duas haereses,
Migne PL 194, Sp. 1161-1162; Classen, Gerhoch, S. 349 (Regest 48).
50 Classen, Gerhoch, S. 340 (Regest 28) und S. 372 (Regest 96).